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Kite

Kite

Titel: Kite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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er sich befunden hatte.
    Vorausgesetzt natürlich, dass ich zu Phins Heiratsantrag Ja sagte – und dass der Antrag überhaupt noch aktuell war.
    Ich wandte mich wieder dem Bildschirm zu und starrte auf das Foto mit dem großen Karton, auf dem FISCHFUTTER stand.
    Auch diesmal hatte der Täter ein Buch hinterlassen, nämlich den Thriller
Die Waffe des Mörders
von Andrew Z. Thomas. Es steckte in einem Plastikbeutel, den man in Marquettes Magen gefunden hatte und auf dem Folgendes stand:
    JD, ER HAT DIESES BUCH IN EINEM STÜCK VERSCHLUNGEN, LK
    Wieder hatte Luther Kite eine Seite mit einem Eselsohr markiert, diesmal Seite hunderteinundfünfzig. Außerdem hatte er erneut einen Kringel um den Buchstaben
n
gemacht, und zwar bei dem Wort
Vergnügen
.
    Die Waffe des Mörders ~ Andrew Z. Thomas
          
Mit einem Mal sah er es – eine Offenbarung.
               
Um ihn herum stürzten Mauern ein.
               
Schlösser wurden gesprengt.
               
Ketten fielen von ihm ab.
               
Gut und Böse, diese rosarote Brille, durch die die Menschheit sich selbst betrachtete, war ein Betrug. Es gab kein Gesetz außer dem, das er sich selbst auferlegte. Alles andere war Schwäche, ein Festhalten an Illusionen. Er stand über den Dingen, war der Gott seiner eigenen Welt, und in diesem Augenblick wusste er, wie er von nun an leben würde und welche moralischen Regeln er befolgen würde. Nichts anderes kam infrage.
               
Die Welt war groß, das Leben kurz, und es gab so viele schöne Dinge, die nur darauf warteten, dass man sie sich nahm.
               
Er würde nach
seinem
Willen handeln und Mittel und Wege finden, das zu tun, was ihm Vergnügen bereitete.
               
Er erhob sich von dem Fels, auf dem er die letzten sieben Stunden gesessen und nachgedacht hatte, und eilte von dem dreitausendsechshundert Meter hohen Berg ins Tal hinab. Das Sonnenlicht blendete ihn und tauchte die Gebirgslandschaft ringsum in ein gleißendes Licht, und das Echo seiner Stimme hallte von den umliegenden Bergen wider, als er nach unten in den endlosen grünen Wald rannte. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so stark, so glücklich und so unbesiegbar gefühlt.
               
Heute Nacht, dachte er, und rannte weiter den Berg hinunter, so leichtfüßig, dass es ihm fast schien, als könne er fliegen und wie ein Raubvogel über das Tal gleiten.
               
Jawohl.
               
Heute Nacht würde sein neues Leben beginnen.
               
Behalte diese Nacht im Gedächtnis … denn sie ist der Beginn der Ewigkeit.
               
Er würde dem Impuls nachgeben, den er noch gestern unterdrückt hatte, als sie ihn an seinem Lagerfeuer besuchten, um Hallo zu sagen.
               
Er würde das junge Pärchen, das am gegenüberliegenden Flussufer zeltete, töten.
    151
    Ich las die Seite mehrmals. Dann nahm ich mir noch mal den Auszug aus
Der Feuerteufel
vor und versuchte dahinterzukommen, warum Luther diese Seiten markiert hatte. Was wollte er mir damit sagen? Enthielten sie Hinweise? Oder führte er mich nur an der Nase herum?
    Zeugen hatten gesehen, wie Luther den Karton vor dem Aquarium abgestellt hatte. Er hatte blaue Arbeitskleidung getragen und einen weißen Van gefahren. Allerdings konnte sich niemand an die Marke, das Modell oder das Nummernschild erinnern.
    Herb hatte bereits die Angehörigen der beiden Opfer vernommen. Auf den ersten Blick schien es keine Verbindung zwischen ihnen zu geben, abgesehen von einer Tatsache, die seltsam anmutete: Der Täter hatte Marquettes Leiche vor dem Shedd-Aquarium entsorgt – und das erste Opfer hieß Jessica Shedd. Aber Jessica hatte mit dem Aquarium überhaupt nichts zu tun.
    Mir war das alles ein Rätsel. Irgendwie hatte ich das Gefühl, etwas übersehen zu haben, das sich direkt vor meiner Nase befand.
    Die Fingerabdrücke auf dem Karton waren von Luther Kite.
    Die Fingerabdrücke auf dem Buch waren von Andrew Z. Thomas.
    Ich ließ mir das durch den Kopf gehen. Hatte Luther sich eine Ausgabe aus Andrews Besitz verschafft, um den Anschein zu erwecken, dass Thomas an dem Mord beteiligt war? Oder vielleicht war Thomas gar nicht bei Violet im Keller eingesperrt, wie die Literaturagentin gemeint hatte, sondern bei Kite.
    Die Vorstellung, dass er sich seit 2004 in der Gewalt eines Psychopathen befand, ließ mich erschaudern.
    Dann kam mir ein

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