Klappohrkatze auf Reisen
aufmachen, sodass er sogar den Kopf herausstrecken kann – seine liebste Art zu reisen. Beim Start und bei der Landung lassen sich die Dinger zumachen und unter dem Sitz verstauen, aber sie sind extrem komfortabel und machen das Reisen für Norton sehr viel luxuriöser.
Bei Air France sind sie natürlich unglaublich nett zu einer gewissen Scottish Fold, und diese Reise war keine Ausnahme. Die Kabine in der Businessclass war fast leer, also bekam Norton seinen eigenen Platz und sein eigenes Menü aus geräuchertem Lachs und gebackener lotte . Alles in allem war er auf dem Flug in Hochstimmung. Neben mir saß eine sehr attraktive und sehr französische Frau, die sich unter der Decke zusammengerollt hatte. Als sie Norton auf meinem Schoß sah, quiekte sie und sagte:
»Oh, ist er ein American Curl? Isch ’abe gerade ein’ gese’en.«
Ich tat mein Bestes, ihr die Eigenheiten der Scottish Fold zu erklären – was auf Französisch übersetzt ungefähr Écosse Plier heißt –, aber ich glaube, es kam nicht wirklich rüber. Dafür kam Nortons Persönlichkeit bei den beiden Stewardessen rüber, die ungeheuer viel Zeit darauf verwendeten, für seine Bequemlichkeit und gute Verpflegung zu sorgen. Als wir auf dem Flughafen Charles de Gaulle ausrollten, machte eine der Flugbegleiterinnen folgende Ansage über die Lautsprecher:
»Bitte denken Sie daran, alle Ihre Gepäckstücke mitzunehmen. Außer der Fluggast auf Vierzehn A. Wenn er seine kleine Katze, Norton, ’ier lassen will, würden wir uns sehr gern um ihn kümmern. Danke.«
***
Janis und ich beschlossen aus mehreren Gründen – wegen der Anzahl unserer Koffer (immer wenn wir umzogen, fühlte ich mich exakt wie der ältere Charles Foster Kane aus Citizen Kane , mit einer meilenlangen Gepäckstrecke vor uns), wegen unserer Ungeduld, unser neues Leben in dem Haus zu beginnen, das wir in der Provence gemietet hatten, und wegen des Umstandes, dass Paris mehrere Millionen Dollar pro Minute kostet –, nicht zu lange in der Stadt herumzutrödeln. Unser Ziel war das Land, also würden wir uns aufs Land begeben.
Wir übernachteten bei einem Freund und wollten früh am folgenden Tag losfahren. Sobald wir am nächsten Morgen unser Jetlag überwunden und unseren Espresso mit Croissant zu uns genommen hatten, mussten wir als Erstes unseren Leihwagen abholen. Ein Vorteil, wenn man sich ein Jahr lang im Ausland bewegt, ist der, dass man etwas über all die seltsamen Firmen und Serviceleistungen erfährt, die man normalerweise nie entdecken würde. Es gab eine solche Firma, die sich Europe by Car nannte. Statt für ein halbes Vermögen pro Woche von Avis einen europäischen Ford zu mieten, kann man über Europe by Car für bis zu sechs Monate Citroëns und Peugeots zu einem sehr anständigen Preis mieten. Wir hatten einen brandneuen, leuchtend roten Citroën vorbestellt, und ich musste ihn nur noch abholen.
Leichter gesagt als getan in Paris.
Janis blieb in der Wohnung; Norton und ich machten uns auf in einen unbekannten Stadtteil im Süden von Paris, wo wir noch nie gewesen waren. Ich glaube auch nicht, dass schon viele andere Leute dort waren. Und die, die durch die Straßen wanderten, sahen alle aus, als wollten sie die Belohnung für den Mord an Salman Rushdie kassieren. Endlich gelang es mir, die Garage zu finden, und sobald das erledigt war, schaffte ich es auch, den ganzen Papierkram und die gesamte dazugehörige Prozedur hinter mich zu bringen. Dann wurde ich in einen anderen Raum geschickt, bekam eine Wegbeschreibung und ging meinen Wagen holen.
Ein sehr pariserischer Automechaniker – Overall, Baskenmütze, dicker schwarzer Schnurrbart; er sah aus, als würde er mein Getriebe eher mit einem Laib Brot als mit einem Schraubenschlüssel reparieren – bestand darauf, mir all die Feinheiten meines neuen Fahrzeugs zu zeigen, bevor er mich losfahren ließ. Ich versuchte ihm klarzumachen, dass ich schon Schwierigkeiten hatte, Autojargon auf Englisch zu verstehen, von Französisch ganz zu schweigen, aber er hörte mir gar nicht zu. Ich lauschte mit halbem Ohr seinen Erklärungen zu Kupplung und Kofferraum und Handbremse, und Norton schien zufrieden mit dem Sitzplatz auf der Rückbank, was natürlich allererste Priorität genoss, aber mein Interesse wurde erst richtig geweckt, als er auf einen kleinen Hebel rechts vom Fahrersitz zeigte.
»Ne touchez pas, monsieur« , sagte er. »Ne touchez jamais.«
»Warum soll ich den niemals anrühren?«, fragte ich zurück.
Er
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