Klassenfahrt ins Gruselschloss - Ein Fall für die Schwarze Pfote ; 7
Überschlag
Die Treppenstufen waren vom hellen Mondlicht beschienen, das durch das verkratzte Fenster fiel.
›Vollmond‹, dachte Merlin. ›Wie in meinem Traum.‹
Er musste zugeben, dass ihm dieser nächtliche Ausflug nicht ganz geheuer war. Die alte Holztreppe knarzte bei jedem Schritt. Und die vielen antiken Möbelstücke und Statuen warfen unheimliche Schatten an die Wände.
»Bist du sicher, dass Charly das Ölgemälde am Eingang meint?« Fips lief direkt hinter Merlin, immer eine Hand auf dessen Schulter. Er wollte seinen Freund auf keinen Fall in der Dunkelheit verlieren.
»Ganz bestimmt.« Merlin war sich sicher. »Sie hat geschrieben: bei Gräfin Isolde. Und auf dem Bild ist die drauf.«
»Was hat Charly denn vor?«, fragte Fips.
»Keine Ahnung«, musste Merlin zugeben. »Aber wenn sie uns mitten in der Nacht hier rumgeistern lässt, geht es bestimmt um was Wichtiges.«
Ihr Weg führte zwei Stockwerke nach unten, zurück zum Eingang und über die alte Steintreppe im anderen Flügel des Schlosses wieder in die erste Etage.
Im Erdgeschoss angekommen, lugte Merlin vorsichtig um die nächste Ecke.
»Die Luft ist rein«, flüsterte er. »Komm!«
Sie mussten einmal quer über den Innenhof. Hier war die Gefahr, gesehen zu werden, am größten.
»Wir halten uns ganz nah an den Säulen«, beschloss Merlin. An der Treppe hielt Fips inne.
»Was war das?«, flüsterte er. Ein leises Trippeln kam von oben. Merlin lauschte kurz. Als zusätzlich aufgeregte Hechellaute zu hören waren, legte sich ein glückliches Grinsen über sein Gesicht.
»Keine Panik«, beruhigte er seinen Freund. »Das kann nur einer sein.«
Aus der Dunkelheit kam ihnen Hugo entgegen. Er freute sich so sehr darüber, sein Herrchen zu sehen, dass er beim Schwanzwedeln von seinem eigenen Hinterteil überholt wurde. Im Laufen überschlug er sich zweimal und nahm die Hälfte der Stufen im Sturzflug.
»Hey, langsam Kleiner.« Merlin konnte ihn gerade noch aufhalten. Zum Dank leckte ihm Hugo über beide Backen.
Charlotte wartete schon ungeduldig neben dem Ölgemälde von Gräfin von Böselfeld. Zur Begrüßung leuchtete sie den Jungs in die Augen.
»Habt ihr eure Taschenlampen?«, wollte sie wissen.
Merlin leuchtete zur Bestätigung wortlos zurück. Nach einer Sekunde fing sein Licht an zu flackern und erlosch.
»Mist«, murmelte er. »Die Batterie ist alle.«
»Fips?«, fragte Charlotte.
»Sorry, hatte keinen Platz mehr im Koffer«, entschuldigte der sich.
»Das kann ich bestätigen, Charly«, sagte Merlin. »Er hat zu viel Chips und Schokolade eingepackt.«
»Na gut«, sagte sie. »Lasst uns keine Zeit verlieren.« Charlotte richtete den Strahl ihrer Lampe in die Tiefe des langen Flures und setzte sich in Bewegung.
»Warte mal«, hielt Merlin sie zurück. »Wo willst du denn überhaupt hin?«
»Zum alten Grafen«, sagte Charlotte. »Wenn, dann müssen wir dort nach dem wertvollen Edelstein suchen.«
Beeindruckt pfiff Fips durch die Zähne.
»Und die Jagdhunde?«, fragte Merlin ängstlich.
»Keine Sorge.« Charlotte winkte ab. »Ich hab vorhin am Fenster gesehen, wie dieser M sie draußen in einen Zwinger gesperrt hat. Gleich nach dem Abendessen. Und bisher hat sie da keiner wieder rausgeholt.«
»Ich w…weiß nicht s…so recht«, stotterte Fips. »Vielleicht sollten wir besser …«
»Macht euch mal nicht in die Hose. Wir sind Detektive!«, stellte Charlotte klar. »Also los, kommt!«
Zögernd folgten die beiden Jungs ihr. Fips warf einen letzten unsicheren Blick auf das Gemälde. Er hatte das Gefühl, die Augen der Gräfin würden ihnen hinterhergucken.
Damenbart
Damenbart
Am Ende des Ganges mussten sie sich entscheiden.
»Rechts oder links?«, flüsterte Merlin.
»Da lang«, beschloss Charlotte und lief nach links. »Bestimmt wohnt der Graf in dem großen Turm mit den Flaggen.«
Der Lichtkegel von Charlottes Taschenlampe streifte über die Wand neben ihnen. Fips erschrak. Mehrere Augenpaare starrten ihn düster an.
»Wer sind die alle?«, fragte er außer Atem.
Die Gemälde, die dort in einer langen Reihe nebeneinander hingen, zeigten die unterschiedlichsten Menschen in altertümlicher Kleidung. Männer mit flauschigen Pelzkragen und ausgefallenen Fellmützen. Mit Schmuck behangene Frauen in edlen Gewändern. Alle hatten eine gewisse Ähnlichkeit.
»Scheint die Ahnengalerie zu sein«, sagte Merlin. Ein paar der Namen, die unter den Bilderrahmen standen, las er vor. »Freiherr Friedbert von Böselfeld, Graf
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