Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)
zwei Meilen laufen, ein bisschen frühstücken, den ganzen Tag arbeiten, essen (allzuoft Pizza und Bier). Als die wunderbare Erfindung des Satellitenfernsehens aufkam und ich uns eine kleine Schüssel aufs Dach setzte, konnte ich die Liste ergänzen: die ganze Nacht Sport oder Filme gucken. Ich musste nicht reden, ich musste nicht freundlich sein, ich musste für niemanden irgendetwas tun (außer von donnerstagabends bis montagmorgens, wenn Janis auftauchte und ich bereitwillig in die Zivilisation zurückkehrte). Ich konnte nach getaner Arbeit essen, trinken und vegetieren. Ließ sich Norton tatsächlich einmal herab, Pizza zu essen, waren wir zu echten Seelenverwandten geworden.
Je länger das so ging, desto besser gefiel mir die Routine. Und dann entdeckte ich, dass ich nicht allein war. Es gab eine Menge Frauen, die das Gleiche machten wie ich (meist abgesehen von Bier trinken und Pizza essen). Ihre Männer kamen am Donnerstagabend oder Freitagmorgen nach Long Island, blieben übers Wochenende, dann fuhren die Frauen sie am Montagmorgen zum Bahnhof, küssten sie zum Abschied und kehrten in ihren selbstgenügsamen Alltag zurück (und kümmerten sich statt um eine Katze um ein Kind oder zwei oder drei). Ich merkte, dass ich jeden Montagmorgen, wenn ich Janis am Bahnhof von Bridgehampton nachwinkte, inmitten von hundert Frauen stand, die ihren Ehemännern nachwinkten. Wenn der Zug losfuhr, sah ich mich um und bemerkte, dass viele dieser Frauen mich anstarrten. Ich hatte das Gefühl, dass nicht wenige von ihnen dachten: Ach, was für ein sensibler Typ. Das muss ein Hausmann sein, der sich um die Kinder kümmert. Ich spielte mit dem Gedanken, mir ein Plakat machen zu lassen, auf dem stand, dass ich eigentlich gar nicht so sensibel war und dass ich in Wirklichkeit ein Katzenmann war, aber ich beschloss, mich lieber ruhig zu verhalten.
An den Wochenenden besprach ich dieses Phänomen mit diversen Freunden, die dort draußen Häuser hatten, vor allem mit solchen Freunden, die in genau der gleichen Lage waren wie ich. Es gab drei Paare, die wir in den Sommermonaten ständig sahen: Nancy und Ziggy, die bereits in den vorigen Norton-Büchern vorkommen (vielleicht erinnern Sie sich, dass Ziggy an seinem Arbeitsplatz auch unter diversen anderen Namen bekannt ist. Manche kennen ihn unter dem Namen John, andere als Jack, einige nennen ihn Aldy, und jetzt, in seiner neuesten Inkarnation an der Wall Street, ist aus ihm offensichtlich Old John geworden, weil sein neuer Assistent unter dem Namen Young John firmiert), Ed und Caroline und Tom und Andi. Während dieser Monate fuhren Ziggy, Ed und Tom jeden Montagmorgen zurück in die City und murrten über mein bequemes Leben, während Nancy, Caroline und Andi hierblieben und sich fragten, was ich eigentlich so ganz allein in meinem viktorianischen Häuschen machte. Über mehrere Wochen entwickelten sich unsere Unterhaltungen ungefähr so wie Nortons Balgereien mit seiner Kätzchenfreundin. Zuerst redeten wir darüber, was für ein Glück wir hatten, uns so lange auf Long Island aufzuhalten. Dann sprachen wir darüber, wie sehr wir die Zeit allein (oder mit Katze/Kindern) zu schätzen wussten. Dann sagten wir Sachen wie »Hört mal, sollen wir Mittwochabend nicht alle zusammen ins Kino gehen?« Und dann wurde daraus »Sollen wir nicht jeden Mittwochabend zusammen ins Kino gehen?«, und bevor ich mich recht versah, hatte ich einmal pro Woche einen Mädelsabend. Nancy, Caroline, Andi und ich (sowie eine wechselnde Besetzung von Frauen, die jeweils gerade in der Gegend waren) guckten uns einen Film an, aßen zusammen und besprachen all den üblichen Mädelskram. Ich hörte von den Fußballspielen der Kids, sie hörten von dem neuesten Blauhäher, der versucht hatte, Norton auf den Kopf zu picken. Sie versuchten, mich zum Weißweintrinken zu bekehren, und ich versuchte, sie von der Genussfreude eines Martinis und eines Steakhaus-Spezialgerichts namens Surf ’n’ Turf, einem Steak mit Meeresfrüchten, zu überzeugen. Sie hörten sich meine begeisterten Ausführungen der neuesten Baseballergebnisse an, ohne in Tiefschlaf zu versinken, und ich gab mir die größte Mühe, all den Gesprächen zu lauschen, die sich mit den Körperfunktionen von Frauen beschäftigten, ohne in Ohnmacht zu fallen. Alles in allem wurde daraus ein Ausgehabend, auf den wir uns alle freuten.
Wir freuten uns so sehr darauf, dass GNO (Girls’ Night Out) – wie wir es bald nannten – im nächsten Sommer
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