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Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)

Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)

Titel: Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Gethers
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annähernd so viel Zeit in Europa, wie ich gern möchte oder für nötig erachte, um mir eine kultivierte und ausgeglichene Gesinnung zu bewahren. Einer der Gründe dafür ist, dass es einen Ort auf Long Islang gibt, der für mich mein amerikanisches Goult ist, und das ist die Stadt Sag Harbor.
    Sag Harbor liegt auf der Nordseite des Südteils von Long Island, hundertsechzig Kilometer und zwei Autostunden von New York City entfernt, außer an Freitagen im Sommer; dann sind es wegen des ganzen Verkehrs, der sich zum Strand bewegt, ungefähr zwölf Autostunden.
    Ich möchte mir auf keinen Fall anmaßen, wie der Meister der Alltagsbeobachtungen, der Fernsehjournalist Andy Rooney, zu klingen, aber wie so ziemlich alles auf der Welt ist Sag Harbor nicht mehr das, was es vor zwanzig Jahren einmal war (erinnert einen an mein Motto, nicht wahr: Jede Veränderung ist zum Schlechteren). Heute gibt es dort Neubaugebiete und jede Menge Verkehr. Es ist nicht mehr so gemütlich wie früher, es ist nicht so ruhig, viele der Kleinstadtläden wurden durch gehobene Restaurants und touristische (d. h. teure) Shops ersetzt, und es gibt zu viele hollywoodmäßige Leute, die im Sommer an die Ostküste kommen und die dort essen und bummeln und schlichtweg unangenehm auffallen. Was mit Sag Harbor geschehen ist: Es ist »hamptonisiert« worden, was an seiner Nähe zu den glamouröseren (d. h. sehr teuren) Orten East Hampton, Bridgehampton und Southhampton liegt. Trotz alledem ist er immer noch ein wunderbarer, ganz besonderer Ort, und er besitzt immer noch mehr Charme und Gemütlichkeit und mehr Kleinstadtatmosphäre als die meisten anderen Orte in akzeptabler Entfernung von Manhattan. Lillian, die Frau, die das Fischgeschäft führt, lässt mich meinen frischen Thunfisch und Hummer und Seebarsch anschreiben und schickt mir eine Rechnung, wenn sie mal dazu kommt; Linda Sylvester, die den treffend benannten und ausgesprochen hippen Gemischtwarenladen Sylvester’s führt, serviert mir an stürmischen Wintertagen, wenn ich so richtig durchgefroren bei ihr auftauche, einen heißen Kaffee; um die Weihnachtszeit gibt es immer eine Haustour durch einige der zweihundert Jahre alten Häuser, bei der kleine Tassen Eggnog, einem besonderen Eierpunsch, mit Weihnachtsplätzchen gereicht werden; und im Kino auf der Main Street gibt es immer noch dieses altmodische rote Softgetränk namens Grape Drink in diesen großen farblosen Kanistern, und das Kino sieht aus, als stürme der Westernheld Glenn Ford auch heute noch die Kinocharts. Ich liebe Sag Harbor und werde es ewig lieben, und mehr ist dazu nicht zu sagen.
    Norton ist der Hauptverantwortliche dafür, dass wir nach Sag Harbor gezogen sind, und ich würde sagen, seine Zuneigung zu diesem Ort geht mindestens so tief wie meine. Tatsächlich gibt es zahlreiche Parallelen, wenn man unser beider Leben in unserer zweiten Heimat vergleicht.
    Norton ist eher keine übertrieben gesellige Katze, hat allerdings gelernt, das Leben in der Öffentlichkeit zu ertragen und sogar zu genießen. Privat ist er absolut freundlich und gerät selten in Rage, buhlt aber ungern um Zuneigung, sei es um die von Menschen oder von Tieren – von Vierbeinern. Er kann in den meisten Fällen ganz gut auf andere Katzen verzichten, selbst auf die, die gelegentlich versucht haben, freundlich zu ihm zu sein. Er kann gut auf die großen Hunde verzichten, die von Zeit zu Zeit in sein Leben traten, und er kann sehr gut auf kläffende Winzlinge verzichten, die während seiner üblichen Schlummerzeiten am liebsten um ihn herum hüpften und bellten. Aber in Sag Harbor kam, als Norton ungefähr dreizehn Jahre alt war, immer wieder dieses kleine schwarze Kätzchen in unseren Garten und suchte nach einem Spielkameraden. Zuerst fauchte Norton, der bekannte Macho-Poseur, es nur an und machte ihm klar, dass verspielte, jugendliche Katzendamen keine willkommene Bereicherung seines immer gesetzteren Lebens seien. Aber das Kätzchen kannte einfach kein Nein. Nach etlichen Wochen mit häufigen Besuchen hörte das Fauchen auf, und Norton durchlief seine »Ich ertrage es, aber ich lasse mich nicht ein«-Phase. Das war der kleinen Katze nur recht, sie tobte herum, und Norton saß da und sah ihr dabei zu. Gelegentlich zwang sie Norton dazu, sich ebenfalls zu bewegen oder zu kämpfen oder sich einer kurzen Jagd nach einem Schmetterling anzuschließen, der gerade herumflatterte. Noch ein paar Wochen, und Norton musste nicht mehr zu irgendetwas gezwungen

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