Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)
dass er keine acht Wochen mehr zu leben hatte.
Ich begann zu stammeln: »Aber … aber … aber … Dr. DeLorenzo hat gesagt, er könne noch eine ganze W-W-Weile leben.« Ich begann zu erklären, Marty Goldstein habe sogar gesagt, die Katze sei abgesehen vom Krebs ziemlich gesund, aber aus meinem Mund klang es ziemlich lächerlich.
Der Onkologe zuckte mit den Schultern und sagte: »Das müssen Sie entscheiden. Sie können machen, was Sie wollen.« Es schien, als hätte er in dem Moment das Interesse verloren, als ich in Frage zu stellen begann, ob ich die Chemo machen sollte oder nicht. »Ich kann nur sagen, wenn Sie es nicht machen, wird Ihre Katze ziemlich bald tot sein.«
Damit war die Konsultation beendet. Fast. Er sagte mir noch, ich solle mich schnell entscheiden. Wenn ich mehr als ein paar Tage warten würde, sei es zu spät.
Als ich seine Praxis verließ, fühlte ich mich, als habe man mir mit einem Schmiedehammer auf den Kopf geschlagen. Und ich muss wohl nicht betonen, dass meine Rückfahrt zusammen mit Norton keine glückliche war.
Sobald ich meine Wohnung betrat, rief ich auf der Stelle Marty an. Er beruhigte mich, redete mir meine Panik aus und sagte, ich solle mit Norton am nächsten Morgen in seine Klinik kommen. Bevor er auflegte, sagte er: »Hey, ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollen sich keine Sorgen machen, und das meine ich auch so. Ihre Katze wird noch eine ganze Weile leben.«
Keine Sorgen?
Ja sicher. Kein Problem. Dr. Frankenstein hatte gerade gesagt, dass mir noch ein, zwei Monate mit dem Wesen blieben, das ich auf der ganzen Welt am liebsten hatte, und ich sollte mir keine Sorgen machen? Klar.
Muss ich es wirklich sagen? Ich verbrachte den Rest des Tages und die Nacht damit, mir nichts als Sorgen zu machen. Am nächsten Morgen standen Norton und ich in aller Herrgottsfrühe auf und fuhren nach South Salem.
Marty betastete und befühlte Norton wie immer behutsam, erklärte mir noch einmal ausführlich ein paar Dinge, die ich bereits gehört hatte, über seine neuesten Tests, Röntgenuntersuchungen und Biopsien und sagte dann: »Es ist so, wie ich gesagt habe. Ihr kleiner Kumpel hat Krebs – aber davon abgesehen ist er ziemlich gesund.«
»Aber der Onkologe«, begann ich zu jammern. »Er hat gesagt …«
Und dann sagte Marty Goldstein acht wunderbare Worte. »Ärzte sind keine Götter. Manchmal irren wir uns.«
Ich wusste nicht, dass man so etwas über Ärzte sagen darf. Sobald ich es richtig begriffen hatte, Junge, was war ich glücklich.
Marty fuhr nun mit seinen Erklärungen fort. Er sagte, es sei sicherlich eine Möglichkeit, Norton einer Chemotherapie zu unterziehen. Er klang wohlüberlegt, als er sagte, das könne definitiv und werde höchstwahrscheinlich helfen. Er sagte aber auch, dass entgegen der Beteuerung des Onkologen mindestens eine Fifty-Fifty-Chance bestünde, dass Norton von der Behandlung krank würde, weniger, als es bei einem Menschen der Fall wäre, aber trotzdem krank. Marty sagte, ich könne gar keine falsche Entscheidung treffen – wie immer ich mich entschiede, es wäre auf jeden Fall richtig. Als ich ihn fragte, was er machen würde, sagte er, wenn Norton jung wäre, etwa fünf oder sechs, würde er bei ihm eine Chemotherapie machen. Sein Organismus könnte das verkraften und möglicherweise den Krebs besiegen oder zumindest aufhalten. In Nortons Alter aber war die Frage, ob ich mich für Qualität oder für Quantität entschiede. Er sagte, er könne Norton eine ziemlich lange Zeit gesund und glücklich halten, ohne ihn zu vergiften, was im Grunde das ist, was die Chemo bewirkt. Meine wunderbare, perfekte Katze würde nicht ewig leben, das machte Marty mir entschieden klar. Aber er war nicht – ich wiederhole, nicht – unmittelbar in Gefahr. Er würde nicht nur zwei Monate weiterleben. Marty bezweifelte sogar sehr, dass die Neun-Monate-Prognose des Onkologen das Äußerste war. Er sagte noch einmal, mein Kumpel sei glücklich, fühle sich wohl und habe einen wirklich starken Lebenswillen. Marty sagt solche Sachen – etwa dass eine Katze einen starken Lebenswillen hat –, und zuerst dachte ich, dass er den Mund ganz schön voll nimmt. Aber das stimmt nicht. Und in diesem Fall lag er so richtig, wie man überhaupt nur liegen kann.
Er sagte, er werde für Norton ein kompliziertes neues System von Zusatzfutter zusammenstellen. Er sagte, ich solle bei Dianne DeLorenzo regelmäßig Blutuntersuchungen machen lassen, damit wir seine Entwicklung verfolgen
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