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Klassentreffen

Titel: Klassentreffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Vlugt
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Olaf setzt sich bereits. Das ältere Paar schaut sich sprachlos an.
    »Möchten Sie …«, fange ich an, aber die beiden sind schon am Gehen.
    »Setz dich!«, befiehlt Olaf. »Was willst du trinken?«
    Ich rücke mir den Stuhl zurecht. »Einen Weißwein.«
    »Frascati?«
    »Wenn’s den hier gibt.«
    »Bestimmt. Aber jetzt sag doch mal, hast du dich nicht gewundert, als du heute nach Hause gekommen bist?« Seine Augen leuchten.
    »Klar, und wie«, sage ich. »Ich hab mir die ganze Zeit überlegt, wie du in die Wohnung gekommen bist.«
    »Deine Nachbarin von oben hatte einen Schlüssel«, sagt Olaf. »Den hat sie mir gegeben.«
    Ich nehme mir vor, demnächst ein ernstes Wort mit Frau Bovenkerk zu reden.
    »Den Schlüssel hab ich ihr hinterher in den Briefkasten geworfen«, sagt Olaf. »Sie fand das mit den Rosen total romantisch.« Er sieht mich schelmisch an.

    »Ich auch. Das war sehr lieb von dir.« Ich ringe mir ein Lächeln ab.
    Was ist nur mit mir los? Wo ist die lockere, entspannte Atmosphäre zwischen uns geblieben? Warum rutsche ich hier auf der Stuhlkante herum und suche nach einem Gesprächsthema?
    »Hast du schon gehört, was Renée passiert ist?«, frage ich.
    »Ja, der Wohnungsbrand. Typisch.«
    »Wieso typisch?«
    »Na, so halt. Weil es gerade gut passt.«
    Verständnislos sehe ich ihn an.
    »Die wollte doch den Job in der Personalabteilung«, sagt Olaf. »Ellis hat mir erzählt, dass ein Bewerbungsgespräch bei Jan anstand. Tja, daraus wird jetzt wohl nichts. Den Job kriegst du, mehr Bewerber gibt es nämlich nicht.«
    »Das halte ich für einen voreiligen Schluss. Sie können die Entscheidung doch auch aufschieben.«
    »Wenn das mit Ellis’ Mutterschaftsurlaub auch geht …«
    Ich muss lachen. »Und mit der Geburt … Nein, du hast schon Recht: Sie müssen sich bald entscheiden. Weißt du ganz sicher, dass sich sonst niemand beworben hat?«
    »Laut Ellis nicht. Ob Jan eventuell noch jemanden im Auge hat, weiß ich nicht, aber ich schätze mal, dass er mit Ellis über alle potenziellen Kandidaten gesprochen hat. Schließlich muss sie ja mit dem oder der Betreffenden zusammenarbeiten.«
    »Stimmt.« Ich studiere die Speisekarte, bin aber in Gedanken ganz woanders. Mit Ellis würde ich mich hervorragend verstehen. Sie ist wirklich nett. Aber irgendwie wurmt es mich, dass Renée es dann geschafft hat, mich loszuwerden.
    »Sie wird wohl eine ganze Weile ausfallen«, sage ich nachdenklich. »O Mann, wie sollen wir bloß ohne Sekretariatsleiterin zurechtkommen?«

    Olaf lacht. »Ihr seid rettungslos verloren, schätze ich mal.«
    Der Kellner, ein gestylter Typ, räumt den Tisch ab und nimmt unsere Bestellung auf. Ich entscheide mich für Caesar’s Salad und Beefsteak. Olaf nimmt Pasta. Unsere Getränke werden gebracht, und wir prosten uns zu.
    »Wo warst du übrigens heute Nachmittag? In Den Helder?«, fragt Olaf.
    »Ja.«
    »Was hast du denn ständig dort zu suchen?«, fragt er.
    »Mir fällt immer mehr von früher ein«, sage ich. »Es hilft, wenn ich nach Den Helder fahre; dort erinnere ich mich eher.«
    »Warum willst du das?«
    Verblüfft sehe ich ihn an. »So eben. Weil es mich irritiert, dass ich wichtige Dinge vergessen habe.«
    »Ob sie wichtig sind, weißt du nicht, das denkst du nur«, sagt Olaf.
    Ich sehe ihm ins Gesicht, das mit einem Mal unzugänglich, ja fast schon verärgert wirkt. Was, um Himmels willen, stört ihn an dem, was ich gesagt habe? Ich frage danach, und er stellt seufzend sein Bier ab.
    »Ach, ich halte einfach nichts davon, in der Vergangenheit herumzuwühlen. Was passiert ist, ist passiert, und damit hat sich’s. Heutzutage hat doch jeder was Traumatisches erlebt und muss deshalb in Therapie. Man soll sich selbst kennen lernen, die eigenen Gefühle zulassen, alles muss hervorgekramt werden … Blödes Gewäsch. Man hat gewisse Dinge schließlich nicht umsonst vergessen. Am besten, man lässt sie, wo sie sind, wenn du meine Meinung wissen willst.« Olaf wirft mir einen Blick zu und merkt offenbar, dass mich seine Worte nicht sehr überzeugt haben, denn er fügt etwas milder hinzu: »Wir leben jetzt , Sabine. Was bringt es dir, wenn du Vergangenes aufwärmst?«

    »Die Wahrheit«, sage ich.
    Unser Essen wird gebracht, und wir schweigen minutenlang. Als sich der Kellner umdreht, nimmt Olaf den Gesprächsfaden wieder auf.
    »Meinst du etwa, die Wahrheit macht dich glücklicher?«, fragt er. »Hast du was davon, wenn du weißt, was mit Isabel passiert ist?«
    »Das weiß ich

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