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Kite

Kite

Titel: Kite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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Ihr Produkt erzählt, aber ich möchte an dieser Stelle noch mal betonen, dass ich meine Mandanten gründlich betreue. Wenn man über den Stand der Technik und alle bisher eingereichten Patentanmeldungen bestens informiert ist, hat man eine weitaus größere Chance, dass die Patenterteilung zügig erfolgt.«
    »Ich habe mein Musterexemplar dabei, falls Sie es sich ansehen möchten.«
    »Aber natürlich.«
    Siders kniete neben seiner Sporttasche, öffnete den Reißverschluss und nahm eine Feuerwehraxt heraus.
    »Soll das ein Witz sein?«, fragte Roe, als Siders das Werkzeug auf die Glasplatte seines Schreibtischs legte.
    »Ganz und gar nicht.«
    »Ihr Glasschneider ist eine Axt?«
    »Sie ist äußerst effektiv. Vielleicht verstehen Sie besser, was ich meine, wenn ich Ihnen eine Demonstration liefere.«
    »Unbedingt.«
    Siders stand auf, hob die Axt und ging zum Fenster hinter Roes Schreibtisch.
    Zweites Warnzeichen.
    »Entschuldigen Sie, Mr Siders.« Er drehte sich im Sessel um. »Was zum Teufel machen Sie da?«
    »Ihnen eine kleine Demonstration liefern.«
    »An meinem Fenster?«
    »Na klar. Oder haben Sie sonst noch irgendwo Glas?«
    Drittes Warnzeichen.
    Roe sprang wütend aus dem Sessel. Der Kerl hatte seine Zeit verschwendet. Immerhin hatte er eine Stunde damit verbracht, sich auf die Besprechung vorzubereiten, seinen Mitarbeitern Anweisungen zu den notwendigen Recherchen zu erteilen und seine Notizen noch einmal durchzusehen. Er veröffentlichte regelmäßig in Fachzeitschriften und war die letzten vier Jahre ununterbrochen als einer der besten Patentanwälte von Chicago nominiert worden. Mit solchem Kinderkram seine wertvolle Zeit zu vergeuden, war einfach weit unter seinem Niveau.
    »Mr Siders, ich glaube nicht, dass ich Ihnen helfen kann.«
    »Wieso nicht?«
    »Ich möchte, dass Sie jetzt gehen.«
    »Aber ich muss Ihnen doch erst zeigen, wie das Ding hier funktioniert. Wenn Sie es erst mal mit eigenen Augen …«
    »Ich fordere Sie zum letzten Mal auf, mein Büro zu verlassen.«
    »Aber Sie müssen sich das ansehen. Das wird Sie umhauen.«
    Als Roe sah, wie Siders mit der Axt zum Schlag ausholte, wurde ihm mit einem Mal klar, dass der Mann vollkommen verrückt war. Genies hatten oft mit emotionalen Problemen zu kämpfen, aber dieser Kerl war kein Genie, sondern ein Psychopath.
    Roe griff zum Telefonhörer und tippte Kellys Durchwahl. »Kelly, schicken Sie mir sofort den Sicherheitsdienst …«
    Er nahm den Hörer vom Ohr und starrte mit einer Mischung aus Schock und zunehmender Angst auf die durchgetrennte Schnur.
    Ach du Scheiße.
    Siders musste wohl die Schnur durchtrennt haben, als Roe die Tür zu seinem Büro geschlossen hatte.
    Er musste hier raus, und zwar sofort.
    Roe drehte sich um und wollte an seinem Schreibtisch vorbei, aber Siders versperrte ihm lächelnd den Weg.
    Der Ellbogen traf ihn so schnell am Kinn, dass er bereits auf dem Boden saß, bevor er wusste, was geschehen war.
    Siders sagte: »Beruhigen Sie sich, dann geht alles ganz schnell und schmerzlos.«
    »Sie … Sie können doch nicht einfach …«
    Roe wollte aufstehen, sah dann aber die Stahlspitze eines schwarzen Cowboystiefels auf sein Kinn zusausen.

Jack
1. April, 13:40 Uhr
    Als ich das zweite Mal innerhalb von zwei Tagen meinen Blick durch das Wartezimmer der Notaufnahme wandern ließ, fragte ich mich, wie viele Menschen hier starben, bevor ein Arzt sich um sie kümmerte. Mein hoher Blutdruck rechtfertigte zwar einen Krankenhausbesuch, war aber offenbar nicht schlimm genug, um an die Reihe zu kommen, ohne erst eine Stunde warten zu müssen. Dazu kamen noch die vierzig Minuten, die ich von Bensenville nach Chicago brauchte, wo das nächste Krankenhaus in meinem Versicherungsnetzwerk lag. Wäre mein Zustand lebensbedrohlich gewesen, so wäre ich wohl schon tot.
    »Wenn mein Zustand lebensbedrohlich wäre, dann wäre ich jetzt schon tot«, sagte ich zu Phin.
    »Ich schau noch mal in die Schwesternstation.«
    Er stand auf und ging los. Ich seufzte. Bestimmt würde man mir wieder einreden, ich solle die Geburt einleiten lassen, aber heute war der erste April, und ich hatte keine Lust, mein Baby an diesem Tag zur Welt zu bringen.
    Mein iPhone klingelte.
    Ein Anruf mit unterdrückter Rufnummernerkennung. Ich nahm ihn trotzdem an.
    »Jacqueline Daniels? Wir bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Herb Benedict tot ist. Er hat eine Unmenge doppelte Cheeseburger verschlungen und ist schließlich geplatzt. Die Explosion war so stark,

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