Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)
stattdessen ihre Zeit damit zu verbringen, zusammen mit ihren Katzenfreunden zu lauschen, zu lernen und wertzuschätzen. Zana, der meine Neigung für alles von Strauss und Debussy kannte – in meinen Kreisen als Depussy bekannt –, bat mich, ein paar einführende Worte zu Papier zu bringen. Ich bin immer für kulturfördernde Maßnahmen zu haben (schließlich war ich es, der darauf bestand, dass mein Mensch endlich aufhörte, diese dämlichen Bücher darüber zu schreiben, wie er mit mir überall auf der Welt herumgedackelt ist!), und so sagte ich auf der Stelle zu. Et voilà.
Obwohl Zana aus Marketinggründen die Menschennamen für die jeweilige Komposition aufführen muss (z. B. Offenbachs Barcarole aus Hoffmanns Erzählungen ), hat er jedem Meisterwerk außerdem völlig zu Recht auch einen passenderen, und, davon bin ich überzeugt, auch originelleren kätzischen Namen verpasst. So wurde aus eben jener Barcarole dann Der Schmetterling, der entwischte , was, wie jede Katze weiß, das eigentliche Thema dieses Orchesterwerks ist.
An der vorliegenden Auswahl habe ich nicht das Geringste auszusetzen (obwohl ich gern etwas aus Mozarts Herumkaterei dabeigehabt hätte oder, wie es die Menschen nennen, Don Giovanni ) und auch nicht an der wohldurchdachten Reihenfolge. Griegs Strecken und Gähnen ist eine sanfte Einführung ins Morgenritual jeder Katze. Jedes Mal, wenn ich diese friedvollen Klänge höre, sehe ich mich um sechs Uhr morgens auf dem Kopfkissen meines Menschen, wie ich seinem Schnarchen lausche und ihm – da es eindeutig Zeit ist, dass er aufwacht und mich füttert – schlau meine kühle Nase ins Auge stecke und es aufdrücke. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendeine Katze, die ein bisschen auf sich hält, sich die nächsten drei Stücke anhören kann, ohne jenes Trio der großen Naturfreuden des Lebens vor sich zu sehen – im Park durch üppiges grünes Gras zu laufen und daran zu knabbern, im Garten einem langbeinigen Grashüpfer hinterherzuspringen und -zuhopsen und durch einen Garten zu schleichen, der dicht mit farbenfrohen, duftenden Blumen bewachsen ist, und sich alle Mühe zu geben, einen Schmetterling zur Strecke zu bringen, der nur wenige Zentimeter außerhalb der Pfotenreichweite flattert.
Gebt euch der herzklopfenden Erregung von Strauss’ Die Hundejagd hin und entspannt euch dann zu den beruhigenden Klängen von Debussys Aus Liebe schnurren . Und dann werdet wieder munter zu den pulsierenden Rhythmen der Großen Mäusejagd – seht ihr euch nicht über einen sonnenwarmen Linoleumboden schleichen, näher und immer näher an ein köstliches, nichtsahnendes pelziges kleines Nagetier heran? – und suhlt euch dann in der Frivolität von Bizets Jagd nach dem Schwanz . Bestimmt hatte dieses Genie selbst einen Schwanz, sorgfältig vor menschlichen Augen verborgen in den Falten seines förmlichen Anzugs. Wie sonst hätte er so tief in unsere Seele blicken können?
Beendet diese entzückende Zusammenstellung, indem ihr euch in der Sinnlichkeit eines Strauss-Walzers verliert, und rollt euch dann am Feuer – oder sonst irgendwo – zusammen und lasst eure leuchtenden Augen langsam zufallen bei Debussys Zeit für ein Katzennickerchen – nur Katzenkekse von Pounce sind süßer. Ich persönlich spiele das siebzehn oder achtzehn Mal am Tag.
Ich könnte ewig so weiterschreiben, aber Zana zahlt mir nur drei Dosen Sheba und ein Katzenklo mit Namensschild, und selbst wir Scottish Fold müssen von irgendetwas leben. Also lasst mich zum Schluss allen klassischen Katzen da draußen ihr eigenes Wollknäuel wünschen, einen Menschen, der euch unterm Kinn krault, eine hübsche Tischlampe zum Sonnenbaden und einen Abend mit Zanas wunderbarer Kollektion. Schnurrt schön.
Die Erfahrung mit den Classical Cats blieb insofern einzigartig, als die meisten von Nortons Fans – die über die Jahre ständig mit ihm in Verbindung blieben – nicht wollten, dass er etwas für sie tat. Sie wollten lieber etwas für ihn tun.
Ständig trafen Geschenke ein. Und ich meine damit nicht kleine Dosen Pounce. Ich meine Geschenke .
Eine Frau wusste, dass Norton gern in einer Schultertasche durch die Stadt streifte (das Seltsame ist, wenn Leute anriefen oder schrieben, um mir solche Sachen zu erzählen, sagten sie nie: »Ich habe gelesen, dass sich Norton gern in seiner Schultertasche herumtreibt«, sondern sagten immer: »Ich weiß, dass Norton gerne …« oder »Ich habe gehört, dass Norton gerne …«, als wüssten
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