Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)
für meinen Kater sehr viel netter wäre, wenn ich ihn behandeln würde. Das sagte sie mir jedes Mal und zeigte mir dann, was ich machen musste. Ich wusste, dass sie recht hatte – aber ich konnte mich trotzdem nicht dazu überwinden.
Außer dass dies nun meine zweite Entscheidung war. Meine Katze war jetzt wirklich schwer krank, und zu meinem großen Schrecken war eins der ersten Dinge, die mir durch den Kopf schossen, dass ich es sein wollte, der ihn pflegte. Ich wollte mich nicht außen vor gelassen fühlen. Und ich wollte nicht einmal mehr, dass alles ordentlich und sicher ablief. Ich wollte alles tun, was getan werden musste, und ich wollte auf der Stelle damit anfangen.
Als Yvette zur Tür hereinkam, erzählte ich ihr also, dass Norton Krebs hatte und dass ich anfangen wollte, ihm seine Infusionen selbst zu verabreichen. Außerdem sagte ich, sie solle niemandem davon erzählen – nicht von meiner untypischen Entscheidung, sondern von dem Krebs. Ich weiß, das klingt vielleicht albern, aber ich wollte nicht, dass die Leute es wussten. So seltsam das klingen mag, ich wollte Nortons Privatsphäre bewahren. Er war nicht wie normale Katzen – die Leute fragten mich nicht nur ständig nach ihm, sondern fuhren auch Hunderte von Meilen, um ihn zu treffen! Wenn ich mit Freunden aß, fragten sie mich fast immer danach, wie es Norton ginge, ob er in letzter Zeit etwas Schönes erlebt hätte, ob er etwas Besonderes vorhätte. Es war, als hätte ich einen Sohn im Teenageralter. Einen frühreifen Teenagersohn. Die Leute waren sehr neugierig auf praktisch alle Einzelheiten seines Lebens, und ich wusste, dass dazu auch seine Krankheit zählte. Ich glaubte Dianne, als sie sagte, es bestehe keine unmittelbare Gefahr, er werde nicht sofort sterben, also tat ich, wie immer, für ihn genau das, was ich auch für mich selbst getan hätte: Ich behielt die Sache für mich, damit er weiterhin ein möglichst normales Leben führen konnte und nicht dem Mitleid der Leute ausgesetzt war.
Ich bezahlte Yvette, sagte aber, ich würde es heute selbst machen. Sie begann die Infusion vorzubereiten, um mir zu zeigen, wie es geht. Ich sagte, das sei nicht nötig. Sie hatte es mir schon so oft gezeigt, ich wusste genau, was zu tun war. Ich musste mir nur einen Ruck geben und es tun. Darauf zog sie sich zurück und wartete, aber ich sagte ihr, sie müsse nicht dableiben. Ich wollte es allein machen. Sie wirkte nicht gerade begeistert über diese Entscheidung, aber ich wusste, ich würde es niemals fertig bringen, solange jemand zusah. Es war eine Sache zwischen mir und meiner Katze. Es war etwas Persönliches.
Also ging Yvette, kopfschüttelnd (hmmmm, sehen Sie den roten Faden, der sich durch mein Leben zieht?), und ich stand da, allein mit Norton und diesem elenden Plastikbeutel.
Ich hatte sehr oft zugesehen, wenn Yvette es machte, also folgte ich ihrem Beispiel. Sie machte es immer im Badezimmer. Das war ein kleiner, abgeschlossener Raum, das machte es ihr leichter, und Norton, sagte sie, fühle sich dort wohler. Es war dort einfach, den Beutel so anzuschließen, dass die Flüssigkeit gut abfloss, und man konnte sich bequem hinsetzen. Klang für mich vernünftig. Also kein Esstisch mehr für den Kleinen. Ich legte den Beutel ins Waschbecken, das mit warmem Wasser gefüllt war, um die Flüssigkeit anzuwärmen. Dann hängte ich die ganze Vorrichtung oben an die Duschvorhangstange. So weit, so gut. Ich hielt mich immer noch an die pinkfarbenen Nadeln – ja, es würde länger dauern, aber ich traute mir nicht zu, eins von diesen riesigen grünen Geräten in meinen Kater hineinzustechen, ohne ihn umzubringen (oder mich). Ich schloss den Schlauch an, hielt die Nadel bereit und setzte mir Norton auf den Schoß, genau wie ich es bei Yvette gesehen hatte. Dann beugte ich mich hinunter und flüsterte ihm eine oder zwei Minuten lang in sein kleines Klappohr. Nicht etwa irgendein Nonsens-Geplapper. Ich sagte, dass ich ihn wirklich liebe, dass ich ihm niemals weh tun würde, und ich bat ihn, bitte, bitte, bitte lieb zu sein und nicht wegzulaufen, während ich dies machte, selbst wenn ich es nicht perfekt machte, denn es war wirklich wichtig, und ich brauchte seine Hilfe.
Habe ich wirklich und wahrhaftig geglaubt, dass er mich verstand?
Also …
Also … ja .
Okay, verdammt, ich gebe es zu! Ich glaubte es. Gott sei mein Zeuge. Ich war total, hundertprozentig überzeugt, dass er genau wusste, was ich sagte.
Und ich glaube es immer noch.
Denn nun
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