KISSED

genommen, habe im Bed and Breakfast übernachtet, wurde dort festgehalten, habe einen Vogel gestohlen – alles, damit sie ihn nicht heiratet.
    »Sie sagte, sie würde mich heiraten«, sage ich, bevor ich daran denke, dass Meg hier ist.
    »Was?«
    »Nichts. Wir müssen gehen.«
    Dann sieht sie die Schlagzeile auch, und ich merke an ihrem Gesicht, dass sie verstanden hat, was ich gesagt habe. »Dich heiraten?«
    »Wir müssen los.« Bevor sie protestieren kann, wickle ich den Umhang um uns herum. Im Vergleich zu dem nackten Cowboy sind wir so gut wie unsichtbar.
    Eine Sekunde später sind wir wieder im Nationalpark in Florida.

32
    Wir landen draußen, für den Fall, dass Ranger Wendell noch da ist. Aber alles ist dunkel. Es ist fast zu perfekt. Ich höre Stimmen, in der Ferne singen Leute am Lagerfeuer. Das Zirpen von Grillen.
    Und Megs Stimme.
    »Du willst Victoriana heiraten ? « Sie rückt von mir weg. Vor dem nächtlichen Himmel erkenne ich ihre Silhouette. Sogar im Dunkeln sieht sie wütend aus.
    »Ich kann das erklären.«
    »Oh, kannst du das?« Die Hände ihres Schattens stemmen sich in die Hüfte. »Dann mal los.«
    »Können wir vielleicht später darüber reden? Wenn ich den Frosch habe?« Wenn ich mir eine Ausrede zurechtgelegt habe?
    »Hattest du vor, es mir zu sagen?«
    Darauf weiß ich keine Antwort. Ich wünschte, ich wäre in der Ranger-Station.
    Und dann bin ich da.
    Hier ist es noch dunkler, aber ruhiger, und das ist gut. Ich finde Wendells Büro. Die Tür ist abgeschlossen, aber ich wünsche mich auf die andere Seite der Tür, dann gehe ich zum Schreibtisch, wo der Behälter war. Ich lasse dasLicht aus, mache aber den Vorhang einen Spalt auf, um einen Streifen Mondlicht hereinzulassen. Ich schaue nicht hinaus, ich will Meg nicht sehen, die dort noch immer wartet und wütend ist. Der Behälter schimmert verheißungsvoll wie ein Diamant. Ich fahre mit der Hand über seine glatte gläserne Seitenwand nach oben. Ich entferne den Deckel und stecke meine Hand hinein.
    Ein stechender Schmerz fährt durch meinen Finger, dann durch meine ganze Hand. Etwas hat mich gebissen. Ziemlich fest. Frösche haben keine Zähne, oder? Ich ziehe die Hand heraus und knipse das Licht an. Niemand da. Als sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnt haben, werfe ich einen Blick in den Behälter.
    Skorpione. Der ganze Behälter wimmelt davon. Ich bin von einem Skorpion gebissen worden. Und nicht nur das: Der Frosch ist auch nicht da.
    Meine Hand brennt, als hätte sie jemand in zwei Teile geschnitten. Ich schaue wieder in den Behälter. Er muss da sein, versteckt hinter etwas anderem. Er kann nicht abgehauen sein.
    Dann sehe ich einen Notizzettel. Ich schiele auf das Geschriebene, aber ein Skorpion sitzt darauf.
    Meine Hand klopft, pulsiert. Ich wünschte, ich könnte sie abschneiden. Sie fühlt sich an, als wäre sie doppelt so groß wie normal, und jetzt breitet sich der Schmerz auf meinen Arm aus, meinen Rumpf, meinen Kopf. Meine Zunge fühlt sich an, als würde sie im Mund anschwellen. Meine Beine tun weh, sie können mich nicht länger tragen.Mein Gesichtsfeld verengt sich zu einem einzelnen roten Punkt. Meine Knie geben nach. Ich gehe zu Boden.
    Meine letzte bewusste Handlung besteht darin, mit der linken Hand Megs Ring aus der Hosentasche zu ziehen. Bring Meg zu mir. Mit Müh und Not kann ich ihn über den linken kleinen Finger streifen. Der rote Punkt wird kleiner. Dann überwältigt mich der Schmerz.

33
    Es ist dunkel, und ich höre das Geräusch von Regen. Sehr nahen Regen. Meine Hand tut nicht mehr weh. Ich halte meinen Arm hoch, weil ich mich frage, ob die Hand fehlt. Ich wackle mit den Fingern. Bin ich tot? Fühle ich mich nur besser, weil ich die Schmerzen nicht spüre? Nein. Zumindest glaube ich das nicht.
    »Du bist wach.« Die Stimme in der Dunkelheit lässt mich zusammenzucken. Dann ein Lichtkreis, eine Taschenlampe. Meine Augen gewöhnen sich daran, und ich sehe, dass ich in einem Zelt bin. Mit Meg. Meg!
    Sie hält ein Blatt Papier hoch. »Wendell wusste, dass du versuchen würdest, den Frosch zu stehlen.«
    Ich nehme das Papier in die Hand (die sich vollkommen in Ordnung anfühlt). Darauf steht:
    Der Frosch bleibt bei mir, bis du die Riesen getötet hast. Keine faulen Tricks.
    »Aber wie bist du an die Nachricht gekommen?« Ich untersuche meine Hand.
    »Ich habe sie natürlich aus dem Behälter genommen.«
    »Aber die Skorpione …«
    »Kein Problem. Nicht alle Skorpione sind giftig. Und wenn man nett zu