Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)
Reisen nachdachte, gar keine Frage. Jahrelang konnte ich einfach losfahren, wann und wohin ich wollte, denn ich wusste, dass ich meinen besten Kumpel einfach immer mitnehmen konnte. Jetzt überlegte ich es mir zweimal, eine Flugreise zu machen (Autofahren war kein Problem – was Norton anging, war ein Katzenklo auf dem Boden vor der Rückbank genauso gut wie das zu Hause in unserer Wohnung). Erstens musste ich dafür sorgen, dass Norton zweimal pro Woche seine Infusion bekam. Das war lebenswichtig, und es war sehr viel einfacher, wenn ich bei ihm war, um sicher zu sein, dass es gemacht wurde. Wenn ich geschäftlich unterwegs war, brachte Janis ihn zum Tierarzt, oder die Frau, die Dianne DeLorenzo empfohlen hatte, Yvette, kam zum vereinbarten Termin und machte alles Nötige in Janis’ Wohnung. Meistens blieb ich aber in Nortons Nähe. Ich habe es nie laut ausgesprochen, weil ich fand, dass es ein ganz kleines bisschen seltsam klang, aber es war mir lieber, bei ihm zu sein, damit ich sicher sein konnte, dass er gut versorgt wurde. Die Reisebeschränkungen machten mir eigentlich nicht viel aus. Es hieß vor allem, Weihnachten in Sag Harbor zu verbringen statt in Goult, und davon ging wohl kaum die Welt unter.
Es war schließlich nur ein kleines Opfer. Und Tatsache ist, ich betrachtete es nicht als Opfer. Wenn es bedeutete, dass ich Zeit mit ihm verbrachte, war ich mehr als glücklich, mich dem neuen Zeitplan meiner Katze anzupassen.
Abgesehen von diesen katzenrelevanten Angelegenheiten tat sich in dieser Zeit auch in der Menschenwelt eine ganze Menge.
Janis machte sich erfolgreich selbstständig. Sie wurde und ist noch immer Literaturagentin. Es war ein mutiger Schritt – sich ohne Netz und doppelten Boden allein durchzuschlagen ist immer ziemlich beängstigend –, aber es ging alles gut. Kürzlich verkaufte sie sogar einen großen Roman über einen Typen und seine Beziehung zu einer Katze. Etliche Verleger waren überzeugt, ich hätte es unter Pseudonym geschrieben, aber ich war es nicht, ich schwör’s. Tatsächlich war der Grund, warum sich dieser Autor Janis ausgesucht hatte, dass er beim ersten Kennenlernen gebührend eingeschüchtert sagte: »Sie sind Nortons Mutter, nicht wahr?«
Meine Mom machte ebenfalls etwas Mutiges: Sie zog nach über dreißig Jahren in Los Angeles wieder zurück nach New York. Sie hatte die Nase voll von den Erdbeben und vom Autofahren. Außerdem war ein Großteil ihrer Familie hier – ihr Bruder und drei Schwestern und viele Nichten und Neffen –, und mit fünfundsiebzig war sie einfach in der Stimmung für ein Abenteuer. Etwa ein Jahr zuvor war sie auf Safari in Afrika gewesen und hatte dort einen Schlaganfall erlitten. In ihrem Zelt, mitten in der Nacht, mitten im Dschungel. Sie musste eine oder zwei Meilen laufen, auf ein Floß springen und sich über einen Fluss schleppen lassen, in ein kleines Flugzeug steigen, nach London fliegen und dort übernachten und dann nach New York weiterfliegen. Als sie angekommen war, rief sie mich an und sagte, sie müsse sich einen Virus eingefangen haben, ihre rechte Körperhälfte sei gelähmt. Ich rief Janis an und sagte: »Klingt das für dich nach einem Virus?«, und Janis sagte: »Bring sie ins Krankenhaus, sie hatte einen Schlaganfall!« Und genauso war es. Sie hat sich völlig davon erholt, muss ich zu meiner Freude sagen – und auch wenn sie bestimmt nicht meiner Meinung ist, dachte ich, die ganze Geschichte hätte sich schon beinahe deswegen gelohnt, um die Gesichter der diversen Krankenschwestern zu sehen, als sie hörten, wie sie zwei Meilen durch den Dschungel gelaufen war.
Einer der erfreulichsten Aspekte an der Rückkehr meiner Mutter in ihre Geburtsstadt (keine Sorge, Mom, einer der vielen erfreulichen Aspekte) war, dass wir jetzt einen Babysitter – Entschuldigung, Katzensitter – für Norton hatten, wenn wir einen brauchten. Es hieß, dass Janis und ich, falls es nötig war, tatsächlich ein paar Tage wegfahren konnten und Norton in guten Händen wussten. Und wir nutzten diesen großmütterlichen Vorteil ab und an aus. Norton genoss es ziemlich, meine Mutter zu besuchen. Er fraß gut, es gab ein paar hervorragende Ecken und Winkel in ihrer Wohnung auf der East Side, und sie lud zu interessanten Essen ein, an denen er natürlich teilnahm. Einer der erfreulichsten Aspekte an ihrer Rückkehr nach New York – von der bloßen Tatsache abgesehen, dass es nicht der Dschungel war – war für meine Mutter, dass sie häufiger
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