Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)

gewissermaßen auch, sodass aus der ganzen Geschichte mit Dr. und Mrs. Schweitzer in der Hütte – oder vielmehr Dr. und Mr. Schweitzer – nichts wurde. Aber die Tierarztsache entwickelte sich perfekt.
    Als Norton und ich aus der Klinik schlenderten und uns auf der Neunten Straße fanden, fühlten wir uns beide ziemlich munter. Das Leben war wieder schön. Alle versicherten mir, dass es Norton gut ging. Nun war es Zeit, abzuwarten und zu sehen, was das Leben uns brachte.
    Was das Leben uns brachte, war natürlich das, was das Leben immer bringt.
    Jede Menge Überraschungen.



8. Kapitel

Die Katze, die zu Hause blieb

    I m Grunde war alles normal. Ich arbeitete wie besessen, und Nortons Nierenprobleme schienen ihn kein bisschen auszubremsen. Er hatte einen gesunden Appetit und nahm jedes Gramm wieder zu, das er an Gewicht verloren hatte, bekam seine wöchentliche Infusion (kurz nach unserem Besuch bei Dr. DeLorenzo einigten sich alle darauf, dass er zweimal wöchentlich eine bekommen sollte, also stellten wir darauf um) und gewann fast jeden Tag neue Fans.
    Als einer seiner großen Fans erwies sich eine Frau namens Mary Bielaska, die – wie sie sagte, zusammen mit ihrem Kater Zana – eine CD mit klassischer Musik produzierte, die sie Classical Cats nannte. Die Idee sei, sagte sie, als sie mich anrief, um mit mir darüber zu sprechen, Songs auszuwählen, die sie als besonders katzenmäßig empfand und die sich die Leute zusammen mit ihren Katzen anhören konnten. Außerdem wollte sie die bekannten Titel umbenennen, um die CD katzenfreundlicher zu gestalten. Eins der Stücke sollte zum Beispiel Der Zauberlehrling von dem französischen Komponisten Paul Dukas sein, das für die CD den neuen Titel Jagd auf Grashüpfer bekommen sollte. Ein anderes, Johann Strauss’ Walzer An der schönen blauen Donau sollte zu Katzenzwecken in Felix’ fabelhafte Fantasie umgetauft werden. Ich lauschte höflich, als Ms. Bielaska mir ihren Plan schilderte (als sie zum ersten Mal anrief, verstand ich, sie hieße Baked Alaska, gebackenes Alaska, und nur deshalb sprach ich so bereitwillig mit ihr). Während ich zuhörte, fragte ich mich, warum sie sich die Mühe machte, mir ihren Plan zu beschreiben. Es gab einen Grund, natürlich. Und wie üblich hatte er nichts mit mir zu tun.
    Sie wollte, dass Norton eine kleine Einführung schrieb.
    Nach einigem Hin und Her – Norton war schließlich im Ruhestand – kamen meine Katze und ich an Bord (wobei ich mich sehr im Hintergrund hielt).
    Für alle seine Fans, die nicht das Vergnügen hatten, sich Classical Cats: Music for Your Cat anzuhören, drucke ich hier Nortons ersten und einzigen literarischen Ausflug in die Schallplattenwelt ab (was Ihnen, abgesehen von der Musik, entgeht: Jeder CD lag ein kleiner Beutel Katzenminze bei).

    Classical Cats
    Beikatzzettel von Norton

    Ich saß vor, oh, jetzt ungefähr einem Jahr in einem Pariser Café und nippte an meiner gewohnten lait froid – und dazu noch aus einem besonders köstlichen Jahrgang. Es war ein gemütlicher Abend am linken Seineufer. Mein Mensch war beschäftigt, schenkte mir kaum Aufmerksamkeit und dachte gerade noch daran, dem Kellner zu sagen, dass ich mein poulet rôti gern entbeint genoss. Ich war mir selbst überlassen und bemühte mich, den ziemlich großen Hund zu ignorieren, der rüde und ungeschlacht darauf bestand, während des gesamten Dinners unter meinem Stuhl herumzuschnüffeln. Dabei fiel mir ein ziemlich flotter Kater auf, der einige Tische links von mir saß. Auch er schien sein verre de lait zu genießen, und so kamen wir schließlich ins Gespräch.
    Wir hatten eine ganze Menge gemeinsam – beide waren wir weitgereist, beide hielten wir das Lamm im L’ami Louis für das beste auf sämtlichen Kontinenten, beide waren wir ein ganzes Stück schlauer als unsere Besitzer – und wurden rasch gute, enge Freunde. Daher war ich nicht überrascht, als Zana – denn so hieß mein neuer Freund – mich neulich anmiaute, um mir von seiner wunderbaren neuen Idee für eine CD zu erzählen. Sie sollte Classical Cats heißen und eine Kompilation klassischer Juwelen sein, die Katzen schon seit langem schätzen. Das Geniale an Zanas Konzept – abgesehen davon, dass er diesen brillanten langhaarigen Dirigenten Micetro Leopold Catscanini engagierte – war, dass er glaubte, wenn er all diese Klassiker in einer Kollektion zusammenstellte, könne er Menschen dazu bringen, ihren üblichen minderwertigen Geschmack zu verbessern und