Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)
muss, als wir uns mit unseren Freunden Ed und Caroline und deren Kindern trafen, um Weihnachtsgeschenke auszutauschen. Eins ihrer Geschenke für Norton war – ein Engelskostüm. Wir legten meinem Kater den kleinen Heiligenschein und die transparenten weißen Flügel an, um zu sehen, wie ihm das Kostüm stand. Ich muss allerdings sagen, dass er nicht sonderlich gut darin aussah, denn Ed und Caroline brauchten eine ganze Weile, um mich zu überzeugen, dass es sich nicht um ein Rentierkostüm handelte. Auf Norton schien diese Form der Bekleidung auch keinen besonderen Eindruck zu machen. Ich muss ehrlich zugeben, dass er auf solche Art Treffen nicht sonderlich wild war.
Eine unser seltsamsten gesellschaftlichen Verabredungen begann als Folge eines Sonntagsbrunchs mit Nancy und Ziggy. Als wir uns hingesetzt hatten und uns gerade über unsere Rühreier hermachen wollten, verkündete Ziggy, er habe eine kleine Geschichte zu erzählen. Dann begann er uns von einer Sache zu erzählen, die ihm am Vorabend passiert war. Er und Nancy waren zu irgendeinem schicken Geschäftsessen eingeladen gewesen. Sie wissen schon, eine von diesen »Wir gehen in so eine Milliardärsvilla am Meer mit einem riesigen Zweihundert-Mann-Zelt auf dem Rasen und Livemusik von jemandem, den man tatsächlich kennt, zum Beispiel »Gladys Knight«-Veranstaltungen, die wir alle ständig besuchen müssen. Sie mussten hingehen, weil dieser spezielle Milliardär einer von Ziggys Klienten war. Ziggy entdeckte, dass seine Tischnachbarin eine Frau war, die ihn total in Angst und Schrecken versetzte. Er beschrieb sie als den gruseligsten Menschen auf der Wall Street: hart, brutal, erbarmungslos, wenn es um Geld ging. Ziggy, der sich sonst von nichts und niemandem einschüchtern lässt, war total von ihr eingeschüchtert. An diesem Samstagabend aber beschloss er, angestachelt von Nancy, mit dieser Frau zu sprechen und seine Angst und Einschüchterung zu überwinden.
Okay … das Dinner wird serviert, sie setzen sich. Zig nickt ein paar hundert Mal mit dem Kopf und lächelt und sucht verzweifelt nach etwas, das er sagen kann, ohne wie ein totaler Depp zu klingen. Sie reden eine Weile über Geschäftliches, und er schafft es, nicht ins Fettnäpfchen zu treten. Dann sagt aus unerfindlichen Gründen irgendjemand am Tisch etwas über Hunde. Frankensteins Braut wird ein bisschen munterer und fragt Ziggy, ob er einen Hund habe. Dieser verneint. Dann sagt Ziggy völlig zusammenhanglos: »Aber ich habe einen Freund mit einer Katze.« Sie sieht ihn an, als hätte er den Verstand verloren, und genau das vermutet auch er mittlerweile. Er will eigentlich sagen: »Okay, vergessen Sie, dass ich was gesagt habe, und reden wir einfach wieder weiter über Ihr Geld!«, aber er kommt nicht von dem Thema los und reitet sich nur immer tiefer und tiefer hinein. »Mein Freund liebt seine Katze wirklich sehr«, sagt Zig nun und fängt ein bisschen an zu schwitzen, da die restlichen Tischnachbarn ihn ausdruckslos anstarren. Und dann, um die Sache zu Ende zu bringen und sich völlig den Rest zu geben, murmelt er: »Er hat sogar ein Buch über die Katze geschrieben.«
An dieser Stelle reißt die furchterregendste Frau der Welt den Kopf hoch, starrt Ziggy an und sagt in einem so aufgeregten Ton, als hätte er ihr gerade erzählt, dass IBM hundert Punkte nach oben gegangen ist: »Heißt seine Katze Norton?«
Mein Kumpel Ziggy wäre fast rückwärts samt Stuhl umgefallen. Und die ganze Sache wurde noch seltsamer und immer seltsamer, als die New Yorker Siegerin des Miss-Schreckgespenst-Wettbewerbs nun zu betteln begann und ihn bat, sie meiner Katze vorzustellen.
Die Eier auf unserer Brunchtafel waren mittlerweile kalt. Janis schüttelte den Kopf auf diese »Ich glaube es einfach nicht«-Art, und Ziggy wandte sich endlich an mich und sagte: »Also … äh … meinst du, Norton könnte meine Klientin einmal besuchen?« Und er führte aus, es wäre ein riesiger Karriereschub für ihn, es könnte ihm für seine Zukunft wirklich helfen, sie sei seine wichtigste Klientin und so weiter und so weiter.
So sehr ich sein Flehen auch genoss, erklärte ich ihm doch schließlich, ich sähe da kein Problem. Scottish Folds sind dafür bekannt, dass sie ihren Kumpels immer gern helfen, sagte ich, und nachdem der Tisch abgeräumt war, rief Ziggy die Frau an, sagte, dass Norton begeistert wäre, später am Nachmittag vorbeizukommen, und dann berichtete er uns, er habe noch nie in seinem ganzen Leben jemanden
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