Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)
Schuppen, wo sie Bälle und Schläger aufbewahrten – war größer und schöner als mein Haus. Das Haupthaus hatte einen Pool, und das Gästehaus hatte auch einen Pool. Und sie hatten einen Privatstrand an dem kleinen Gewässer, das ich gern den Atlantik nenne. Nur der Vollständigkeit halber, einige Monate nach diesem Event sahen Janis und ich genau dieses Haus bei Sotheby’s zum Verkauf stehen – der Angebotspreis betrug schlappe sechzehn Millionen! Ich weiß nicht, womit der Typ, dem das Haus gehörte, sein Geld verdiente, ich weiß aber, dass er so um die sechzig war und seine attraktive Statusfrau wahrscheinlich nicht über dreißig. Und ich weiß auch, dass die Gnädigste, als ich fragte, ob ich schnell mal telefonieren dürfte, wissen wollte, ob es ein Ortsgespräch sei. Ich überlegte, ihr einen Quarter, also fünfundzwanzig Cent, anzubieten – und dabei das ordinärste Schimpfwort zu murmeln, das mir einfiel –, beschloss aber stattdessen, der Anruf könne warten, bis ich wieder zu Hause war. Ich denke, wenn man hier und da einen Quarter spart, hat man ziemlich schnell ein Sechzehn-Millionen-Dollar-Haus zusammen.
Das war aber noch nicht das Ende meiner Peinlichkeiten. Die erste ereignete sich schon während des Spiels. Janis und Norton waren natürlich da – ARF hatte ausdrücklich die Anwesenheit meiner Katze erbeten. Aber niemand hatte mir gesagt, dass tatsächlich Zuschauer anwesend sein würden. Genauer gesagt, Fremde. Aber es gab welche. Vielleicht dreißig oder vierzig Leute saßen auf der Tribüne (ja, an ihrem Tennisplatz gab es tatsächlich eine Tribüne!) und taten nichts anderes, als uns beim Spielen zuzugucken.
Ich gab mir große Mühe, mich zusammenzureißen. Okay, dachte ich, dann sehen eben Leute zu. Keine große Sache. Ich war ein guter Tennisspieler. Ich war ein sehr guter Tennisspieler. Ich brauchte einfach nur gute Nerven, oder? Ein kleines bisschen Eiswasser in den alten Adern. Außerdem, wie gut konnte mein erster Gegner sein? Nicht viel besser als ich, oder? Also dachte ich an Joe Montana, wie er die Niners in weniger als einer Minute vor Spielende zum Sieg führte. Ich dachte daran, wie Mariano Rivera in letzter Minute drei Gegner siegreich wegputzte. Ich dachte an Michael Jordan, der ein entscheidendes Spiel mit einem Bombenwurf entschied, als die Zeit eigentlich schon abgelaufen war. Das ist das, woran ich dachte . Leider spielte ich dann aber wie Bill Buckner im zehnten Inning von Spiel sechs der World Series 1986. Zu meiner Entschuldigung sei gesagt, dass der Erste, gegen den ich im Einzel spielte, früher einmal als Profi gespielt hatte. Nicht zu entschuldigen war, dass ich nicht einmal den Aufschlag dieses Typen parieren konnte. Ein normaler Ballwechsel verlief ungefähr so: Er schlug auf, ich hörte ein Geräusch – ungefähr wie eine vorbeizischende Rakete –, und dann drehte ich mich um und sah, dass der Ball, den ich eigentlich treffen sollte, bereits an mir vorbei war. Wenn ich den Aufschlag hatte, schlug ich den Ball entweder direkt ins Netz, oder ich machte einen herrlichen Schlag direkt auf die Grundlinie, und dann, wuuusch, kam da wieder dieses Geräusch, und irgendwie war der Ball schon wieder an mir vorbei. Nach dem ersten Satz sah er aus wie Pete Sampras in Wimbledon. Ich sah aus wie Jerry Lewis auf der Tanzfläche in Man ist niemals zu jung .
Das war aber noch nicht das Schlimmste (für Janis und Norton allerdings war es definitiv das Schlimmste. Janis erzählte mir hinterher, Norton sei, nachdem er die ersten paar Spiele von der Tribüne aus angesehen hätte, in seine Tasche gekrochen und habe nicht mehr herauskommen wollen – er habe, sagte sie, peinlich berührt gewirkt, dass ich sein Repräsentant war). Der erniedrigendste Augenblick kam beim Lunch, nachdem alle Spiele vorbei waren. Ich überwand meine Tennisschande und setzte mich zu meiner Gruppe, und wir mümmelten unsere Sandwiches. Norton überwand seine Scham und setzte sich zu uns. Irgendwann merkte ich, dass sich unter den Essenden Unmut breitmachte, und schließlich hörte ich, wie eine Frau sagte: »Und für das viele Geld haben wir nicht mal einen Promi gekriegt!« Im ersten Moment dachte ich, ich schleiche mich einfach weg und sage nichts. Aber nein. Ich musste ja unbedingt den Mund aufmachen. Ich druckste ein bisschen herum und brachte schließlich den Mut auf zu sagen: »Äh … ich glaube, ich bin Ihr Promi.« Die Frau, die vorhin den Mund aufgemacht hatte, machte ihn nun noch einmal
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