Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)
Stunde, und ich streichelte ihn und küsste ihn und sagte ihm, wie sehr ich ihn liebte und wie sehr ich ihn vermissen würde.
Und dann zeigte mir Norton, wie sehr auch er mich liebte.
Von allem, was geschehen war und was, wie ich wusste, noch geschehen würde, fürchtete ich mich am meisten davor, ihn einschläfern zu lassen. Ich wusste, dass ich es konnte, ich wusste, dass ich sogar stark genug sein würde, um mit ihm in dem Raum zu bleiben, aber die bloße Vorstellung davon war schlimmer als alles, was ich mir jemals ausgemalt hatte. Ich wollte nicht, dass meine Katze auf diese Weise starb. Ich wollte es nicht sehen, und ich wollte nicht für den Rest meines Lebens daran denken müssen.
Also ersparte Norton es mir.
Er hatte im Laufe seines Lebens die erstaunlichsten Sachen gemacht, er hatte gelernt, unsere Schlafzimmertür aufzumachen, er hatte mir Gesellschaft geleistet und war meilenweit mit mir an einem überfüllten Strand entlangspaziert, er hatte selbstständig seine Sitzheizung eingeschaltet. Aber nun tat er das Erstaunlichste, das er jemals getan hatte.
Um zwei Uhr morgens am 8. Mai 1999 schnurrte Norton so lange, bis er die Augen schloss, einen letzten flachen Atemzug tat und in meinen Armen für immer einschlief.
11. Kapitel
Die Katze, die ewig leben wird
D ie Nachwirkungen eines Todes sind gleichermaßen interessant wie seltsam.
Meine unmittelbare Empfindung war die einer erstaunlichen Ruhe und Erleichterung.
In dem Augenblick, als Norton starb, hörten meine Tränen auf zu fließen.
Nicht, dass ich nicht von dem Verlust überwältigt war, es lag einfach daran, dass der Tod selbst so viel friedlicher für ihn war als die zwei oder drei letzten Tage seines Lebens. Mir war sofort bewusst, dass er fort war und dass all das Gute, das ich an ihm liebte, nun der Erinnerung angehörte und nicht mehr der Gegenwart. Das ist immer eine schmerzhafte Gefühlsumstellung, weil wir alle so viel mehr Wert auf das Hier und Jetzt legen als auf Erinnerungen – aber Tatsache ist, er musste nicht mehr leiden, und darüber war ich froh.
Ich hielt ihn ziemlich lange fest, vielleicht eine Viertelstunde oder länger, bis ich absolut sicher war, dass er auch wirklich nicht mehr am Leben war. Ich hatte mich noch nie in einer solchen Situation befunden, und obwohl ich mir vollkommen sicher war, dass er nicht mehr atmete, wollte ich ihn doch nicht betrauern und ihn plötzlich maunzen hören und darauf selbst zu Tode erschrecken. Also saß ich da und streichelte ihn und akzeptierte schließlich die Tatsache dass, ja, dass er tot war. Ich erinnerte mich daran, was die Frau aus dem Hospiz über meinen Vater gesagt hatte, als er im Sterben lag, also behielt ich die Hand auf seiner Brust und fühlte mich seltsam getröstet durch den Kontakt und die Intimität. Nach einer Weile küsste ich ihn auf den Kopf und beschloss, das sei mein letzter körperlicher Abschiedsgruß.
Das Elend war vorbei, das Weinen hatte ein Ende, und nun holte mich die Wirklichkeit ein. Ich saß da, versuchte mich zu entscheiden, was ich tun sollte – Schlafen kam nicht in Frage –, und beschloss, es sei okay, Janis anzurufen, selbst wenn es jetzt halb drei Uhr morgens war. Als das Telefon klingelte, wusste sie, wer es war und warum ich anrief. Ich sagte ihr, dass Norton gestorben war, sie fragte, ob sie herkommen solle, und ich sagte, nein, ich sei okay, wirklich, und dieses Mal sagte ich die Wahrheit.
Aber als ich auflegte, wurde mir klar, dass sich nun ein neues Problem stellte.
Ich habe schon erklärt, dass »zimperlich« glatt mein zweiter Name sein könnte, daher war ich nicht imstande, mit der etwas gruseligen neuen Situation umzugehen. Die Situation war die, dass es sich trotz all der Ruhe und des Friedens und der Intimität um mich herum nicht leugnen ließ, dass ich eine nicht lebende Katze in meinem Bett hatte.
Ich rief Janis wieder an und sagte: »Was zum Teufel soll ich jetzt machen?«
Was ich schließlich tat, war, dass ich Dr. DeLorenzos Praxis anrief und der Nachtdienst mir die Telefonnummer von Manhattans Vierundzwanzig-Stunden-Tierklinik gab. Ich rief dort an, erklärte ihnen meine Situation, und die Frau dort fragte, ob ich eine Tasche hätte.
»Was für eine Tasche?«, fragte ich.
»Eine Tasche, in die Ihre Katze hineinpasst«, sagte sie, nicht ganz so sensibel, wie sie es hätte sein können.
Ich sagte, die hätte ich wahrscheinlich, und sie erklärte mir, ich sollte die Katze in die Tasche legen, sie mit einer Decke
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