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Klatschmohn

Klatschmohn

Titel: Klatschmohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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jetzt zwei Häufchen Elend nebeneinander. Aber sagen konnte ich ihm das natürlich nicht.

    Euphorisch und aufgekratzt wie ich war, sprach ich den ganzen Nachhauseweg nonstop. Da an Schlaf nicht zu denken war, willigte ich gerne in sein Angebot ein, mit nach oben zu kommen.

    »Ha, dann können wir endlich mal was Anständiges trinken, wie sich das für Erwachsene gehört.« Mir war jedes Mittel recht, ihn aufzuheitern; ich war ja nicht ganz unschuldig an der Situation.

    Max’ Wohnung war überhaupt nicht so stylish und hypermodern, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Eher schlicht und das krasse Gegenteil von meiner verkitschten Wohnung, aber durchaus gemütlich und vor allem sehr persönlich eingerichtet.

    Man hatte nicht wie so oft das Gefühl, Kilometer gefahren und doch wieder in der eigenen Wohnung gelandet zu sein, weil einem Billy Regal, Sventje Bett, Lasse Schrank und wie sie alle hießen entgegenlachten. Und erst die abendfüllenden Gespräche wie: »Ach, die Bettwäsche hab ich auch, nur in grün.«

    Oder: »Sag mal, wie lange hast du gebraucht, um den Schrank aufzubauen?«

    Natürlich hatte immer jemand eine Horrorgeschichte zum Thema Ikea parat.
    Meistens von einem Bekannten, dem tatsächlich fünf wichtige Elemente zum Aufbau der Küche gefehlt hatten! Man stelle sich das mal vor! Partys dieser Art wurden auch nicht gegen Ende gut. Vielleicht lag es daran, dass man sich der eigenen Individualität beraubt fühlte, weil man sah, dass andere zumindest einrichtungstechnisch das gleiche Leben führten wie man selbst.

    Max ging zum Plattenschrank - er besaß tatsächlich Platten anstatt CDs legte Goldfrapp auf und holte aus der Küche eine Flasche Whiskey und zwei Gläser.

    »Ich brauche jetzt was Richtiges und nicht so ein Kinderfaschingsgesöff. Ich hoffe, du magst Whiskey.«

    Eigentlich mochte ich Whiskey überhaupt nicht, aber was noch viel schlimmer war, ich vertrug Whiskey überhaupt nicht. Aber was machte das schon.
    Heute Abend war alles egal.

    Mein Traum, Leander Berglandt zu küssen, war in Erfüllung gegangen, mein Schicksal quasi besiegelt. Da konnte man ja nicht kleinlich sein. Also her mit der Pulle.

    War das widerlich - und wie das brannte! Max ging es von Schluck zu Schluck besser. Mir ja sowieso.

    Da ich kein Feigling sein wollte, trank ich tapfer mit. Die Welt schien bunt und bunter, und plötzlich lief sogar eine Katze herum. Witzig.

    »Komm, Kittykatze! Wie heißt die denn?«, wollte ich wissen.

    »Pussy.« Max war schon jenseits von Gut und Böse und fand gar nichts mehr peinlich.

    »Nee, wie schlecht. Ich schenke dir mal eine zweite, die kannst du dann >Cat< taufen.« Gelächter.

    Ja, die Stimmung stieg, das Niveau sank. Ich kann nicht mehr genau sagen, wann die sehr heitere Stimmung in eine Todesstarre wechselte. Ich meine, mich erinnern zu können, dass Max sagte: »Du kannst in meinem Bett schlafen, dann gehe ich mit Pussy in ihr Körbchen«, und dass ich ihm großzügig anbot, auch im Bett zu schlafen, bevor ich in einen komatösen Zustand fiel.

    Zu meiner Verwirrung träumte ich abwechselnd von Leander und der Katze, wobei Pussy irgendwann auf Rollschuhen durch die Wohnung fuhr.

    Ich weiß nicht mehr, wann ich aufwachte, ich weiß nur, dass es ein inzwischen bekanntes Gefühl war. Aus den Augenwinkeln schielte ich zu Max herüber. Er lag bewegungslos, vollkommen bekleidet da, und Pussy hatte sich zu uns aufs Bett gesellt.

    Langsam, ganz langsam stand ich auf und ging leise, ohne ihn zu wecken, nach Hause. Dort holte ich einige Stunden Schlaf nach, nahm ein Aspirin und war wieder halbwegs Mensch.

    Natürlich griff ich als Erstes zum Telefon, um Katharina und Lilli die frohe Botschaft zu verkünden.

    Ich wollte es spannend machen - man wird ja nicht alle Tage überraschend von Leander Berglandt geküsst - und bestellte die beiden in den »Kleinen Puck«, unser Lieblingscafé, wo man Tee von frischer Pfefferminze in riesigen Tassen serviert bekam und den besten selbst gebackenen Pflaumenkuchen der Stadt.

    »Du hast dich am Telefon so betont kurz gehalten. Was soll denn die Geheimniskrämerei? Das ist doch meine Masche.« Katharina war beleidigt oder einfach so neugierig, dass sie ihr Erbe herausgerückt hätte, nur um schneller zu erfahren, was sich zugetragen hatte.

    Katharina liebte es, an zwischenmenschlichen Beziehungen teilzuhaben.

    Da ich sie nicht länger auf die Folter spannen wollte, erzählte ich von meinem zuerst sehr netten Abend, der sich kurz in

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