Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)
hatte.
»Sie konnte es nicht fassen, dass ich mir keine Sorgen machte«, sagte er. »Ich ging an die Stelle, wo ich ihn zuletzt gesehen hatte, und pfiff, und er kam aus dem Gebüsch.«
Später erzählte Mr. Gethers ihr, Norton sei mit der Concorde geflogen, habe in einem Hotel mit Blick über die Dächer von Paris gewohnt (mit Dachzugang durch ein offenes Fenster) und habe Meetings mit dem Regisseur ROMAN POLANSKI und dem Schauspieler HARRISON FORD beigewohnt.
»Sie sagte: ›Sie sollten ein Buch mit dem Titel Klappohrkatze schreiben‹«, erinnerte sich Mr. Gethers gestern. »Angeblich habe ich ja meine Finger am Puls der amerikanischen Kultur, aber da lag ich total daneben. Ich sagte: ›Na sicher.‹«
Ms. Nevler rief jedoch Mr. Gethers’ Agentin ESTHER NEWBERG an und handelte einen Deal für das Buch aus. Diesem ersten Band, in den USA 1991 erschienen, folgte Klappohrkatze auf Reisen – Kater Nortons neue Abenteuer (Crown, 1993).
Schließlich wurde Mr. Gethers’ Reisegefährte so bekannt, dass Post mit der Adresse »Norton, Sag Harbor, N.Y.« ankam – Norton hatte natürlich ein Haus in den Hamptons. Er wurde überall in Europa erkannt. Einmal auf einem Spaziergang durch Amsterdam – Mr. Gethers übernahm das Gehen, Norton ritt auf seiner Schulter – sprach jemand die beiden an und sagte: »Entschuldigung, ist das die Klappohrkatze?«
Er war es. Und wie Mr. Gethers’ Leser bald begriffen, war Norton eine Katze mit einer eindeutigen – und unverwechselbaren – Persönlichkeit. »Er war unabhängig und dabei nicht abweisend«, sagte Ms. Newberg.
Neben Mr. Gethers hinterlässt Norton Mr. Gethers’ Freundin, Janis Donnaud.
Als die Times erst einmal den Abgang meiner Katze aus diesem Erdenleben verkündet hatte, wurde es erst richtig verrückt.
Diverse andere Nachrichtendienste übernahmen die Story, also wurde über Nortons Tod in USA Today berichtet und die Geschichte dank Associated Press in Hunderten Lokalzeitungen im ganzen Land nachgedruckt. Das Magazin People veröffentlichte nicht nur in der Ausgabe, die rund zehn Tage nach seinem Tod herauskam, ein ganzseitiges »Tribute«, sondern nahm Norton sechs Monate später in der Doppelausgabe zum Jahresende auch in der Rubrik »Tote des Jahres« auf. In dieser Geschichte stand Norton – mit einem Foto, das ich auf unserer letzten gemeinsamen Reise von ihm auf der Sweetwater Farm gemacht hatte – neben Größen wie Mel Tormé, Joe DiMaggio, Raissa Gorbatschow, George C. Scott, Wilt Chamberlain, König Hussein, Stanley Kubrick und, was mich besonders freute, dem unübertrefflichen Bauchredner Señor Wences. Am besten aber gefiel mir – ich musste wirklich grinsen, weil ich wusste, wie sehr es meinem Kumpel gefallen hätte –, dass sie es nicht mal für nötig hielten, ihn zu beschreiben. Sie schrieben nicht »der Star aus Klappohrkatze « oder etwas in der Art. Sie bezeichneten ihn lediglich unter seinem Foto als »literatischen Abenteurer« und ließen dann Rita Mae Brown einen wunderbaren Nachruf schreiben: »Er wurde als Katze geboren und starb als Gentleman. Er hatte perfekte Manieren und war ein sehr guter Reisegefährte.«
Ich selbst hätte es nicht besser sagen können.
Ich bekam einen Anruf von einer Freundin, Linda, die ich seit etlichen Monaten nicht gesprochen hatte. Sie sagte, sie habe von Nortons Tod gehört und wolle mir sagen, wie leid es ihr tue. Ich fragte, ob sie durch den Nachruf in der Times davon erfahren hätte, und sie sagte, nein, sie habe es im Radio gehört. Meine einzige Reaktion darauf war » Was?!!! «, und dann erzählte sie mir, wie sie von ihrem Landhaus in die Stadt zurückgefahren war und den Long Island Expressway entlangfuhr und WCBS hörte, als sie in den Nachrichten meldeten, Norton – den sie als »die legendäre Klappohrkatze« bezeichneten – sei gestorben. Sie sagte, sie sei beinahe von der Fahrbahn abgekommen, riss sich aber zusammen, als der Sender einen Dreißig-Sekunden-Beitrag über jedermanns allerliebste Scottish Fold brachte.
Ich rief sofort Janis an und erzählte ihr davon, und dann musste ich den Kopf schütteln. »Ist dir eigentlich klar«, sagte ich, »dass, wenn ich sterbe, niemand einen Dreißig-Sekunden-Beitrag im Radio über mich senden wird?«
»Ja«, sagte Janis, so mitfühlend sie nur konnte, »das ist mir definitiv klar.«
Nun trafen nach und nach Unmengen Briefe und E-Mails ein. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass ich mindestens tausend Zusendungen bekam, in denen Trauer und
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