Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)
handelte sich schließlich um Krebs. Es war ernst.
Ich traf mich mit Dianne, die mir sehr gut erklärte, was mit dem Körper meiner Katze passierte. Sie zeigte mir die Ergebnisse der Bluttests: was hoch oder niedrig war, was noch normal war, was gefährlich war und genau im Auge behalten werden musste. Sie hatte außerdem eine Feinnadelbiopsie gemacht, die die Diagnose »Lymphom« bestätigte, und sie sagte, alle Anzeichen deuteten daraufhin, dass der Krebs nicht über die Leber hinaus gestreut hatte. Das war die gute Nachricht. Sie sagte aber auch, ich müsse einen Tieronkologen aufsuchen. Es war das erste Mal, dass ich von diesem Beruf hörte, aber ich sagte, ich werde selbstverständlich einen Termin machen. Dianne sagte, höchstwahrscheinlich werde Norton eine Chemotherapie benötigen.
Als Norton und ich nach Hause kamen – um vom Washington Square Animal Hospital zu unserer neuen Wohnung zu kommen, mussten wir mitten durch den Washington Square Park hindurch und am Hundeauslauf vorbeigehen, also wurde das zu unserem Ritual: zum Tierarzt gehen, Norton in seiner Schultertasche, auf dem Rückweg Pause machen, hinsetzen und den spielenden Hunden zuschauen –, rief ich Marty Goldstein an. Ich erzählte ihm von Nortons Krebs, und wie immer war er nicht nur ruhig, sondern unbeschreiblich tröstlich. Er betonte, was er sage, klinge vielleicht komisch, aber das Nierenproblem sei relativ stabil, daher sei Norton abgesehen vom Krebs gesund. Sein Appetit war gut, alles andere funktionierte, und der Krebs beschränkte sich auf nur einen kleinen Bereich. »Norton fühlt sich gut, oder?«, fragte Dr. Marty. Ich sah meinen Kater an, der sich zufrieden neben mir auf dem Schreibtisch zusammengerollt hatte, und ich sagte: »Ja, er fühlt sich wirklich gut.« Dann sagte Marty, er werde Dianne anrufen und sie bitten, ihm die Ergebnisse der letzten Tests zu faxen, und dann solle ich Norton zu ihm bringen. Er hatte außergewöhnliche Erfolge in der Behandlung von Krebs bei Tieren, wie ich ja wusste, und er sagte, ich solle mir keine Sorgen machen. Er sagte, die Wahrscheinlichkeit sei groß, dass Norton noch ein relativ langes Leben vor sich habe. Es bestand kein Grund zur Panik. Als ich ihn auf einen Termin beim Onkologen ansprach, sagte er, das sei genau das Richtige, allerdings sagte er auch, ich solle mit ihm reden, bevor ich mich auf irgendwelche Behandlungen einließe.
Am nächsten Tag fuhr ich mit meiner Katze uptown – dieses Mal auf die Upper West Side –, und wir gingen zum Katzenonkologen.
Erinnern Sie sich an mein unerfreuliches Zwischenspiel mit dem Reiche-Katzen-Tierarzt von der East Side? Also, das hier war sogar noch unerfreulicher. Ich stand daneben, während Norton eine ganze Batterie von Tests durchmachte, die meisten mit Tierarzthelferinnen, und dann kam der Doktor selbst herein. Er war absolut nett und merkte, wie nervös und aufgeregt ich war. Er gab mir etliches zu lesen, Broschüren, in denen genau erklärt wurde, was Krebs ist und welche Behandlungen es gibt, und dann erklärte er mir die Sache mit der Chemotherapie. Sie sollte einmal pro Woche per Spritze verabreicht werden, soweit ich mich erinnere, sechs oder sieben Wochen lang. Und bevor wir mit den Spritzen anfingen, sollte Norton sofort anfangen, zwei Wochen lang zweimal am Tag etwas zu nehmen, das Prednison hieß. Ich versuchte, einigermaßen intelligente Fragen zu stellen, aber ich befand mich in einem Schattenreich, in dem mir alles unwirklich vorkam. An zwei Fragen, die ich stellte, erinnere ich mich aber doch. Erstens, würde meinem Kater von den Spritzen schlecht werden? Und zweitens, was bewirkten sie eigentlich genau? Mit anderen Worten, machte ich meinem Kater das Leben zur Hölle, nur um ihn an selbigem zu halten? Und falls ja, wie lange konnten wir ihn tatsächlich am Leben halten?
Auch an die Antworten des Arztes erinnere ich mich noch sehr deutlich. Er erklärte mir, dass Chemo bei Katzen nicht dieselben Nebenwirkungen habe wie bei Menschen. Er sagte, Norton würde von diesen Spritzen nicht krank werden. Überhaupt nicht. Und dann sagte er, mit den Spritzen könne Norton durchaus noch neun Monate leben. Ohne sie wäre er definitiv in zwei Monaten tot.
Wie bitte?
Das waren genau meine Worte. Es war alles, was ich über die Lippen brachte.
Und er wiederholte, was er gesagt hatte, emotionslos, achtlos dahingeworfen: Wenn ich ihn mit Chemotherapie behandeln ließ, hatte mein Kater neun Monate, höchstens. Ohne war es absolut sicher,
Weitere Kostenlose Bücher