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Klassentreffen

Titel: Klassentreffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Vlugt
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Kleinkind.
    Unschlüssig bleibe ich im Flur stehen. Ob das Dagmar und Kim sind? Aber Dagmar war doch krank, oder? Als ob das was ausmacht, sage ich mir. Grippe hin oder her, ich wäre unter diesen Umständen auch sofort aus dem Bett gesprungen. Ich frage mich allerdings, ob man auf eine Krankenstation darf, wenn man Grippebazillen mit sich herumschleppt.
    Spontan betrete ich das Wartezimmer und sage: »Dagmar?«
    Sie sieht sich rasch um, hat wohl einen Arzt erwartet. Ihr Gesicht ist verheult, die Augen sind geschwollen.
    »Ja?«, sagt sie fragend, als sie mich sieht.
    »Ich bin Sabine Kroese. Ich kenne Bart von früher und habe ihn am Samstagabend beim Ehemaligentreffen gesehen. Was ist passiert?«, frage ich leise und mitfühlend.
    Dagmar scheint nicht mehr wissen zu wollen, sie fängt sofort an zu erzählen: »Er ist angefahren worden, bei mir in der Straße. Praktisch vor meiner Tür«, sagt sie empört. »Der Fahrer hat nicht mal angehalten! Der Idiot ist einfach weitergefahren, unfassbar!«
    »Haben Sie gesehen, wie es passiert ist?«, frage ich erschrocken.
    »Ich hab einen dumpfen Schlag gehört, bin ans Fenster gelaufen und sah ein Auto davonrasen. Dann bin ich rausgerannt und bei Bart geblieben, bis der Krankenwagen kam. Sie machen gerade einen MRI-Scan.« Jetzt sieht Dagmar mich voll an. »Wer sind Sie gleich noch mal?«
    »Sabine. Sabine Kroese. Ich kenne Bart von früher«, wiederhole ich.
    Sie nickt geistesabwesend, hängt schon wieder ihren eigenen Gedanken nach.

    Was soll ich jetzt machen? Mich ebenfalls ins Wartezimmer setzen? Vor meinem inneren Auge erscheint ein Arzt mit fragendem Blick: »Die Exfrau von Herrn de Ruijter? Aha, dann sind Sie wohl die derzeitige Freundin? Tja, leider darf nur eine Person auf die Intensivstation.« Und dann schaut er uns nacheinander an, und sein Blick verrät, dass wir unter uns ausmachen müssen, wer als Erste zu Bart darf. Welche Rechte kann ich nach einer einzigen Nacht geltend machen?
    Ich betrachte das niedliche Baby im Maxi-Cosi. Es sieht Bart ähnlich. Auf einmal bin ich unglaublich eifersüchtig auf Dagmar. Sie mag zwar von Bart geschieden sein, ist aber durch das Kind für immer mit ihm verbunden, egal, wie ihre Zukunft aussehen wird. Sie will ihn natürlich wiederhaben, das sehe ich mit einem Blick; somit haben wir also etwas gemeinsam. Ich bin auch bereit, um ihn zu kämpfen, aber nicht hier, nicht in der Klinik.
    Ich murmle einen Gruß, aber Dagmar ist ganz mit dem Baby beschäftigt.
    Beim Verlassen der Klinik umfängt mich sommerliche Wärme. Langsam gehe ich zur Bushaltestelle. So eilig, dass ich wieder ein Taxi nehmen müsste, habe ich es nicht. Dagmar hat mich ins Grübeln gebracht, daher ist eine Viertelstunde Warten an der Haltestelle gar nicht so schlecht. Könnte es sein, dass Olaf etwas mit Barts Unfall zu tun hat? Er hat uns zusammen gesehen, und höchstwahrscheinlich ist er uns bis zu Barts Wohnung gefolgt. Kann ich daraus schlie ßen, dass er Bart über den Haufen gefahren hat? Nein, aber ausgeschlossen ist es nicht.
    Ich greife in die Tasche und hole mein Handy heraus, das ich im Krankenhaus ausgeschaltet hatte. Vier verpasste Anrufe. Ich höre die Voicemail ab.
    »Sabine, ich muss mir dir reden. Ruf mich zurück.«

    »Wo steckst du? Ich muss dir was sagen. Es ist dringend.«
    »Bestimmt bist du in Den Helder bei diesem Arsch. Aber der ist nicht da, Sabine. Der wird nie mehr für dich da sein.«
    »Ruf mich endlich zurück, verdammt noch mal!«
    Ich will Olafs Nachrichten gerade löschen, als mir ein Gedanke kommt. Auf einmal weiß ich, was ich zu tun habe. Der Bus hält, und ich steige ein. Es ist brütend heiß, und die Fahrt zieht sich endlos hin, aber dann kommt das Polizeirevier in Sicht. Ich drücke den roten Knopf und stelle mich an die Tür. Der Bus steuert die Haltestelle in einer Seitenstraße des Polizeireviers an, und ich steige aus.

KAPITEL 40
    Irgendwie will die Kommunikation zwischen mir und Hartog nicht so recht klappen. Er hört mir zwar zu, aber nichts deutet darauf hin, dass er mich ernst nimmt. Ich sitze ihm im gleichen Raum wie letztes Mal gegenüber und erzähle noch einmal von meinem Gedächtnisverlust und davon, wie die Erinnerungen stückweise wiederkommen. Hartog starrt mich an, als wäre ich in einem Grusellabor zusammengesetzt worden. Ich erzähle ihm von meiner Beziehung mit Olaf van Oirschot und dass er früher mal mit Isabel gegangen ist, berichte, was ich von Eline gehört habe, und schildere meine eigenen

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