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Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)

Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)

Titel: Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Gethers
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hege zwar die Illusion, französisch zu sprechen, mache mir aber keine Illusionen, warum sie sich an mich erinnerte; ich war ohne Frage der einzige Mensch, der regelmäßig bei ihr kaufte und eine Katze auf der Schulter trug.) Sie war ganz aufgeregt und sagte, sie sei nach unserer letzten Unterhaltung losgezogen und habe die französische Ausgabe von Klappohrkatze gekauft. War sie schon normalerweise ganz begeistert, Norton zu sehen, war sie jetzt doppelt aufgeregt. Wir plauderten ein paar Minuten, während sie mit der Katze schmuste. Sie fragte mich, ob gewisse Dinge tatsächlich so passiert seien, wie ich sie in dem Buch beschrieb (ja), und ob Norton einige der Dinge, von denen ich erzählte, tatsächlich gemacht hätte (und ob), und dann entdeckte ich aus den Augenwinkeln plötzlich den schönsten antiken Schreibtisch, den ich je gesehen hatte. Er stammte aus dem späten 18. Jahrhundert, und ich bin absolut unfähig, Möbel zu beschreiben, es kommen immer Sachen dabei heraus wie »Also, na ja, er ließ sich vorn aufklappen, und er war handgeschnitzt, und die Beine waren irgendwie dünn«, und wie schön das Objekt auch sein mag, in meiner Beschreibung ähnelt es dem Pult, an dem ich in der dritten Klasse gesessen habe. Aber dieser Schreibtisch war spektakulär, und dabei belasse ich es. Er war so spektakulär, dass ich beschlossen hatte, dass ich fast alles tun würde, um ihn zu besitzen, aber dann wurde mir klar, dass ich auch das ins Reich der Illusionen verweisen musste, denn als ich auf das Preisschild guckte, kostete das Ding ungefähr zwanzigtausend Dollar. Statt zu kaufen, schwärmte ich und ließ mir von der Ladeninhaberin einiges zur Geschichte des Schreibtisches erzählen, und kurz danach kam ein anderer Mann in den Laden, weil er den Schreibtisch von der Straße aus gesehen hatte und ihn sich näher ansehen wollte. Wir vier – zwei Männer, eine Frau und eine Katze – standen bewundernd vor dem Schreibtisch und unterhielten uns rund eine Viertelstunde. Für mich war es ziemlich offensichtlich, dass dieser Mann nicht nur Illusionen pflegte; auf mich machte er eindeutig den Eindruck, als könne er jederzeit in die Tasche greifen und dieses Baby in kalten, harten Euro bezahlen.
    Aber er war sehr nett, und nachdem er über l’objet ancien alle Informationen bekommen hatte, die er brauchte, wandte er seine Aufmerksamkeit Sie-wissen-schon-wem zu.
    »Das ist eine sehr schöne Katze«, sagte er auf Französisch zu mir. (» Le chat, il est très, très beau « waren die genauen Worte). Ich nickte und lächelte.
    Dann sagte er mit einem prüfenden Blick auf Norton: » Et très sage. « Das heißt: »Und sehr brav.« Jahrelang hatte ich gedacht, » sage « hieße »weise«, also prahlte ich in Klappohrkatze auf Reisen , wie viele Franzosen begriffen hätten, wie toll Norton war, wie wahrhaft existenziell. Ungefähr eine Milliarde Leser schrieben mir sofort und erklärten mir, dass » sage « in Bezug auf Tiere so viel hieße wie »ruhig« oder »wohlerzogen«. Wieder eine Illusion zerstört – und dazu noch in aller Öffentlichkeit –, aber so, wie dieser Mann es sagte, klang es immer noch verdammt gut.
    » Oui «, sagte ich und zeigte ihm damit, dass ich zwar in einer Phase meines Lebens einmal nicht gewusst hatte, was » sage « heißt, mittlerweile aber ein bisschen français sprechen konnte, und ich dankte ihm noch einmal.
    Dann sagte dieser Mann, der wohl um die sechzig oder fünfundsechzig war und unglaublich gut aussah – er hatte diese Ausstrahlung von sophistication , von Raffinesse, von Kultiviertheit, dieses gewisse je ne sais quoi , als könnte er Hunderte von Meilen mit einem lässig über die Schultern drapierten Jackett gehen, ohne dass es je herunterfiele; ich habe nicht ganz dieselbe Ausstrahlung, kann ich doch nicht einmal eine Mahlzeit überstehen, ohne einen Großteil des Essens auf mein Hemd zu kleckern: » Et il est très sophistiqué. «
    »Ja«, sagte ich, »er ist sehr sophisticated .«
    Die Ladeninhaberin erzählte diesem äußerst charmanten Gentleman nun alles über meinen Kater und seine Reisen und dass es sich um eine berühmte literarische Katze handelte. Der Mann lächelte, gebührend beeindruckt, stellte noch eine Frage zu dem Schreibtisch, sagte, er käme wieder, wandte sich dann um und schlenderte hinaus.
    Ich wandte mich der Frau zu und wollte etwas sagen, aber sie hatte einen träumerischen, abwesenden Ausdruck in den Augen und seufzte: » Je l’adore. « (»Ich liebe

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