Kite
Rum infrage. Außerdem will ich was von Ihnen.«
»Ich fühle mich geschmeichelt, aber ich habe bereits einen festen Freund. Und Sie sind sowieso nicht mein Typ.«
»Heben Sie sich diesen Gedanken für eine einsame Nacht auf, Lieutenant. Ich wollte damit sagen, dass ich einen Namen brauche.«
Ich schnippte mit den Fingern.
»Brandy.«
»Brandy? Sie haben doch nicht etwa zu viel getrunken, Lieutenant?«
»Mein Freund möchte unser Baby so nennen.«
»Ich mag am liebsten Mojitos, aber nur weil Gale sie mir literweise mitbringt. Aber das ist eine andere Geschichte. Ich brauch den Namen von einem bestimmten Mann. Er war vor etwa zehn Jahren in einen Kidnapping-Fall verwickelt.«
»Geht klar.«
Chapa beschrieb mir den Typen. Ich loggte mich in die Datenbank des Chicago Police Department ein. Nach einer Weile fand ich den Namen und mailte Chapa ein Foto.
»Noch was, Jack. Sie haben genau zwei Stunden Zugang zum Online-Archiv des
Record
. Danach gewinnt meine Berufsehre die Oberhand, und ich muss denen mitteilen, dass ein Hacker eines ihrer Passwörter geknackt hat. Viel Glück.«
»Passen Sie auf sich auf, Chapa. Ich schulde Ihnen ein Old Style.«
Ich legte auf, loggte mich mit Wormleys Passwort beim
Chicago Record
ein und suchte nach Kite, Thomas und Violet. Inder ersten halben Stunde scrollte ich durch dieselben Informationen, die ich bereits aus dem Wikipedia-Artikel kannte. Aber dann fand ich einen interessanten Hinweis in der Ausgabe vom 11. November 2003, mit dem ich womöglich etwas anfangen konnte.
Nach Violet Kings Verschwinden besuchten ihr Mann Max und ihr Vorgesetzter, Sergeant Barry Mullins, das Haus von Maxine und Rufus Kite auf Ocracoke Island und suchten dort nach ihr. Zwei Tage später fand man die Leichen der beiden Männer zusammen mit vielen anderen, die im Keller an Ketten hingen. Außerdem befand sich dort unten ein weitverzweigtes Labyrinth von Gängen, die zu mehreren Folterkammern führten. In einer davon gab es eine Vorrichtung, die wie ein selbst gebauter elektrischer Stuhl aussah. Und in einem der hintersten Räume hingen zehn Leichen an Ketten von der Decke, darunter Max King und Barry Mullins.
Zu Violet King fand ich nichts weiter. Aber anscheinend tauchte sie zusammen mit Thomas unter und hielt sich mehrere Jahre versteckt, bis sie schließlich den schweren Unfall erlitt.
Wenn Thomas wirklich der Mörder war, wäre sie dann zusammen mit ihm geflohen, wohl wissend, dass er womöglich ihren Mann und ihren Chef umgebracht hatte? Oder vielleicht war er erst richtig ausgerastet, als sie es herausfand, und bekam später so ein schlechtes Gewissen, dass er beschloss, ihr regelmäßig Geld zu geben.
Andererseits passte ein schlechtes Gewissen nicht zu einem Menschen, der einen elektrischen Stuhl zusammengebaut hatte. Zum Glück enthielt der Artikel keine genaue Beschreibung des Folterkellers. Ich wollte gar nicht wissen, wie das Spielzimmer eines sadistischen Psychopathen aussah. Bei dem Gedanken lief es mir kalt den Rücken hinunter.
Ich loggte mich genau in dem Moment aus, als Phin mit einem Roastbeef-Sandwich und einem Teller, der randvoll mitSchweinekrusten gefüllt war, hereinkam. Ich glaube nicht, dass ich in diesem Augenblick irgendjemanden mehr geliebt hätte als ihn.
»Was machst du da?«, fragte er.
Als er neben mir in die Hocke ging, klickte ich auf den Bildschirmschoner. »Nur ein paar Recherchen.« Dann stopfte ich mir den Mund derart mit dem Sandwich voll, dass ich mich erfolgreich um eine Rolle in einem Pornofilm hätte bewerben können.
»Was für Recherchen?«
Wenn ich ihm jetzt sagte, dass ich nach einer Verbindung zwischen Luther Kite und Andrew Z. Thomas suchte, wäre er bestimmt sauer auf mich. Andererseits brachte ich es nicht übers Herz, ihn anzulügen. Daher grunzte ich etwas Belangloses und kaute gierig auf meinem Sandwich herum.
»Jack, ich hoffe doch sehr, du gehst nicht schon wieder dieser Sache mit Luther Kite nach.«
Wieder stieß ich ein unverständliches Grunzen aus.
»Das Wellness-Zentrum hat ab übermorgen einen Platz frei. Ich hab denen deine Situation geschildert und bereits dafür gesorgt, dass sie deine Krankheitsgeschichte zugeschickt bekommen. Um die Erlaubnis dafür zu bekommen, musste ich mich als dein Ehemann ausgeben. Apropos Ehemann …«
Ich würgte das Sandwich hinunter und sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Worauf willst du hinaus?«
»Magst du die Schweinekrusten?«
»Die Schweinekrusten sind lecker. Aber lenk
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