Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)
hat er geschrieben, und hier ist sie:
Einleitung
von Norton, der Klappohrkatze
Dieses Buch zu schreiben war nicht einfach. Seien wir doch ehrlich – kein Buch ist einfach zu schreiben, wenn man keine opponierbaren Daumen besitzt.
Da ich seit meiner letzten Büchertour im Vorruhestand lebe, hätte ich mich wohl damit zufriedengeben können, den Rest meiner neun Leben im Schoß des Luxus zuzubringen (und das meine ich wörtlich; mein Mensch hat einen sehr bequemen Schoß). Auf meinen vielen Reisen rund um die Welt habe ich jedoch nicht ausschließlich in feinen Restaurants gespeist und in Flugzeugen einen auf niedlich gemacht, auch wenn es mein sogenannter Besitzer in Klappohrkatze und Klappohrkatze auf Reisen fälschlich so dargestellt hat. In meiner Freizeit habe ich es mir nicht nur auf ein paar Büchern bequem gemacht, ich habe es mir auch mit ein paar guten Büchern bequem gemacht. Und was ich las, ließ mir wirklich die Haare zu Berge stehen. Schon als ich ein kleines Kätzchen war und in der Jackentasche meines Menschen durch die Stadt reiste, war ich ein Geschichtsfreak. Jetzt, da ich auf der Suche nach Katzenfakten in Bibliotheksregale zu springen begann, fand ich nichts als Leere. Ein wüstes Land. Ein endloses Katzenklo, in dem offenbar die Geschichte einer ganzen Spezies begraben liegt.
Während es Bücher ohne Zahl über Thomas Jefferson gibt, wo bleibt das Buch über Thomas Jeffersons Katze? Was ist aus den einstmals so großartigen Katzenminzegärten von Monticello geworden? Und was glauben Sie wohl, woher Jefferson seine Idee von der Unabhängigkeit überhaupt hatte? Und wo wir schon beim Thema sind, wie ist es möglich, dass so wenig über Søren Kierkegaards Katze bekannt ist, die die brillante Philosophie entwickelte, dass alle Hunde lediglich Produkte unserer Einbildung sind? Warum gibt es kein Denkmal für Ernest Hemingways Katze, die den Klassiker In einem andern Mauseloch schrieb? Oder für Joe DiMaggios Katze, die nicht nur 56 Tage am Stück Hühnchen mit Sauce aß, sondern auch mit Marilyn Monroes Katze verheiratet war? Die Antwort, meine Freunde, lautet Katzismus . Aber die Tatsache, dass Katzen seit Anbeginn aller Zeiten im Mittelpunkt aller historischen Ereignisse gestanden haben – erinnern Sie sich an die Katze von Adam und Eva, Ribs? –, lässt sich nun nicht länger verheimlichen. Darf nicht länger verheimlicht werden.
Daher dieses Buch. Meine Mitarbeiter und ich haben versucht, die Irrtümer der Geschichte geradezurücken. Wir haben die Welt auf der Suche nach seltenen Manuskripten durchforstet; wir haben in unserem Bemühen um Informationsbeschaffung Tausende von Interviews geführt und Hunderte von Bäuchen gekrault. Etwaige Auslassungen bitte ich zu entschuldigen, aber wenn es irgendwelche Fehler gibt, kann ich nur miau culpa ausrufen. Wenn es stimmt, dass hinter jedem großen Mann eine große Frau steht, dann stimmt es erst recht, dass hinter jedem großen Menschen eine sogar noch größere Katze steht. Ich hoffe nur, dass dank unserer Recherchen und unserer Leidenschaft nun endlich die ganze weite Welt davon erfährt.
Norton
Sag Harbor, New York
Ich muss sagen, jetzt, da ich dies etliche Jahre später durchlese, bin ich aufs Neue beeindruckt, wie eloquent meine Katze sein kann, besonders in Anbetracht der Tatsache, dass Englisch nicht Nortons erste Sprache ist. Natürlich erschaudere ich bei dem Gedanken, wie es sich wohl gelesen hätte, wenn er es tatsächlich in seiner ersten Sprache verfasst wäre. Aber das überlasse ich den Gelehrten. Vielleicht Vladimir Nabokows Katze …
Abgesehen von diesem kurzen Abstecher zurück in die Arbeitswelt scheuten Norton und ich in dieser Zeit das Licht der Öffentlichkeit. Mit Norton war es natürlich unmöglich, sich ganz von der gesellschaftlichen Bühne fernzuhalten. Er war viel zu sehr gefragt.
Er nahm nicht nur an allen Essen teil, zu denen Janis und ich einluden, er war auch häufig mit uns zusammen auf Partys eingeladen. Wenn wir zum Halloween-Umzug in der Stadt gingen (an dem so ziemlich jedes Kind an der Ostseite von Long Island teilnahm), spazierte Norton neben uns her. Wenn wir Freunde zum Schwimmen oder zum Brunch besuchten, nahm Norton begeistert daran teil – er schwamm nicht, war aber ein guter Sonnenbader, und er brunchte ausgesprochen gern und ausgiebig. Wenn wir Freunde trafen, traf Norton sich meist auch mit ihnen und hatte fast immer seinen Spaß mit uns. Ich sage »fast«, weil ich auch den Tag mitzählen
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