Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kite

Kite

Titel: Kite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
Vom Netzwerk:
dass darin ein Tastenfeld versteckt ist, mit dem sich die Tür öffnen lässt.«
    »Dann klettern Sie doch da rauf.«
    »Ich komm nicht hin.«
    »Sie blöde Kuh, helfen Sie mir doch!«
    Plötzlich fiel mir etwas auf den Kopf, prallte ab und landete auf dem Boden.
    Es fühlte sich wie ein Hagelkorn an, hart genug, dass es wehtat.
    Was zum Teufel?
    Gerade als ich nach oben sah, traf mich noch eins an der Stirn.
    »Aua!«, schrie Amena.
    Dann traf mich eins auf die Hand, fiel auf den Boden und kullerte weiter. Jetzt sah ich, was es war …
    Ein-Cent-Münzen.
    Es regnete Kupfermünzen.
    »Was ist das?«, sagte Amena. »Ich hab meine Brille nicht auf. Ich kann nichts sehen.«
    »Das sind Pennys«, sagte ich.
    »Was?«
    »Pennys.«
    »Woher kommen sie?«
    »Ich weiß nicht. Irgendwo von dort oben.«
    Sie fielen jetzt schneller auf uns herab und prasselten mir auf den Kopf. Ein paar blieben an meinen Kleidern hängen, doch die meisten landeten auf dem Steinboden und verbreiteten in der Betonzelle nicht nur einen Riesenlärm, sondern auch den typischen Kupfermünzengeruch.
    Ein Geruch wie nach Rost und Blut.
    Die Münzen bedeckten den Steinboden bereits komplett und prasselten in immer größeren Mengen auf uns herab.
    Amena schrie irgendwas, aber ihre Worte gingen in dem ohrenbetäubenden Lärm unter, der von Sekunde zu Sekunde lauter wurde.
    »Was soll ich machen, Luther?«, schrie ich. Aber selbst wenn er mir antwortete, konnte ich ihn nicht hören – nur den Lärm der herabfallenden Pennys, die immer mehr wurden.
    »Wie Dagobert Ducks Geldspeicher«, säuselte Luther spöttisch in mein Ohr.
    Und dann ging es erst richtig los.
    Eine wahre Flut von Münzen ergoss sich über mich. Sie prasselten auf meinen Rücken, meinen Kopf, meine Schultern und begruben meine Schuhe unter sich. Ich stand wie gelähmt in einem zehn, zwölf, fünfzehn Zentimeter hohen Meer aus Kupferund zerbrach mir verzweifelt den Kopf darüber, was hier vorging und was ich tun sollte …
    … und dann dämmerte es mir.
    Oh nein.
    Ich ging in die Hocke. Ein stechender Schmerz durchzuckte meine Oberschenkelmuskeln. Sofort begann ich, die Eisenkugel mit den Händen freizuschaufeln. Sie war bereits zu einem Drittel mit Münzen bedeckt.
    Ich wusste nicht, ob Amena den Ernst der Lage schon begriffen hatte. Aber bei diesem Lärm konnte ich es ihr ohnehin nicht sagen.
    Ich ging in die Kniebeuge und schaffte es, die Kugel unter Aufbietung aller meiner Kräfte ein paar Zentimeter zu heben. Kaum hatte ich das getan, wurde sie schon wieder von Münzen begraben.
    Ich mobilisierte meine letzten Kraftreserven, versuchte es noch mal und renkte mir dabei prompt vier Rückenwirbel aus.
    So ging das auf gar keinen Fall.
    Als mein Blick sich mit dem von Amena kreuzte, sah ich in ihren Augen nackte Angst.
    Sie wusste Bescheid.
    »Helfen Sie mir doch!«, schrie ich sie an.
    Die Münzen standen mir inzwischen fast bis zum Knie; bei Amanda dagegen erreichten sie bereits Hüfthöhe. Ich schaufelte wie verrückt und scharrte die Pennys von ihr weg, während sie krampfhaft versuchte, den Kopf zu heben. Aber die Kette ließ ihr nur wenig Spielraum – sie bekam ihn nicht höher als kurz über ihre Hüfthöhe.
    Ich konnte nichts ausrichten. Die Münzen fielen schneller, als ich sie wegschaufeln konnte.
    Ich glaubte, Luther in meinem Ohr zu hören. »Spüren Sie, wie sich die Luft verändert, Jack?«
    Die Münzen prasselten unaufhörlich auf uns herab.
    Meine Versuche, Amanda zu helfen, erwiesen sich als fruchtlos.
    Sie schrie aus vollem Hals. Ihr Gesicht befand sich nur noch wenige Zentimeter über den Pennys. Der Haufen war mindestens einen Meter hoch. Ich musste meine Füße bewegen, um nicht selbst darin zu versinken.
    Ich grub unter Amenas Gesicht und schaufelte die Pennys zur Seite, aber der Haufen wurde immer höher und ich fand kaum noch Platz. Ein Berg Münzen rutschte in die Mulde, die ich ausgescharrt hatte. Jetzt standen ihr die Pennys bis zum Kinn.
    Amena konnte ihren Kopf keinen Millimeter höher heben. Sie zerrte an der Kette und ihr Gesicht lief dabei purpurrot an. Als die Münzen schließlich Mund, Nase, Augen und Stirn bedeckten, verstummten die Schreie.
    Ich scharrte sie beiseite, bis mir die Fingernägel abbrachen, scharrte ihr über die Wangen und schaffte es, ihren Mund für eine Sekunde freizulegen. Münzen und Blut quollen daraus hervor und ihre Augen weiteten sich vor Angst.
    Als ihr Kopf schließlich völlig verschwand, stieß ich ein Wimmern aus.

Weitere Kostenlose Bücher