Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)
zudecken und sie morgen zu meinem Tierarzt bringen. Ich sagte: »Das ist alles?«, und sie antwortete: »Tja, was dachten Sie denn noch?« Ich beschloss, nicht zu sagen, was genau ich noch über sie dachte, sagte nur »okay«, legte auf und sah hinüber zu Norton. Das Seltsamste an dem, was nun geschah, ist, wie wenig seltsam es für mich war. Es war nicht geschmacklos, es war jetzt nicht einmal mehr unangenehm oder traurig. Es war, als sei dies einfach nur ein normaler Teil des Kreislaufs. Ich hatte um ihn geweint, als er noch lebte, und, wie gesagt, jetzt beherrschte mich wirklich dieses tiefe Gefühl von Frieden. Also erschien es mir weder seltsam noch geschmacklos, ihn hochzuheben und ihn zu der Schultertasche zu tragen, in der er normalerweise seine Flugreisen mit mir machte. Ich gebe zu, dass ich ihn doch noch ein letztes Mal küsste, wissend, dass es das letzte Mal war, dass ich ihn berühren konnte, dann legte ich ihn hinein, zog den Reißverschluss zu, holte ein Handtuch und breitete es über die Tasche.
Als das alles erledigt war, ging ich wieder ins Bett und wusste plötzlich, dass ich zum ersten Mal seit Tagen, vielleicht sogar seit Wochen, sofort einschlafen konnte. Und nicht nur das, ich wusste, dass ich endlich tief und fest schlafen konnte, ohne Angst, was ich beim Aufwachen vorfinden würde. Die Zeit für Angst wie auch für Schmerzen war für mich ebenso wie für Norton vorüber.
Janis kam gleich am nächsten Morgen vorbei, und wir brachten Norton ins Washington Square Animal Hospital. Die Dame am Empfang erwartete uns und begann zu erklären, dass Dr. DeLorenzo noch nicht da sei, und ich erklärte, wir seien zu früh dran, und wir bräuchten die Ärztin nicht mehr, da Norton bereits gestorben war. Ich sagte, ich wollte ihn nur zur Einäscherung dort lassen.
Sie kam hinter der Theke hervor und nahm mir die Tasche ab. Ich hatte einen letzten Weinkrampf, als ich sah, wie sie die Tasche nach hinten trug. Aber es war nur ein kurzer Ausbruch meiner Gefühle, nichts allzu Dramatisches, und Janis hielt meine Hand und tätschelte mir sanft und tröstend den Rücken, wie man ein Baby mit Bauchschmerzen tätschelt, bis ich aufhörte. Als die Dame am Empfang mit der leeren Tasche zurückkam, gingen Janis und ich hinaus in den schon jetzt heißen, schwülen Frühlingstag. Wir verzehrten ein riesiges Frühstück in einem Diner auf der Bleecker Street. Wir stießen mit unseren Orangensaftgläsern an und brachten einen bittersüßen – und erschöpften – Toast auf meine sechzehneinhalb großartigen Jahre mit meinem Kumpel aus.
Ich hatte angenommen, ich würde jetzt ein paar Anrufe tätigen, ein paar E-Mails verschicken, es ein paar Leuten erzählen, eine kleine Weile trauern oder sogar eine große Weile, und wissen, dass ein kleiner, aber wertvoller Teil von mir für immer fehlen würde, aber dass alles mehr oder weniger so weitergehen würde wie bisher, und das wäre es dann gewesen.
Nichts da.
Im Tod überraschte meine süße, süße Katze mich weiterhin, fast sogar noch mehr als zu ihren Lebzeiten.
Die Freunde, die ich anrief oder denen ich mailte, riefen sofort andere Freunde an oder mailten ihnen, die wiederum einen weiteren Kreis von Freunden kontaktierten, und bevor ich wusste, wie mir geschah, bekam ich Anrufe von so ziemlich jedem Menschen, dem ich je begegnet war, mit dem ich je gesprochen oder von dem ich je gehört hatte. Jeder enge Freund oder Verwandte, der anrief, klang fast so traurig, wie ich mich fühlte. Wenn es einen Gleichklang der Gefühle in all diesen Gesprächen gab, dann den, dass alle Menschen, die anriefen, sich fühlten, als hätten sie selbst einen engen Freund verloren.
Ein befreundeter Autor, John Feinstein, selbst ein ernstzunehmender Katzenmensch (er ist einmal von Paris, wo er vom Tennisturnier French Open berichtete, nach Hause nach Maryland geflogen, als eine seiner Katzen plötzlich starb), rief an und hinterließ mir folgende Nachricht auf dem Anrufbeantworter: »Du bist bestimmt traurig, aber du solltest nicht zu traurig sein, denn keine Katze hatte jemals ein besseres Leben.« Johns Frau Mary schickte mir einen wunderbaren Brief: »Alle Feinsteins haben an dich gedacht. Gestern fragte Danny (ihr kleiner Sohn), ob Norton im Himmel die Katze von seiner (Dannys) Großmutter sein könnte. Wir nehmen an, jemand so Weitgereistes wie Norton hat seinen Weg ins ewige Leben gefunden, und wir sagten Danny, eine so sehr geliebte Katze wäre als Gefährte überall
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