Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)
dazu, mich darin zu bestärken, dass ich glücklich war mit der Familie, die ich mir ausgesucht hatte. Ich spürte, dass ich die richtige Wahl getroffen hatte.
Und dann, in dem Jahr, nachdem Belle gestorben war, passierten ein paar Dinge, wie das immer so geht, und es mussten wieder ein paar Entscheidungen getroffen werden.
Ein paar kleinere Freundschaften blieben auf der Strecke. Eine langjährige Freundschaft schlief ein. Es gab ein paar Scheidungen, und man musste entscheiden, auf wessen Seite man stand. Ich schrieb unter Pseudonym einen Thriller-Bestseller, bekam einen Haufen Geld, trieb mich mit meinem Kater im Washington Square Park herum und verwendete dieses Geld, um meine (und seine) Traumwohnung zu kaufen, direkt neben dem Hundeauslauf.
In den paar Monaten, in denen die Wohnung hergerichtet wurde, wohnten Norton und ich abwechselnd in Sag Harbor und in Janis’ Wohnung. In Sag Harbor brachte ich ihn zweimal wöchentlich wegen seiner Infusionen zu Turetsky. In der Stadt kam diese wunderbare Frau Yvette und versorgte ihn.
Dann waren alle Bauarbeiten erledigt, und ich stand kurz vor dem Einzug. Ich war absolut in Ekstase. Da waren wir, Norton und ich, gerade dabei, eine herrliche Wohnung zu übernehmen, mit Blick auf den Park, nur wenige Schritte von seinem liebsten Platz in der ganzen Stadt entfernt.
Und schließlich kam er: der Umzugstag.
Das Leben war perfekt.
Und dann musste ich alle meine Entscheidungen und alle meine Gedanken über Familie und darüber, was wichtig war und was nicht, revidieren. Ich musste sogar meine Vorstellung von Entscheidungen revidieren.
Denn an dem Tag, als ich in meine Traumwohnung zog, erfuhr ich, dass meine Katze Krebs hatte.
9. Kapitel
Die Katze, die Lebenswillen bewies
W as Norton hatte, das war ein langsam wachsendes, indolentes Lymphom in der Leber.
Das erfuhr ich, weil er, nachdem es ihm mit seinem Nierenversagen lange Zeit so gut gegangen war, wieder Gewicht zu verlieren begann. Obwohl er nach Herzenslust fraß. Außerdem hatte er angefangen, sich häufiger als sonst zu erbrechen (ich weiß, ich weiß, wie kann man das bei einer Katze wissen? Aber ich wusste es, glauben Sie mir). Also ging ich mit ihm zu Dianne DeLorenzo, und sie wirkte besorgt, machte ein paar Tests und rief mich dann gleich am nächsten Morgen an – als ich gerade in meinem brandneuen Wohnzimmer stand – und erzählte mir von dem Krebs.
Es war eine ganz ähnliche Situation wie bei meiner Sitzung mit Dr. Turetsky, als ich von dem Nierenproblem erfuhr. Meine neue Tierärztin sagte, man könne da eine ganze Menge tun, wir hätten es sehr früh gemerkt, es müsse nicht unbedingt das bedeuten, was ich ihrer Meinung nach dachte. Ich sagte, das verstünde ich alles, und das stimmte auch, wirklich, aber als ich auflegte, hob ich Norton hoch und wiegte ihn in meinen Armen, küsste ihn auf den Kopf, sagte ihm ungefähr zwanzig Mal, dass ich ihn liebte, und ich flennte wie ein Baby, bis ich einfach nicht mehr weinen konnte.
Als ich der Meinung war, mich wieder gefasst zu haben, traf ich ein paar unmittelbare Entscheidungen.
Eine war, Janis anzurufen und es ihr zu erzählen. Das war der Moment, als mir klar wurde, dass ich doch noch nicht so gefasst war, denn was ich tatsächlich sagte, war ungefähr: »Also, Dr. DeLorenzo hat angerufen und …« Und das war alles. Dann gab es einen weiteren Weinkrampf. Janis wartete sehr geduldig ab. Als ich endlich sprechen konnte, versuchte ich es noch mal, machte es nicht sehr viel besser, konnte ihr aber die Kernpunkte zusammenfassen. Sie fragte, ob sie mit der Arbeit aufhören und zu mir kommen solle, aber ich sagte Nein, ich sei okay, ich müsse mich nur an die Vorstellung gewöhnen. Und das war nichts als die reine Wahrheit. Ich musste mich tatsächlich an die Vorstellung gewöhnen, dass meine geliebte Katze nun nicht nur krank war, sondern sterben würde.
Die zweite Entscheidung war eine, die ich keine einzige Stunde mehr verschieben konnte. Denn gleich kam Yvette, um Norton seine Infusion zu verabreichen.
Yvette war ein großartiger Mensch, eine Schwarze, die für diverse Tierärzte gearbeitet hatte, Tiere liebte und unglaublich gut mit Norton umging. Sie gurrte ihm Sachen wie »hübscher Junge« und »süßes Baby« ins Ohr, und Norton schmolz dahin. Hin und wieder versuchte sie mir bei ihren Besuchen zu zeigen, wie ich diese scheußliche Sache selbst machen konnte. Obwohl es sie ihren Verdient kosten würde, sagte sie mir immer wieder, dass es
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