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Klassenfahrt zur Hexenburg

Klassenfahrt zur Hexenburg

Titel: Klassenfahrt zur Hexenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Kommissar Godard. „Der Name klingt deutsch.“
    „Ein Verwandter von mir“,
nickte sie, „der Großcousin eines Neffen aus der angeheirateten schweizer Linie
meiner italienischen Tante. So ganz genau weiß ich das auch nicht. Jedenfalls
stand Martin vor drei Jahren hier vor der Tür und richtete Grüße aus von Onkel
Robert in Genf. Seit kurzem hat Martin hier eine Wohnung.“
    „Wo?“
    Sie nannte die Adresse.
    „Und Madeleine ist dort?“
    „Jetzt nicht mehr. Martin will
sie am Strand aussetzen, beim Pavillon.“
     
    *
     
    Das Mädchen wurde unversehrt
aufgefunden — und würde hoffentlich nie erfahren, dass es als Köder für einen
Betrug seiner Eltern hatte herhalten sollen. — Catherine blieb auf freiem Fuß,
um sich der Kleinen anzunehmen. Haito musste seine Zahnbürste einpacken und
begab sich in U-Haft. Sein Betrugsversuch würde Folgen haben.
    Tim und Gaby durften Godard
auch in die Rue Purgatif begleiten, dort hatte Martin Reinbold seine Wohnung.
Es war eine strandnahe Villa, die — zurückgesetzt von der Straße — in einem
Garten stand, in dem Palmen ihre Fächerkronen ausgebreitet hatten und der
Hibiskus blühte. Die Villa war in Apartments aufgeteilt. Reinbold wohnte im
Erdgeschoss. Kein Licht hinter den Fenstern. Keine Reaktion aufs Klingeln. Aber
eine Nachbarin kam an die Tür. „Monsieur Reinbold ist abgereist.“
    „Wann denn das?“, wollte Godard
wissen.
    „Vor einer halben Stunde. Er
wurde angerufen. Von einer Frau. Sie hat bei mir angerufen, weil Martin den
Hörer neben seinen Apparat gelegt hatte — um nicht gestört zu werden. Aber zu
mir ist er dann doch rübergekommen.“
    „Hat die Frau ihren Namen
genannt?“
    „Nur den Vornamen. Catherine.
Aber weshalb wollen Sie das wissen?“
    „Deshalb!“
    Godard zeigte ihr seinen
Dienstausweis.
    „Oh, Polizei! Ist was
passiert?“
    Godard überging die Frage.
„Konnten Sie hören, Madame, was gesprochen wurde?“
    „Leider nicht. Martin — wissen
Sie, wir duzen uns — hat nur ein paar Mal geknurrt. Ja, richtig geknurrt. Dann
hatte er’s eilig. Er hat ganz rasch einen Koffer gepackt — dann war auch schon
das Taxi da. Aber den Wohnungsschlüssel habe ich. Wegen des Aquariums. Die
Fische müssen gefüttert werden. Sie sind winzig, aber Appetit haben sie
trotzdem.“
    Godards Miene wurde amtlich wie
ein vorgedrucktes Behördenformular. „Ich muss Sie ersuchen, Madame, mir den
Schlüssel auszuhändigen.“
    „D... darf ich denn das?“,
stotterte die Frau.
    „Sie müssen.“
    „Eine Hausdurchsuchung?“
    „Eine Durchsuchung der
Wohnung.“
    „Dann... dann hat Martin was verbrochen?“
    „Er ist an einer ernsten Sache
beteiligt. Madame, den Schlüssel!“
     
    *
     
    Während sie sich in der
luxuriösen Zwei-Zimmer-Wohnung umsahen, hielt Godard fest, was Sache war, er
aber nur schwerlich würde beweisen können.
    „Catherine Nagusaki hat Reinbold
gewarnt, worauf der sofort getürmt ist. Das hätte ich diesem Weibsstück nicht
zugetraut. Andererseits hätte ich wohl kaum einen Haftbefehl für sie bekommen,
denn Fluchtgefahr besteht nicht — zumal Madeleine zu der Zeit noch nicht wieder
zurück war. Sei’s drum! Dieser Reinbold hat sicherlich nur mitgemacht, weil er
sich als Verwandter nicht weigern konnte.“
    „Also ein bislang
unbescholtener Typ?“, meinte Gaby. „Ganz sicher“, nickte Godard.
    „Oder auch nicht“, sagte Tim
und zog die Hand unter dem Kopfkissen des französischen Bettes hervor. „Ich
glaube, das ist eine echte Pistole. Offenbar hat er die in der Eile vergessen.
Oder er hat zwei davon.“
    Tim hielt sie mit spitzen
Fingern am Griff, wo geriffelte Holzschalen ohnehin keine Fingerabdrücke
aufnehmen.
    Der blaue Stahl der Waffe
schimmerte im Lampenlicht. Tim entzifferte die eingestanzte Modellbezeichnung —
und für einen Moment lief s ihm kalt über den Rücken, obwohl alles sicherlich
nur ein lausiger Zufall war.
    „Kommissar! Das ist eine
Smisswessolowskaja.“
    Godard nahm sie, indem er
seinen Kugelschreiber in die Mündung schob.
    „Eine hier im Westen sehr
seltene Waffe, Tim.“
    „So selten nun auch wieder
nicht. Auf Ihren Kollegen Kommissar Glockner — auf Gabys Vater — wurde mit
einer Smisswessolowskaja geschossen.“
    Tim spürte, wie Gaby den Atem
anhielt.
    „Ja“, meinte Godard mit
spürbarer Spannung. „Ihr habt es erzählt.“
    „Aber der Täter heißt
Ossinsky“, ergänzte Tim. „Nicht Reinbold.“
    „Namen kann man zwar wechseln.
Aber in diesem Fall dürfte es sich

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