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Klammroth: Roman (German Edition)

Klammroth: Roman (German Edition)

Titel: Klammroth: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isa Grimm
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sich.
    Sie riss den Hebel der Fahrertür auf, streifte Eriks Hand ab und schlug abermals zu. Dabei drehte sie sich mit dem Rücken zur Tür und stemmte sich dagegen, fiel rückwärts ins Freie, konnte ihm aber noch einen Tritt gegen den Oberarm verpassen, der ihn aufheulen ließ.
    Dann war sie draußen, kam stolpernd auf die Beine und rannte in die einzige Richtung, die sich in der Finsternis ausmachen ließ. Die erleuchteten Fenster der Klinik waren winzige Lichtpunkte jenseits der Zweige und Stämme, tausend Kilometer entfernt oder am anderen Ende des Sonnensystems.
    Er rief etwas, das sie nicht verstand. Dann hörte sie, wie die Beifahrertür aufgestoßen wurde. Einmal sah sie kurz über die Schulter, erkannte aber nur seine massige Statur vor dem Licht hinter den Scheiben. Dann musste sie wieder nach vorn blicken, weil das Gebüsch jetzt dichter wurde. Mit den Händen bog sie Zweige beiseite, Tannenwedel wischten durch ihr Gesicht.
    War Sebastian auch in der Nähe? Sie war drauf und dran zu tun, was er von ihr verlangt hatte. Aber sie wollte es nicht für ihn tun, sondern für sich selbst. Bestimmt gab es in Theodoras Apartment einen Computer mit Zugriff auf die Patientenakten, vielleicht eine geheime Dokumentation darüber, womit Nele behandelt worden war. Vor allem aber wollte sie erfahren, wer ihre Stiefmutter wirklich gewesen war.
    In ihrem Rücken rief Erik ihren Namen, nur ein Mal und nicht besonders laut. Die Klinik war zu nah, vielleicht gab es einen Sicherheitsdienst.
    Sie konnte seine Schritte nicht mehr hören, weil alles um sie herum raschelte und knirschte, während sie durch das Unterholz rannte.
    »Bleib stehen!«, rief Erik mit gepresster Stimme.
    Möglicherweise hatte er Theodora ermordet und das Haus abgebrannt. Aber sie verstand nicht, was er von ihr wollte. In einigen Stunden würde sie Klammroth verlassen und nie mehr zurückkehren.
    Jeder Zweig, der ihr ins Gesicht peitschte, machte ihr deutlich, in welcher Gefahr sie schwebte. Ihr Handgelenk schmerzte noch immer von seinem Griff. Er war um ein Vielfaches stärker als sie. Und er war bereit, ihr wehzutun.
    J a, er hat sie umgebracht , durchzuckte es sie. Und dann hat er sie in Brand gesteckt.
    Sie lief geradewegs in etwas Dunkles, Dorniges, verhedderte sich darin und verlor kostbare Sekunden, ehe sie freikam. Dabei sah sie ihn wieder näher kommen, nur eine Ahnung von ihm, ein Stück Finsternis, das sich bewegte und größer wurde.
    Dann rannte sie wieder, gerade bevor er sie packen konnte. Er war jetzt unmittelbar hinter ihr.
    Plötzlich fluchte er. Astwerk knirschte. Er schien zu stürzen, aber sie sah sich nicht noch einmal um. Stattdessen lief sie weiter auf die Lichter zu. Sie konnte jetzt die hellen Rechtecke der Fenster erkennen.
    Sie brach durch trockenes Gebüsch, schlug die Zweige niedriger Nadelbäume beiseite und stürmte auf eine Wiese. Bis zur Klinik war es nicht mehr weit. Sie überquerte einen asphaltierten Fußweg und erkannte ein gutes Stück voraus die ersten Lampen in der Nähe des Gebäudes.
    Erik war noch immer hinter ihr, sie konnte seine stampfenden Schritte hören. Und er war schneller, als sie gehofft hatte. Als Kind hatte er vor seinen Mitschülern davonlaufen müssen. Man hatte ihn gemobbt und zum Gespött gemacht. Mädchen und Jungen aus den unteren Klassen hatten ihn ausgelacht und schließlich eigene Treibjagden auf ihn veranstaltet, als ihnen klar geworden war, dass er sich nicht wehrte, sondern immer nur die Flucht ergriff.
    Noch hundert Meter bis zum Institut.
    Anais sprang über ein Rosenbeet und wäre beinahe in einen Papierkorb gekracht, der verborgen hinter hüfthohen Sträuchern stand.
    »Bleib endlich stehen!« Er klang wütend, und ihre Angst vor ihm wuchs. Vor dem Tunnel war er mit einem Stock aufsie losgegangen, und sie fragte sich, ob er jetzt etwas anderes dabei hatte. Vielleicht ein Messer.
    Sie hätte den Weg zum Haupteingang einschlagen können, aber dann hätte sie ihren Plan aufgeben müssen. Vielleicht konnte sie ihn stattdessen an der Rückseite abhängen, am Hintereingang, dessen Schlüsselkarte in ihrer Hosentasche steckte, die oberste von einem halben Dutzend. Alle säuberlich markiert in Theodoras eleganter Handschrift.
    Während sie über eine schmale Wiese lief, wurde ihr bewusst, dass rechts von ihr am Fuß des Gebäudes die Bank stand, auf der sie von Stille begegnet war. Die schwarzen Bäume, die er angestarrt hatte, befanden sich zu ihrer Linken. Dort brach Erik aus dem Unterholz

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