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Kite

Kite

Titel: Kite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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dass noch sechzehn weitere Personen umgekommen sind.«
    McGlade rief mich meistens mit unterdrückter Nummer an. Ich ging nämlich nicht ran, wenn ich wusste, dass er es war. »Bist du schon hier, Harry?«
    »Ich fahre gerade auf den Parkplatz. Sag mir doch bitte noch mal, was für mich dabei rausspringt, wenn ich die ganze Zeit auf dich aufpasse. Geld? Ruhm? Oder willst du mich mit ein paar Freundinnen von dir verkuppeln, die zufällig Stripperinnen sind?«
    »Du bekommst das gute Gefühl zu wissen, dass ich noch am Leben bin.«
    »Die Stripperinnen wären mir lieber.«
    »Ich muss Schluss machen. Meine Fruchtblase ist gerade geplatzt.«
    »Im Ernst?«
    »Nein, natürlich nicht. Aber du bist nicht der Einzige, der andere am ersten April verarschen kann.«
    Ich legte auf. Phin war noch nicht zurück. Ich wollte ihm gerade eine versaute SMS schicken, als mein iPhone schon wieder klingelte. Wieder ein Anruf mit unterdrückter Rufnummer. Diesmal wurde ich gefragt, ob ich FaceTime benutzen wollte – eine App, die es den Gesprächspartnern ermöglichte, beim Telefonieren das Gesicht des anderen zu sehen. Genau wie in der Zeichentrickserie
Die Jetsons
. Phin hatte für den Notfall darauf bestanden. Um die Funktion zu nutzen, trug ich einen aufladbaren WLAN-Hotspot mit mir herum, der mich im Monat teurer kam als meine Stromrechnung für das ganze Jahr.
    Ich tippte den Button an und aktivierte FaceTime. Mir graute davor, McGlade sehen zu müssen, während ich mit ihm sprach.
    Aber es war nicht McGlade, sondern ein Mann mit blassem Gesicht und schwarzen Haaren.
    Jemand, den ich lange nicht gesehen hatte.
    Jemand, von dem ich gehofft hatte, ihn nie wieder sehen zu müssen.
    Ich empfand eine so tiefe Abscheu, dass ich am liebsten aufgelegt und das Telefon weggeworfen hätte. Aber Polizisten tun so etwas nicht.
    Luther lächelte in die Kamera.
    »Sie sehen ja ganz schön schwanger aus, Jack.«
    »Und Sie sind hässlich wie eh und je. Sollten wir uns nicht lieber persönlich treffen? Ich hab ein paar Freunde, die nur darauf brennen, Ihnen Hallo zu sagen.«
    »Alles zu seiner Zeit. Ich schlage Ihnen stattdessen ein Spielchen vor. Wenn Sie gewinnen, retten Sie ein Menschenleben. Na, wie wär’s?«
    »Mit Ihnen spiele ich nicht, Luther.«
    Luther drückte auf den zweiten Kamera-Button. Das Video auf meinem iPhone zeigte nun anstelle seines Gesichts einen Mann in einem teuren Anzug. Er war bewusstlos. Auf seinem Mund klebte ein Streifen Isolierband und seine Hand- und Fuß-gelenke waren mit Kabelbindern gefesselt.
    Ich hatte schon einmal so ein abartiges Spiel mit einer Serienmörderin gespielt. Sie hatte mir Bilder ihrer Opfer geschickt, kurz bevor sie sie umbrachte. Aber das waren nur Standbilder gewesen. Dies hier war ein Live-Video.
    »Können Sie mich noch hören, Jack?«
    Ich antwortete nicht. Mir war zum Kotzen zumute. Am liebsten wäre ich davongerannt, an einen Ort, wo dieser Irre mich niemals finden würde.
    »Antworten Sie mir, Jack, oder ich steche dem Mann die Augen aus.«
    »Ja, Luther, ich kann Sie hören.« Ich wollte schon sagen: »Lassen Sie ihn laufen«, aber ich wusste, dass dies sinnlos war. Luther hatte etwas vor, und mir blieb nichts anderes übrig, als abzuwarten, was als Nächstes passierte. »Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?«
    »Durch eine gemeinsame Bekannte. Sie erinnern sich dochbestimmt an Alex Kork. Die schönste Frau, die mir je über den Weg gelaufen ist.«
    »Alex war ein Monster«, sagte ich. »Genau wie Sie.«
    »Gleich und Gleich gesellt sich gern. Jetzt erklär ich Ihnen, wie das Spiel läuft, Jack. Eigentlich ganz einfach. Ich werde Sie etwas fragen. Wenn Sie die Antwort nicht wissen, bringe ich ihn um. Kann es losgehen? Habe ich Ihre volle Aufmerksamkeit?«
    »Ich hab jetzt keine Zeit für solche Spielchen, Luther. Ich bin gerade in der Notaufnahme.«
    Ich tippte den Kamera-Button an, sodass er das Wartezimmer sehen konnte. Dann blickte ich mich verzweifelt nach Phin um. Ich musste ihn über das, was gerade geschah, in Kenntnis setzen. Dann konnte er Herb holen. Zusammen würden wir es vielleicht schaffen, Luthers Aufenthaltsort zu ermitteln.
    Luther sagte: »Im Blessed-Crucifixion-Krankenhaus? Sagen Sie bloß, Sie haben schon wieder Präeklampsie?«
    Falls er beabsichtigt hatte, mich mit seiner Kenntnis meines Zustandes zu verunsichern, so war es ihm gelungen. Ich presste meine Zähne zusammen und atmete tief durch, um mich wieder zu beruhigen.
    »Könnten wir das Ganze nicht ein

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