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Kite

Kite

Titel: Kite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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nichts mehr sagst? Bitte.«
    »Okay, aber einen Baby-Tipp muss ich doch noch loswerden.«
    Ich seufzte. »Also gut.«
    »Man sollte sein Kind nie anschreien. Wenn man das tut, hat man die Kontrolle verloren.«
    Ich ließ mir diese Bemerkung durch den Kopf gehen. »Klingt gar nicht übel, McGlade.«
    »Danke. Ach ja, und wenn du sie zur Strafe in eine Kiste sperrst, vergiss nicht, ein paar Löcher zu bohren, damit sie genug Luft kriegt.«
    Ich wusste natürlich, dass McGlade nur Witze machte – zumindest hoffte ich das. Gott sei Dank hielt er sein Wort und gab eine Zeit lang Ruhe, mal abgesehen von seiner nervigen Angewohnheit, alte Neil-Diamond-Lieder zu summen.
    »Musst du pinkeln gehen?«, brach McGlade schließlich sein Schweigen.
    »Was?«
    »Pissen. Urinieren. Wasser lassen. Ich dachte, ihr verrückten Weiber müsst alle fünf Minuten pinkeln, wenn ihr schwanger seid.«
    »Muss ich nicht. Dein Interesse an meinen Toilettengewohnheiten in Ehren, aber warum fragst du?«
    »Da vorne kommt eine Raststätte.«
    Ich gab mir Mühe, nicht zu schaudern – ohne Erfolg. »Ich hasse Raststätten.«
    McGlade sah mich kurz an und nickte bedächtig. »Ach ja, jetzt fällt’s mir wieder ein. Du bist mal an einer von so Arschlöchern überfallen worden .«
    Ich konnte nicht verhindern, dass vor meinem geistigen Auge das fette Gesicht von Donaldson , einem Serienkiller, auftauchte und mich angrinste.
    »Ja, die beiden hätten mich um ein Haar umgebracht.«
    »Was ist mit ihnen passiert?«
    »Einer sitzt im Knast. Der andere ist an jemanden geraten, der noch schlimmer war als er.«
    Dieser Zusammenstoß hatte kurz nach meiner Begegnung mit Donaldson stattgefunden. Dieser war offenbar über mehrere Stunden hinweg gefoltert und anschließend angezündet worden und hatte diese Behandlung nur durch ein Wunder überlebt. Donaldson selbst hielt das Ganze wahrscheinlich in keiner Hinsicht für wunderbar.
    »Wo steckt er jetzt?«, fragte McGlade.
    »In der Psychiatrie, soviel ich weiß. Er hat furchtbare Schmerzen und braucht dauernd ärztliche Versorgung.«
    Harry sagte: »Geschieht ihm recht. Wie heißt der Kerl?«
    »Donaldson.«
    Harry schnippte mit den Fingern seiner guten Hand. »Von dem hab ich gehört. Der war doch mit diesem jungen Mädchen zusammen. Sie haben Tramper umgebracht oder so was in der Art.«
    »Können wir vielleicht über etwas anderes reden? Du hast versprochen, still zu sein.«
    »Jemand hat die beiden gefesselt und sie mit alten Farmwerkzeugen traktiert.«
    »McGlade …«
    »Hatte Donaldson nicht einen Haufen Bilder von seinen Mordopfern bei sich im Auto?«
    »McGlade! Es reicht!«
    Er sah mich an und merkte, dass ich es ernst meinte.
    »Jackie, um Himmels willen. Was hast du nur?«
    »Die Schwangerschaft macht es mir nicht gerade leicht, McGlade, noch dazu, wenn ich die ganze Zeit über die Schulter gucken und damit rechnen muss, dass so ein Psychopath daherkommt und mich und mein Baby umbringt. Kannst du dir überhaupt vorstellen, wie es ist, wenn man ständig Angst hat?«
    McGlade antwortete nicht. Ich hoffte, dass er jetzt endlich die Klappe hielt.
    Aber nachdem wir ein paar Kilometer schweigend hinter uns gebracht hatten, fühlte ich mich mies, weil ich ihn angeblafft hatte. War meine Verwandlung schon so weit fortgeschritten? In eine Riesenzicke, die ihre Mitmenschen wie Dreck behandelte?
    »Ich weiß, was es heißt, Angst zu haben«, sagte McGlade auf einmal und riss mich aus meinem Selbstmitleid.
    Ich starrte ihn an. »Ich weiß.«
    »Wirklich?« Für ein paar Sekunden trafen sich unsere Blicke. »Du hast in letzter Zeit viel durchgemacht, Jack, daran besteht kein Zweifel. Niemand hat behauptet, dass du es leicht hattest. Aber weißt du, was Alex mit mir gemacht hat?«
    Alex Kork war noch so eine Psychopathin aus meiner Vergangenheit, an die ich mich nur ungern erinnerte . Allerdings hatte sie McGlade genauso schlimm behandelt wie mich. Vielleicht sogar schlimmer.
    »Ich weiß noch, wie ich gefesselt auf diesem Stuhl saß, vollkommen hilflos. Hat Phin dir jemals davon erzählt?«, fragte McGlade.
    »Nicht in allen Einzelheiten.« Phin war bei dieser Sache dabei gewesen. Beide saßen sie mit dem Rücken zueinander gefesselt da, Alex schutzlos ausgeliefert. Und Alex kannte keine Gnade.
    »Sie hat mir die Finger abgeschnitten«, sagte McGlade und hielt seine künstliche Hand hoch. »Und dann hat sie die Blutung mit einem Schweißbrenner gestoppt. Eins kann ich dir sagen – die Schmerzen waren

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