Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)
sie es direkt von ihm. Ich sprach sie nie darauf an, wahrscheinlich, weil ich es stets für möglich hielt, dass er es ihnen tatsächlich irgendwie erzählt hatte, und beschloss, mein Glück in der Unwissenheit zu suchen). Also schickte diese Frau uns eine sehr bunte und sehr bequeme Schultertasche – die sie selbst gestrickt hatte.
Kleidung kam ziemlich regelmäßig. Pullover, Hemden und, aus unerfindlichem Grund, Mützen. Ich bekam sogar eine Krawatte, die vermutlich für mich war, war sie doch länger als Norton. Sie kam von jemandem aus Deutschland und war mit großen Bildern von Norton bemalt – auf einem saß er vorm Eiffelturm, auf einem trug er einen Koffer, auf einem guckte er offenbar in eine Speisekarte –, und auf die Rückseite der Krawatte waren die Worte gedruckt: »Norton ist überall!« Zum Glück bekamen wir keine weiteren Engelskostüme. Eines war genug. Ich hegte ziemlich schräge Fantasien über einige dieser Katzenkleider. An einer Kirche in Sag Harbor steht ein Behälter, in dem die Kirche Kleidungsstücke sammelt, die sie an Bedürftige verteilt. Ich spende ihnen regelmäßig meine alten Kleidungsstücke, weil ich weiß, dass sie an Leute gehen, die sie wirklich gebrauchen können, aber ich war immer in Versuchung, eins von Nortons handgemachten Pullover-Geschenken dort hineinzuwerfen. Mir gefiel einfach die Vorstellung, wie eine Frau die Haufen sortiert und auf einen perfekt gearbeiteten Häkelpullover stößt, der dreißig Zentimeter lang ist und vier Armlöcher hat.
In den Jahren seines Ruhestandes bekam Norton auch eine Menge Fotos. Die Leute schickten Bilder von sich, ihren Katzen, den Urnen ihrer Katzen – doch, ich schwöre es –, ihren Häusern, ihren Autos (ehrlich, eine Frau schickte ein Foto von ihrem Wagen, damit Norton sehen konnte, worin er herumchauffiert würde, wenn er sich entschließen sollte, sie zu besuchen). Außerdem schickte man ihm viele Gedichte (meist über Katzen und katzenrelevante Obsessionen, aber nicht immer, muss ich sagen; manche Leute dachten einfach, ihm würden normale Gedichte gefallen), Bücher (gelegentlich aus einem Mainstream-Verlag, häufiger im Selbstverlag, manchmal ausschließlich für Norton zusammengestellt und handgebunden), schließlich viele nützliche Dinge wie Futter (ein englischer Fan schickte ihm ab und zu Katzenleckerli mit Kaninchengeschmack) und Wassernäpfe, Betten, Decken, Katzenpässe und alles Mögliche an Spielzeug.
Und eine Menge Leute versuchten, ihn kennenzulernen.
Meistens bin ich ziemlich freundlich zu Nortonophilen. Schließlich bin ich zum Teil dafür verantwortlich, dass die Leute meine Katze mögen, wenn sie also tatsächlich ihre Bewunderung für ihn zum Ausdruck bringen wollen, wer bin ich, sie abzuwimmeln? Ich beantworte fast jeden Brief (außer denen, in denen es heißt, ich sei auf dem Weg in die Hölle, um dort in alle Ewigkeit zu schmoren), und ich bin meist sogar höflich am Telefon, wenn Fremde anrufen, um mit mir über Katzensachen zu reden (obwohl ich sagen muss, dass ich das nicht besonders mag; meiner Meinung ist es ein bisschen dreist, jemanden zu Hause anzurufen, den man eigentlich gar nicht kennt. Aus diesem Grunde steht mittlerweile nur meine Büronummer im Telefonbuch, nicht meine Privatnummer). Aber einmal waren Norton, Janis und ich in Sag Harbor und entspannten uns an einem sonnigen Sommertag, als uns jemand anrief, und das Gespräch lief exakt folgendermaßen ab:
Anrufer: Hallo, ist da Peter Gethers?
Ich (misstrauisch; ich erkenne sofort diesen speziellen Katzennarrenton in der Stimme): Wer ist da, bitte?
Anrufer: Mein Name ist Bob Flayman (Name geändert, um die Katzenirren zu schützen). Meine Frau und ich sind große Fans von Norton, und wir versuchen, den Peter Gethers zu erreichen, der diese wunderbaren Bücher geschrieben hat.
Ich (immer noch misstrauisch, aber dank der Formulierung »wunderbare Bücher« auftauend): Ja, hier ist Peter.
Anrufer: Ah, toll. Ich sitze mit meiner Frau im Wagen, wir sind nur zwei Blocks von Ihnen entfernt, und wir wollten vorbeikommen und Norton treffen.
Ich: Was?
Anrufer: Wir sind in Sag Harbor, und wir sind ganz bei Ihnen in der Nähe, also dachten wir, wir kommen Hallo sagen.
Ich: Was?
Anrufer: Wir sind ganz, ganz große Fans und …
Ich: Woher wissen Sie, wo ich wohne?
Anrufer: Na ja, Sie schreiben über Sag Harbor, und da haben wir ein paar Leute gefragt, und jemand hat uns den Straßennamen gesagt, aber jetzt finden wir …
Ich breche
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