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Klatschmohn

Klatschmohn

Titel: Klatschmohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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Beute zu erscheinen, und deshalb war der Plan mit Max völlig in Ordnung, überzeugte ich mich noch einmal selbst.

    Wenn man bedachte, wie viele Angebote so ein populärer Mensch bekam.
    Da musste man sich eben besonders schwierig präsentieren.

    Das Handy klingelte. Meine Mutter! Mütter haben diesen siebten Sinn, wenn die Tochter kurz davor steht, eine Dummheit zu machen.

    Zu meiner Überraschung fand sie meinen Plan gut - wahrscheinlich fand sie alles gut, was mich davon abhielt, voreheliche Dummheiten zu praktizieren, und sprach mir Mut zu.

    »Kind, denk immer daran, heutzutage ist es das Wichtigste, dass du auf eigenen Füßen stehen kannst. Natürlich ist ein kluger, gut aussehender Mann eine nette Dreingabe, aber glaube mir, es ist auch nicht alles. Und zieh was Flottes an.«

    Gott bewahre, ich würde bestimmt nichts »Flottes« anziehen. Allein dieses Wort. Als meine Mutter das letzte Mal über meinen Haarschnitt bestimmen durfte und ich danach wie Mireille Mathieu aussah, hatte ich das Wort gehört. »Flott!«
    Und »flott« sah ich auch aus, als meine verhasste Cousine Cornelia mich aus Rache zur Brautjungfer auserkoren hatte. In Orange, einer Farbe, die mir noch nie stand, und einem Schnitt, der meine Hüften schön zur Geltung gebracht hatte. Auf dieser Hochzeit war ich vor Angeboten so was von sicher gewesen! Einen besseren »Keuschheitsgürtel« als dieses Kleid gab es nicht wieder. Tante Eda und meine Mutter waren sich jedoch einig gewesen: Was für ein flottes Kleid!

    In einem Aufzug, den weder Tante Eda noch meine Mutter als »flott«
    betiteln würden, höchstens vielleicht als kriminell, klingelte ich an Leanders Haustür. Das aus roten Backsteinen erbaute Haus lag direkt am See und hatte, soweit ich sehen konnte, einen eigenen Bootsanlegeplatz und einen wunderschönen, auf verwildert gepflegten Garten.

    Lautes Hundegebell dröhnte mir hinter der Tür entgegen. Ein leger gekleideter und bestens gelaunter Leander Berglandt öffnete die Tür.

    Mist, ich war viel zu aufgebrezelt, aber wer konnte schon ahnen, dass Leander in seiner Freizeit auf Naturbursche machte!

    Der Hund entpuppte sich als Labrador, der mich soweit ganz gut leiden mochte.

    Das Haus, ein blendend aussehender Leander, ein schöner Hund. Ein Bild, so perfekt, wie es nicht einmal eine dieser Rosamunde Pilcher-Verfilmungen im ZDF hinbekommen hätte.

    Es fehlte nur die Stimme aus dem Off, die sagte: »Leben Sie, wir kümmern uns um den Rest. Der Fels in der Brandung.«

    »Hallo, Pia, schön, dass du da bist.« Ein Küsschen links, ein Küsschen rechts.

    »Ich hoffe, du hast richtig Hunger mitgebracht und gehörst nicht zu diesen Frauen, die nur Salat ohne Dressing und Cola light zu sich nehmen. Obwohl, wenn ich dich so anschaue …« Ein prüfender Blick auf meine Rundungen, den ich, wenn er dabei nicht verschmitzt gegrinst hätte, als Affront aufgefasst hätte.

    »Wo Menschen kochen, lass dich ruhig nieder.« War ich nicht belesen und originell zugleich, einfach so ein Goethe-Zitat abzuwandeln! Ich folgte ihm in eine große Wohnküche. In der Mitte stand ein großer stabiler Tisch, die Einrichtung war ansonsten im Landhausstil gehalten, blau und weiß.

    Auf dem Tisch standen ein selbst gepflückter Wiesenstrauß und ein liebevoll garnierter Vorspeisenteller. Im Ofen brutzelte ein gefülltes Hühnchen vor sich hin.
    Im Hintergrund lief Jazz, von der offenen Terrassentür wehte ein sanfter Wind herüber, ein richtig schöner Sommerabend.

    Leander bot mir etwas zu trinken an. Aha, die Show konnte beginnen. Jetzt würde er mir gleich einen besonders guten Tropfen anbieten, den man einfach nicht ausschlagen konnte.

    Und tatsächlich: »Ich habe etwas ganz Besonderes da, Pia! So was bekommst du heute nur noch selten. Ich weiß nicht, ob es deinen Geschmack trifft, aber du musst unbedingt ein Glas probieren.«

    Er öffnete den Kühlschrank und drehte sich mit einer Karaffe in der Hand wieder um.

    »Schau mal, habe ich gerade vom Bauern um die Ecke geholt. Frisch gepresster Apfelsaft, aus unbehandelten Äpfeln. Ein Aroma ist das. Probier mal.«
    Er füllte mir ein Glas ein.

    Apfelsaft? War ich bereits so verroht, hinter allem etwas Schlechtes zu vermuten?

    Vor mir stand ein unschuldiger Leander Berglandt, der mir frisch gepressten Apfelsaft anbot, sich große Mühe mit dem Essen gemacht hatte und nicht im Geringsten die Absicht hatte, mich abzufüllen und ins Bett zu zerren.

    »Ich dachte, Apfelsaft bietet sich an. Wir

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