Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)

das Gespräch hier lieber ab, denn ich fürchte, ab diesem Punkt war ich nicht sonderlich höflich zu diesem Typen und seiner Frau. Ich erklärte, dass Sonntag war und wir uns ausruhten und dass die Vorstellung, dass völlig Fremde meine Katze verfolgten und uns besuchten, für mich persönlich ein Albtraum direkt aus Akte X war. Ich befürchte, ich habe den armen Kerl zu Tode erschreckt. Als ich aufgelegt hatte, hatte ich ein schlechtes Gewissen und fragte Janis, ob ich überreagiert hätte. Sie war im Grunde meiner Meinung – Fremde, die einen verfolgen, sind schlimm –, fand aber, ich hätte ein bisschen subtiler sein können. Ein besonders schlechtes Gewissen hatte ich, weil Norton und ich ein paar Monate danach diesen Leuten tatsächlich begegneten. Wir hatten einen Auftritt in einer Buchhandlung in Manhattan, und ein wirklich nettes Paar kam zu uns und sagte, sie seien die »Irren«, die uns in Sag Harbor angerufen hatten. Sie hätten gar nicht netter sein können und waren eindeutig weder Stalker noch Irre, sie waren einfach zwei Menschen, die von den Dingen, die sie von meiner Katze gehört hatten, berührt und gerührt und amüsiert waren und Norton mit eigenen Augen sehen wollten. Nichts dagegen zu sagen, eigentlich. Also gewährte ich ihnen etwas Zeit mit ihrer liebsten Fold, und nach seinem Schnurren und zufriedenen Blick zu urteilen, kamen sie bei Norton gut weg.
    Aber das Schönste für mich war, als ich Anfang 1999 hörte, dass Norton in die Feline Hall of Fame aufgenommen werden sollte. Ich bekam einen Brief, in dem man mich fragte, ob ich Einwände dagegen hätte, dass Norton eine solch hohe Ehrung zuteilwürde, ich schrieb zurück, nein, natürlich nicht, und als Nächstes kam eine imitierte Schriftrolle mit der Post – falls Sie sich fragen, was eine imitierte Schriftrolle ist, es ist ein Stück Karton, auf dem eine Schriftrolle aufgedruckt ist, sodass das Ganze viel aufwendiger wirkt, als es tatsächlich ist –, und darauf stand:

Hall of Fame
Glückwunsch

Norton
Die Klappohrkatze

wurde aufgenommen
in die diesjährige Hall of Fame
im Diamantenrang
durch die
Scottish Fold Association
zu Ehren oder zum Gedenken an
CIA -Katzen und Katzenheime, die
unser Leben bereichert haben.

    Sie luden uns zu der Aufnahmezeremonie ein (ich glaube, sie fand in Florida statt), aber ich sagte höflich ab.
    Zum einen war es eine lange Reise, und ich dachte mir, wenn sie uns nicht mal eine echte Schriftrolle spendierten, würden sie wohl kaum das Geld für die Flugtickets springen lassen. Zum anderen wurde ich einfach bestimmte Bilder nicht los, die vor meinem geistigen Auge vorbeizogen, Bilder von Leuten, die zu einer solchen Zeremonie in eine Katzenruhmeshalle kommen würden. Ich stellte mir Leute in Garfield-Kostümen vor. Und Menschen, die sich beim Schönheitschirurgen zu ihren Katzen passende Klappohren machen ließen. Als ich anfing, vom großen Samstagabendbankett zu träumen – ein langer Tisch, kein Besteck, Fressnäpfe, die mit unseren Vornamen beschriftet waren, und so viel Trockenfutter, wie wir wollten –, wusste ich, dass es besser war wegzubleiben.
    Alles in allem trug Norton solche Lobeshymnen mit Fassung. Er war froh, wenn man ihn allein ließ – oder, genauer gesagt, mit mir allein ließ –, aber er freute sich auch, wenn die Leute ihn umschwärmten. Daran änderte sich auch in dieser Zeit nichts. Das Einzige, was sich tatsächlich änderte, nachdem wir von seiner Nierenkrankheit erfahren hatten, war, dass nun mit dem Reisen Schluss war (der wichtigste Grund, warum er seine Aufnahme in die Hall of Fame verpasste).
    Die Sache mit dem Nierenversagen ist die, Norton trank nicht nur sehr viel mehr und musste regelmäßig seine Infusionen bekommen, er urinierte auch sehr viel mehr als je zuvor. Die Einzelheiten müssen Sie nicht interessieren – ich lasse ihm seine Würde, wie ich auch hoffe, dass niemand darüber reden wird, wie oft ich pinkeln muss, falls meine Nieren jemals versagen sollten, oder über sonst irgendetwas in meinem Leben, wenn ich es mir recht überlege –, aber er benutzte sein Katzenklo, wie es noch nie zuvor benutzt worden war. Also fand ich es weder fair noch gesund, ihn auf lange Flugreisen mitzunehmen, auf denen es kein Katzenklo gab. Er hatte eine tolle Reise gehabt – buchstäblich –, und jetzt bemühte ich mich nur noch, ihm seine mittleren und späteren Jahre so angenehm wie möglich zu machen.
    Das führte natürlich dazu, dass ich auch über meine eigenen