Klappe, Liebling!: Roman (German Edition)
sein?«, fragte Tyler mit einem Kichern. »Du willst mich an dem Geschäft beteiligen? Aber du und diese Hure von Pilotin, ihr schmeißt doch jeden aus dem Geschäft. Wie passt das zusammen?«
»Sie brauchen mich«, argumentierte der Ire verzweifelt. »Ohne mich geht der Deal nicht …«
»Kleine Änderung im Plan«, verkündete Tyler und schlug ihm mit der flachen Klinge gegen die Wange, hielt dann die Messerspitze wieder weniger als einen Zentimeter vor das Auge des alten Mannes. »Die Koordinaten und die Containernummer.«
»Zur Hölle mit dir.«
»Falsche Antwort«, erwiderte Tyler und stieß mit dem Messer zu.
Wilder hielt inne, als er den zweiten Schrei hörte. Jeder in einem großen Umkreis musste diesen Schrei gehört haben. Der Schrei hatte keinen Akzent, aber er zweifelte nicht, aus wessen Kehle er stammte. Und er wusste, dass der andere Typ ihn bemerkt hatte. Er hatte dessen Zögern an der Uferböschung wahrgenommen. Dann hatte er den Ruf nach Johnnie-Boy und Peter gehört. Der unbeantwortet geblieben war.
Der verdammte Alligator schwamm jetzt, von dem Schrei angelockt, noch schneller.
Wilder wusste, dass er für Finnegan zu spät kam, trotzdem beeilte er sich. Wieder ein Schrei. Wilder hätte noch schneller vorankommen können, aber er durfte auf keinen Fall die MP- 5 aus dem Anschlag nehmen. Denn da war jemand, der diese Schreie verursachte, und dieser Jemand war demnach nicht zu unterschätzen. Wilder war sich ziemlich sicher, dass der alte Rogers ihm in diesem Fall zugestimmt hätte, wenngleich in den Regeln für Ranger der Fall nicht berücksichtigt wurde, dass man mit einem schreienden Iren und einem Krokodil in einem Sumpf steckte.
Noch ein Schrei. Wilder war jetzt nahe der Straße.
Stille.
Wilder erstarrte. Sein Blick glitt suchend hin und her, und die Mündung der Maschinenpistole folgte der Bewegung seiner Augen. Nichts regte sich. Aber was immer da geschehen war, es war vorbei. Jetzt kam es darauf an, auf die eigene Sicherheit zu achten.
Denn derjenige, der Finnegan zum Schreien gebracht hatte, war nahe, verdammt nahe. Und wartete darauf, dass er etwas Dummes tat. Die fehlende Reaktion von Johnnie-Boy und Peter bedeutete, dass auch sie wahrscheinlich nicht mehr unter den Lebenden weilten.
Es war die schwerste Lektion, die er im Kampf gelernt hatte: nichts zu tun. Er stand vollkommen reglos brusttief im Sumpf. Den Finger am Abzug. Lauschend. Beobachtend. Lautlos schnüffelnd.
Ein Körper taumelte den Hang hinab und fiel spritzend ins Wasser. Wilder schwenkte die Mündung nach links, doch da war schon der Alligator zur Stelle und ließ seine massiven Kiefer um den Körper zuschnappen.
Wilder wusste, dass die 9-mm-Geschosse der Maschinenpistole einen solch riesigen Alligator höchstens in die Flucht jagen konnten, und außerdem hatte er eigentlich nichts gegen das Vieh. Es folgte einfach seiner Natur. Wilder ließ die MP- 5 ins Wasser fallen, so dass sie an ihrer Schlinge hing, und griff nach hinten, wo die Glock mit ihrer scharfen Ladung in ihrem Halfter steckte. Deren Kugeln konnten die meisten kugelsicheren Westen durchschlagen, deswegen hoffte er, dass sie auch durch den Schuppenpanzer eines Alligators dringen würden, falls es nötig wurde. Das Erschießen von Alligatoren wurde in Bragg beim Training der Special Forces nicht gelehrt, eine schwere Nachlässigkeit, wie Wilder allmählich glaubte. Hätte Pepper dort etwas zu sagen, dann wäre das anders.
Wilder zog die Pistole, wobei Wasser aus dem Lauf lief, und feuerte einen Warnschuss ab. Der Alligator begann, das Wasser zu peitschen, Wilder aber kroch näher ans Ufer und feuerte mehrere Kugeln in Richtung Böschung, um dafür zu sorgen, dass derjenige, der den Mann ins Wasser geworfen hatte, in Deckung gehen musste. Wenn er einfach da hinaufrannte, standen die Chancen gut dafür, dass er eine Kugel direkt zwischen die Augen abbekam, falls die andere Person ebenfalls gelernt hatte zu warten. Und er hätte einen Batzen Geld darauf verwettet, dass der andere das tatsächlich gelernt hatte.
Wilder glitt zurück ins aufgepeitschte Wasser. Dann herrschte plötzlich Stille. Er machte unfreiwillig einen Schritt rückwärts und erkannte, dass der Alligator mitsamt seiner Beute abgetaucht war. Er wartete weiter reglos ab, war sich der Gegenwart von Raubtieren aller Art um ihn herum bewusst. Nach fünf Minuten begann er schließlich, in Richtung der Uferböschung vorwärtszuwaten.
Da nahm er zu seiner Linken eine Bewegung wahr, ein
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