Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)
machte Norton Folgendes. Ich nahm eine Hautfalte von ihm zwischen Daumen, Zeige- und Mittelfinger meiner linken Hand, genau wie man es mir gezeigt hatte, stach die Nadel ein (ich hörte ein winzigkleines Plopp, das mir verriet, dass ich es richtig gemacht hatte), legte den Schalter um, sodass die Flüssigkeit durch den Schlauch und in seinen Körper zu fließen begann, und die ganze Zeit saß mein Kater da und schnurrte wie ein Generator.
Nach ungefähr dreißig Sekunden entspannte ich mich. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie angespannt ich war, aber das war ich wohl, denn es fühlte sich an, als erwachte ich aus einer Trance. Mir wurde klar, dass ich in meinem Badezimmer saß, eine schnurrende Katze auf dem Schoß, und dass ich getan hatte, wovor ich mich anderthalb Jahre lang gefürchtet hatte. Ich begann, Norton zu streicheln, strich ihm fest über die Flanke und über den Kopf, während die Lösung in ihn strömte, und ich sagte ihm immer wieder, was für ein großartiger Typ er doch sei. Ich dankte ihm überschwänglich, und als ich das tat – und das ist jetzt kein Witz –, maunzte er zur Antwort. Ein sanftes, weiches Miau. Nur eines, damit ich wusste, dass es eine spezielle Antwort war. Und nun muss ich Ihnen sagen, dass ich nicht nur sicher war, dass er verstand, was ich gesagt hatte. Ich bin ganz sicher, dass ich auch verstand, was er sagte.
Er sagte: Danke !
Danach war alles ganz einfach. Mehr noch, diese Sitzungen waren nicht nur Zeiten, die ich irgendwie hinter mich brachte, es waren Zeiten, auf die ich mich aufrichtig freute. Nach einiger Zeit brauchte Norton seine Infusion mehr als zweimal pro Woche. Schließlich brauchte er sie jeden Tag. Und an wirklich jedem Tag waren es meine liebsten zehn Minuten des Tages. Wir gingen ins Badezimmer, machten die Tür zu. Norton kuschelte sich auf meinen Schoß und schnurrte, sobald er sich in die richtige Position geschmiegt hatte. Während er schnurrte, redete ich mit ihm, erzählte ihm, wie toll er war, wie sehr ich ihn mochte. Dann stach ich die Nadel ein – schließlich konnte ich mich sogar an die dicken grünen Monster statt der kleinen pinkfarbenen gewöhnen; hey, ich war schließlich Profi –, und er schnurrte nur noch lauter. So saßen wir fünf Minuten, während die wohltuende Flüssigkeit in ihn strömte. Während wir so dasaßen, redete ich weiter, er schnurrte, und gelegentlich maunzte er eine Antwort. Manchmal leckte er mir die Hand und steckte seine Nase in meine Armbeuge. Immer, wenn ich so mit ihm dasaß, hatte ich das warme Gefühl, dass wir beide dort waren, wo wir gern sein wollten, machten, was wir gern machen wollten, nämlich Zeit zusammen zu verbringen und dafür zu sorgen, dass er sich besser fühlte.
Und da ist noch etwas, dessen ich mir absolut sicher bin:
Norton half mir. Er wusste, wie nervös ich war. Er wusste, welche Angst ich hatte, ihm weh zu tun und alles falsch zu machen. Er begriff, welche Sorgen ich mir um ihn machte. Also half er mir. Er blieb nicht nur ruhig, sondern gab sich große Mühe, freundlich zu sein, mir zu zeigen, dass das, was ich machte, okay war, dass die ganze Situation okay war. Er begriff, dass ich ihm half – mit dieser täglichen Dosis Flüssigkeit fühlte er sich gesünder und glücklicher; das konnte ich schon Sekunden nach Beginn der Infusion sehen –, also tat er das Gleiche für mich. Nicht-Katzenmenschen werden mir vielleicht nicht glauben (allerdings muss ein Nicht-Katzenmensch, der dieses Buch liest, schon ein ziemlich seltsamer Zeitgenosse sein, also glaubt er oder sie mir vielleicht doch), aber ich wette, wenn nach der Veröffentlichung dieses Buches nach und nach die Briefe eintreffen, werde ich eine Menge ähnliche Geschichten von Katzen erfahren, die ihre Besitzer durch schwierige Situationen begleitet haben. Und selbst wenn nicht, weiß ich, dass Norton mich durch die Prodezur geleitet und mir gezeigt hat, wie es geht. Mir gezeigt hat, dass ich es konnte .
Ich war daran gewöhnt, dass Norton ein guter Lehrer war. Er hat mir sein ganzes Leben lang wertvolle Lebenslektionen erteilt – sie mir in meinen dicken Schädel gehämmert.
Ich hatte allerdings nicht erwartet, was für ein toller Lehrer er tatsächlich war.
Und ich konnte noch nicht wissen, dass die Lektionen gerade erst begannen.
Das Nächste, worum ich mich kümmern musste, war die Behandlung. Dies ging über die subkutane Infusion hinaus, die ich ihm endlich selbst wegen seines Nierenversagens verabreichen konnte. Es
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