Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)
so Aufgeregtes gehört.
Ein paar Stunden später fuhr Zig bei uns zu Hause vor, um uns abzuholen. Norton trug seine besten Sonntagsklamotten – die genau genommen dieselben waren wie seine besten Montags- bis Samstagsklamotten, aber er sah besonders schick aus –, und dann fuhren wir nach Bridgehampton, bis wir zu einem sehr großen, sehr neuen, etwas einschüchternden Haus am Strand kamen. Auf der ganzen Fahrt musste ich mir ständig die Warnung anhören: »Denk daran, sie ist echt gruselig. Lass dich nicht von ihr einschüchtern. Sie ist wirklich, wirklich gruselig. Lass dich nicht von ihr einschüchtern.« Als ich Norton wieder in seine Schultertasche gesteckt hatte und wir bei der Frau klingelten, zitterte ich fast, erwartete ich doch, von einer Kreuzung aus der Bösen Hexe des Westens, Rabenmutter Joan Crawford und Barbra Streisand, die bei Herr der Gezeiten Regie führte, die Tür geöffnet zu bekommen und in ihre Höhle geschleust zu werden (falls Sie sich fragen, warum ich Babs speziell als Regisseurin von Herr der Gezeiten genannt habe: Das liegt daran, dass – so grässlich ich sie sonst schon finde – jemand, der unter seiner eigenen Regie in diesem Film spielt, ganz besonders gruselig sein muss).
Ich erlebte eine Frau, die ein bisschen anders war, als ich sie mir vorgestellt hatte.
Als der »Nightmare on Wall Street« die Tür öffnete, nickte sie Zig kurz zu, ignorierte mich im Grunde total, ging direkt auf den Kater zu, der über meiner Schulter hing, bückte sich, sodass sie auf seiner Augenhöhe war, und sagte etwas in einer hohen Babystimme, das sich anhörte wie: »Kitchy kitchy, little kitty, babykins, soooo schön, mein kleines Baby zu sehen, oooohhhhhh, oooooohhhhh …«
Ich dachte, Ziggy würden die Augen aus dem Kopf fallen, denn im nächsten Moment waren wir in diesem unglaublich schicken Strandhaus, und Ziggys gestrenge, gefühllose, stahlharte Klientin kullerte sich auf dem Boden, spielte mit Norton und gurrte ihn an, als sei sie eine noch zuckersüßere Ausgabe von Shirley Temple.
Schließlich blieben wir über eine Stunde dort. Die einzigen Worte, die sie an mich richtete, waren: »Ich wollte ihn immer kennenlernen. Ich fühle mich so geehrt. Vielen herzlichen Dank.« Ich glaube nicht, dass Ziggy auch nur eines Wortes gewürdigt wurde. In der restlichen Zeit sahen wir verblüfft zu, wie sie Norton aus der Hand fütterte, mit ihm schmuste, bis wohl sogar er genug hatte, und ihm etliche hundert Mal erklärte, er sei der hübscheste Teufel, den sie je gesehen hätte.
Als die Stunde um war, schüttelte sie mir die Hand, sagte, Norton sei ihr jederzeit wieder willkommen, und dann drückte sie ihm einen gewaltigen Kuss auf den Kopf.
Wieder im Wagen, mochte mich Ziggy nicht einmal ansehen. Wir fuhren schweigend, bis ich sagte: »Ich verstehe, warum sie dir Angst macht. Krault sie dich im Büro unterm Kinn und gurrt so wie eben?«
»Ach, halt den Mund«, sagte er, und das waren die letzten Worte, die fielen, bis er in unserer Einfahrt hielt, Nortons Pfote in die Hand nahm und nur sagte: »Danke.«
Zu mir sagte er: »Keiner, den ich kenne, wird mir das glauben.«
Zu Zig – und zu Norton – sagte ich: » Jeder , den ich kenne, wird mir das glauben.«
Im Laufe der Jahre gab es weitere Begegnungen mit den Reichen und Berühmten. Die wahrscheinlich aufregendste – und zufälligste – gab es, als Janis und ich mit Norton zu einem weiteren gesellschaftlichen Anlass in den Ort Watermill fuhren, ungefähr zehn Minuten von Sag Harbor entfernt.
Unsere Freundin Susan Burden hatte angerufen, weil ihre Eltern von außerhalb zu Besuch waren und ihre Mutter ein riesiger Norton-Fan war. Ob es wohl möglich sei, fragte sie, dass ich Norton zum Kennenlernen zu ihnen bringen könnte.
Natürlich war es möglich. Ich freute mich immer, wenn Norton seine wahren Bewunderer treffen und begrüßen konnte, also sagte ich Susan, wir drei wären in einer halben Stunde bei ihnen.
Wir fuhren, wie versprochen, eine Viertelstunde nach dem Telefonat mit Susan los, hatten aber eine winzige Kleinigkeit vergessen. Zufällig waren an genau diesem Wochenende Präsident und Mrs. Clinton in den Hamptons, zum Fundraising und Klüngeln und Spielbergisieren und Baldwinisieren. Als ich nach rechts auf die Scuttlehole Road abbog, die Straße, die von Sag Harbor nach Watermill führt, kamen wir ganze dreißig Meter weit, bevor wir in ein Gewimmel aus Polizisten und Straßensperren und Wagen mit Blaulicht gerieten. Sobald
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