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Klack: Roman (German Edition)

Klack: Roman (German Edition)

Titel: Klack: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Modick
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Frauchen verliebt. Das klappt alles reibungslos, denn schon bald werden Pongo und Perdi Eltern von 15 Dalmatinerwelpen. Bis dahin war das Ganze doch sehr unter meinem Niveau, und obwohl ich mich freute, wenn Clarissa lächelte und kicherte, sehnte ich mich manchmal in Die glorreichen Sieben. Als jedoch die exzentrische und richtig fiese Cruella de Vil auftaucht, die von einem Mantel aus Dalmatinerfell träumt und die Welpen von zwei trotteligen Ganoven entführen lässt, wurde es so lustig, dass auch ich lachen musste, und dann sogar so spannend, dass Clarissa auf den Fingernägeln kaute. Pongo und Perdi suchen mithilfe drolliger Hunde aus der Nachbarschaft nach ihren Welpen, und als sie die gemeine Cruella aufspüren, stellt sich heraus, dass diese insgesamt 99 Dalmatiner aus allen Landesteilen entführt hat. Cruella erinnerte mich an Oma in jüngeren Jahren, obwohl sie Hunde gar nicht mochte. Aber auf ihrem Klavier stand ein Foto, das auf einem Offiziersball gemacht worden war. Oma trug da eine mondäne Pelzstola und rauchte in einer langen Spitze eine Zigarette. Und das tut Cruella auch. Die entführten Welpen werden von Pongo und Perdi befreit und auf abenteuerlichen Umwegen nach Haus gebracht, wo sie von Herrchen und Frauchen erwartet werden. Manchmal stellte ich mir vor, Pongo zu sein, und Clarissa war Perdi, weil das mit der Liebe bei Hunden offenbar ganz unproblematisch, reibungslos und natürlich war, aber am Ende war Clarissa eher Frauchen und ich Herrchen.
    Enzo klatschte in die Hände.
    Nachdem wir unsere Sachen an der Garderobe abgeholt hatten, zog Clarissa ihrem kleinen Bruder den Mantel an, und mir fiel ein, dass man uns in der Tanzschule Gellermann & Sohn eingeschärft hatte, ein Kavalier helfe seiner Dame stets in den Mantel. Als ich ihr den Mantel abnehmen und aufhalten wollte, sah sie mich giftig an. Vielleicht dachte sie, ich wollte ihr den Mantel klauen? Aber ob sie nun wollte oder nicht, wir hatten den gleichen Heimweg.
    Draußen schneite es. Warum hatte ich keinen Schirm dabei? Den hätte ich ihr jetzt wie ein wahrer Kavalier über den Kopf halten können, und sie hätte dann ihre Hand in meine Armbeuge gelegt, wie meine Mutter das bei meinem Vater machte. Enzo hüpfte uns ein paar Schritte voraus, und wir gingen wie Frauchen und Herrchen einträchtig nebeneinander her. Gern hätte ich ihre Hand gehalten, traute mich aber nicht, danach zu greifen. Mit dem Mantel war das ja auch schon schiefgegangen.
    »Eigentlich wollte ich Die glorreichen Sieben sehen«, sagte ich, »aber dann –« Ich wusste nicht weiter.
    »Was dann?«, sagte sie.
    »Och, nix dann. Pongo und Perdi wollte ich natürlich auch gern sehen. Zeichentrick ist schon toll. Aber wir könnten ja vielleicht mal zusammen –, ich meine, du und ich, wir könnten uns doch Die glorreichen Sieben ansehen, ohne deinen Bruder, meine ich.« Dass mir bei einem Kinobesuch mit Clarissa in Horst Buchholz ein Konkurrent entstehen konnte, musste ich wohl oder übel in Kauf nehmen.
    »Das geht nicht«, sagte sie. »Ich weiß nicht, ob mein Vater das erlauben würde. Und außerdem muss ich auf Enzo aufpassen.« Sie nahm den Kleinen jetzt an die Hand, als müsste sie beweisen, was sie gesagt hatte. Immerhin hatte sie »das geht nicht« gesagt und nicht »das will ich nicht«. Ein Hoffnungsschimmer.
    »Wieso erlauben? Der Film ist doch frei ab zwölf. Und du bist doch mindestens schon sechzehn.«
    Sie kicherte geschmeichelt. Das hatte ich ja gut hingekriegt. »Ich bin fünfzehn«, sagte sie.
    »Ich auch«, sagte ich und ärgerte mich, nicht sechzehn gesagt zu haben. »Und wieso musst du immer auf Enzo aufpassen. Wo ist denn eigentlich eure Mutter?«
    Sie gab keine Antwort, kaute auf ihrer Unterlippe.
    »Mamma ist gestorben«, sagte Enzo. »Schon vor vier Jahren.«
    Schneeflocken sanken auf Clarissas Wimpern und sahen wie Tränen aus. Vielleicht weinte sie wirklich?
    »Oh«, sagte ich. »Das tut mir aber leid«, weil man das wohl so sagen musste, »ich meine –«
    »Ist schon gut«, sagte Clarissa und berührte sanft meinen Unterarm. Freiwillig. Absichtlich. Ein Stromschlag.
    Schnell das Thema wechseln! »Wo geht ihr eigentlich zur Schule?«
    »Ich bin auf der Mittelschule Brahmsweg, und Enzo ist in der 1. Klasse auf der Volksschule.«
    »Ach so –«
    »Ja.«
    Schweigen.
    »Und was machst du sonst so? Ich meine, hast du Hobbys oder so was?«
    »Ich gehe gern schwimmen«, sagte sie.
    »Ich auch«, sagte ich. Das stimmte aber gar nicht.
    »Und ich spiele

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