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Kite

Kite

Titel: Kite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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Treppen zu rennen, die sich vor ihm erhoben und zum Eingang seines liebsten Ortes in ganz Chicago führten. Er liebte das Shedd-Aquarium und die Delfine, Meeresschildkröten und Haie, die es dort zu sehen gab. Alle Meerestiere hatten es ihm angetan, sogar Rankenfußkrebse. Die Jahreskarte war das schönste Geschenk, das er je bekommen hatte. Hector wollte später mal Meeresbiologe werden.
    »Hey, Kumpel, kannst du mir mal helfen?«
    Hector blieb stehen und starrte zu dem Mann empor, der seinen Vater angesprochen hatte. Er hatte ein blasses Gesicht und dunkle Haare, trug einen Overall und stand auf einer Laderampe, die aus einem großen weißen Van herausragte.
    Der Mann balancierte einen riesengroßen Pappkarton auf einer Handkarre.
    »Ich möchte möglichst vermeiden, dass der Karton kaputtgeht und der Inhalt rausfällt«, sagte er.
    »Warte hier,
hijo
«, sagte der Vater zu Hector. Dann ließ er seinen Sohn los und ging auf den Van zu.
    Hector sah zu, wie sich die beiden Männer abmühten, den großen Karton die Rampe hinunterzuschleppen. Mit Freude stellte er fest, dass an der Seite FISCHFUTTER stand.
    Neugierig trat er näher.
    »Für welche Fische ist das, Mister?«
    Der Mann mit dem blassen Gesicht zwinkerte ihm zu.
    »Für ’nen Hecht.«
    Hector zog die Augenbrauen zusammen. »Was ist das denn?«
    »Ein äußerst aggressiver Raubfisch.«
    »Und den gibt’s hier im Aquarium?«
    »Ja, da soll ziemlich bald einer kommen.«
    Der Mann schob die Handkarre zurück in den Van, sprang herunter und klappte die Laderampe hoch.
    »Sie lassen das einfach hier stehen?«, fragte Hector.
    »Das holt gleich jemand.« Der Mann mit dem blassen Gesicht zwinkerte. »Glaub mir, der Hecht wird bald hier sein. Er kann das Blut riechen, weißt du.«
    Hector sah dem Mann zu, wie er in den Van stieg und davonfuhr.
    »
Hijo! Zapatos!
«
    Hector blickte auf seine Schuhe herab und stellte fest, dass er in einer Blutlache stand, die sich immer weiter ausbreitete.

Jack
31. März, 16:30 Uhr
    So lange ich zurückdenken konnte, hatte ich einen Chevy Nova gefahren, aber irgendwann war ich die Karre leid und schaffte mir einen Nissan Juke an. Das Fahrzeug sah komisch aus, fast wie eine Heuschrecke, aber es hatte Allradantrieb und einen Motor mit Turbolader. Und als SUV eignete es sich hervorragend für Urlaubsfahrten mit der Familie.
    Vorausgesetzt, Phin würde mir verzeihen.
    Da wir nicht riskieren wollten, dass ich beim Fahren einen Anfall bekam, saß McGlade während unserer Fahrt nach Peoria hinter dem Steuer. Er beschwerte sich fast die ganze Zeit über die Schmerzen in seiner Brust. Vor ein paar Jahren war er einer Serienmörderin in die Hände gefallen, die ihm sämtliche Finger abgeschnitten hatte. Damals hatte er nicht halb so viel darüber gejammert wie jetzt.
    Andererseits brannte Essig in einer offenen Wunde bestimmt höllisch.
    Ich hatte meinen Kindle nicht dabei, aber mithilfe der Kindle-App auf meinem iPhone konnte ich
Der Feuerteufel
von Andrew Z. Thomas als E-Book herunterladen und während der Fahrt lesen. Ich würde zwar Thomas aufgrund dessen, was er schrieb, nicht unbedingt als Psychopath bezeichnen, aber der Kerl hatte wirklich eine abartige Fantasie. Auf jeden Fall waren die Schurken in seinen Romanen realistisch. Sizzle, der Bösewicht in
Der Feuerteufel
, erinnerte mich an mehrere Mörder, die ich gekannt hatte. Die Bösen hielten sich stets für die Guten und brachtenes fertig, ihre perversen Verbrechen vor sich selbst zu rechtfertigen. In dieser Hinsicht traf Thomas den Nagel auf den Kopf.
    »Wie wär’s mit Goldschläger?«, sagte Harry und riss mich aus meiner Lektüre.
    »Hä?«
    »Als Name für dein Baby.«
    »Goldschläger?«
    »Das ist ein Zimtschnaps.«
    »Das weiß ich. Und die Antwort lautet nein.«
    »Ganz sicher? Goldschläger ist doch ein geiler Name.« Das Grinsen in seinem Gesicht war so breit wie ein Pferdearsch.
    »Ich benenne mein Kind nicht nach alkoholischen Getränken, McGlade. Mehr sag ich dazu nicht.«
    Ich vertiefte mich wieder in meine Lektüre.
    »Kahlua.«
    »Nein.«
    »Baileys.«
    »Seit wann stehen Namen im Plural? Nein.«
    »Budweiser.«
    »Nein, verdammt noch mal.«
    »Wild Turkey.«
    Ich starrte McGlade an. »Du bist echt ein Arschloch und musst dich gar nicht mal groß dafür anstrengen.«
    »Welcher Kerl wäre nicht scharf drauf, ’ne Tussi zu nageln, die Wild Turkey heißt?«
    »Das hat mir für meine Tochter gerade noch gefehlt. Kerle, die sie wegen ihres Namens vögeln

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