Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2
von Anfang an insgeheim unterstützt.
Die AAnn erwiesen sich als nicht so umgänglich. Erst nach intensiver Überzeugungsarbeit der menschlichen Diplomaten stimmten sie zu, erst dann wieder Schiffe in das pitarische System zu schicken, wenn sich die verfahrene Situation zu Gunsten der einen oder anderen Partei geklärt hätte. Wiederholt betonten die Thranx, dass die AAnn sich nicht zu schade seien, die Situation auszunutzen, falls die Menschheit im Krieg gegen die Pitar allzu sehr geschwächt würde. In diesem Fall könne man durchaus damit rechnen, dass die AAnn Testangriffe auf eine oder mehrere Menschenkolonien durchführen würden.
Der Weltrat und Generalstab versicherten den besorgten Thranx, dass man selbst im Falle der unerwarteten Niederlage, genügend Streitkräfte in Reserve habe, um die Erde und alle Koloniewelten zu verteidigen. Das beruhigte die Thranx zwar ein wenig, dennoch blieben sie auf der Hut. Es war wundervoll, welch leidenschaftliche Zuversicht die Menschen verströmten, doch hatte Zuversicht gegen die AAnn noch nie sonderlich viel geholfen.
Nachdem alle Spezies, die eventuell pikiert auf die Blockade reagiert hätten, den Menschen ihr Einverständnis gegeben hatten, verhängte der Generalstab offiziell die Blockade gegen das Dominion. Die Pitar, die sich auf ihren Zwillingswelten sicher fühlten, ließen sich davon weder beeindrucken noch einschüchtern. Zehntausende Menschen auf hunderten von Schiffen hielten die Pattsituation aufrecht, aktiv unterstützt von den Bevölkerungen mehrerer Welten.
Gleichwohl verlief die Blockade nicht ohne Kampfhandlungen. Von Zeit zu Zeit brachen speziell abkommandierte Verbände der Blockadeflotte auf, um die anscheinend undurchdringlichen Verteidigungsgürtel der Pitar zu durchbrechen. Jedes Mal verfolgten sie eine neue Taktik, setzten neue Waffen ein und zogen voller Zuversicht und hoch motiviert ins Gefecht. Und jedes Mal kehrten sie geschlagen und entmutigt zurück. Und es gab auch jene schrecklichen Fälle, da sie überhaupt nicht mehr zurückkehrten.
Nicht immer gewinnt die belagernde Partei den Zermürbungskrieg, ganz gleich wie unbeirrt und einfallsreich sie vorgeht. Da die Pitar nirgendwohin konnten, keinen geheimen Schlupfwinkel besaßen, kämpften sie mit unglaublicher Hartnäckigkeit und Entschlossenheit. Zwar schleuderten sie dem Feind ihre Schiffe ohne zu zögern entgegen, um einen scheinbar unbedeutenden Asteroiden zu verteidigen, doch schickten sie kein einziges Schiff auf eine Angriffsmission. Ihre Kriegsphilosophie war gänzlich defensiv, darauf ausgerichtet, die Zwillingswelten um jeden Preis zu verteidigen, und nicht darauf, eine Invasionsmacht offensiv anzugreifen.
In regelmäßigen Abständen wurden die ranghohen Mitglieder des Generalstabs der Blockadeflotte ebenso wie die niedere Ränge bekleidenden zivilen Berater abgelöst, egal welcher Rang - alle waren sie gleichermaßen frustriert. Ein Admiral umschrieb die Situation so: Die Blockade sei Krieg, der ausschließlich im Schutze der Nacht geführt werde, nur dass die Nacht überhaupt keinen Schutz böte. Man konnte keinen Überraschungsangriff gegen eine gefechtsbereite, technisch hoch entwickelte Spezies landen. Dafür sorgten ihre Instrumente, die niemals schliefen. Ein Lebewesen war nur begrenzt belastbar; alles, was seine Fähigkeiten überstieg, musste von Maschinen übernommen werden. Für einen Soldaten war es schwer, stets die Energie und Aufmerksamkeit aufzubringen, die man im Kampf gegen einen unsichtbaren Gegner brauchte. Selbst die Welten des Feinds waren nicht mehr als winzige Lichtpunkte am galaktischen Himmel.
Trotzdem dachte niemand an Kapitulation. Die Menschen konnten Treetrunk nicht vergessen. Doch obgleich ihre Wut noch relativ frisch war, ließ sie bei einer stetig wachsenden Bevölkerungsschicht bereits ein wenig nach. Die Medien versuchten das Interesse ihrer Zuschauer aufrechtzuerhalten, aber eine Blockade ist nicht mit dramatischen Weltraumgefechten zu vergleichen. Die Schlacht um den Erhalt der Pattsituation lockte allabendlich nicht so viele Zuschauer vor die 3-Ds, wie eine Invasion es vermocht hätte.
Etwas musste geschehen. Man musste etwas unternehmen, um die inakzeptable Lage zu ändern. Den Strategen war durchaus klar, dass die Zeit drängte. Es war schon mehr als ein Jahr vergangen, seit die Wellington und der Rest der Flotte in das System des pitarischen Dominions eingedrungen waren, unter dem Jubel und den rachgierigen Zurufen des Großteils
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