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Klatschmohn

Klatschmohn

Titel: Klatschmohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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hast uns ja in diese Situation gebracht.
    Ich wollte dir nur sagen, dass ich jeden anderen ohne Termin hochkant hinausgeworfen hätte. Ich steh nicht drauf, dass in meinem Haus einfach ohne Vorankündigung fotografiert wird.«

    Jetzt hatte ich wirklich verspielt. Mir blieb nur noch eine Entschuldigung.
    »Tut mir wirklich Leid, Leander. Ich weiß, das ist unverzeihlich, aber ich hatte wirklich vergessen, es dir zu sagen.« Das war eine ebenso offensichtliche wie klägliche Ausrede.

    »Also ich hatte eher den Eindruck, dass Max als dein Beschützer aufgetreten ist, so wie der hier hereingestürmt kam. Traust du mir nicht?« Wie ernst er schauen konnte, und selbst dabei sah er noch umwerfend aus!

    Ich entschied mich, mit der Wahrheit herauszurücken. »Ehrlich gesagt, war ich erstaunt, wie schnell du mich bei unserem Meeting abgewürgt hast, und dieses Essen schien mir so geplant.« O nein, ich ritt mich immer mehr rein!

    »Natürlich war das geplant. Du hast doch meinen Termin plan gesehen! Ich kann solche Essen nur planen, und ob du es glaubst oder nicht, dieser kurzfristige Freitagabendtermin war der einzige, der in nächster Zeit noch frei war. Und nach Hause habe ich dich eingeladen, damit ich mal aus den Studios und Besprechungsräumen herauskomme.«

    Mir wurde immer übler. Wie hatte ich mich nur so wichtig nehmen können?
    Wie peinlich!

    »Leander, ich weiß auch nicht, was da in mich gefahren ist. Normal reagiere ich nicht so emotional. Ich sollte am besten das Projekt an meinen Kollegen abgeben.« Vielleicht konnte ich noch mit Anstand aus der Sache herauskommen.

    »Pia, ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn du emotional reagierst. Das macht letztlich gute Autoren aus. Und wenn du auf mich emotional reagierst, habe ich schon gar nichts dagegen. Hör einfach auf, Spielchen zu spielen.«

    Da stand er, der aufregendste Mann der Showbranche, blickte mich immer noch ernst, aber schon viel freundlicher an.

    Wenn ich das alles richtig deutete, mochte er mich noch. Der Mann war geduldig. Verlegen räusperte ich mich.

    »Dann geh ich mal besser nach Hause. Wenn ich gewusst hätte, wie schön es hier ist und wie unrecht ich dir getan habe, hätte ich alles daran gesetzt, ungestört zu bleiben.«

    Ohne Vorwarnung legte er seine Hände an meine Hüfte, zog mich an sich und küsste mich.

    Nun hatte ich wirklich weiche Knie. Dieser Mann sah nicht nur gut aus, sondern konnte auch noch unverschämt gut küssen. Und wenn er so gut küssen konnte, dann … den Rest wollte ich mir erst gar nicht ausmalen.

    Verwirrt stammelte ich: »Ich muss jetzt aber wirklich los. Max wartet schon«, und ging, ohne mich umzuschauen, ins Haus. Ich habe gelesen, man soll sich nie umdrehen, wenn man geht, da das ein Zeichen von großer Unsicherheit oder unstillbarer Neugierde ist.

    Beides kleidet einen nicht besonders, und man konnte nie wissen, vielleicht las er auch »Psychologie heute«.

    Im Auto musste ich die ganze Zeit an den Kuss denken. Abgesehen davon, dass ich mein Glück immer noch nicht fassen konnte und geradezu glühte, freute mich die Tatsache, dass er ein guter Küsser war, besonders.

    In der Vergangenheit hatte ich schon einige seltsame Verrenkungen miterleben müssen.

    Angefangen beim Speichelüberfluter bis hin zum Gaumenkitzler war mir seit der Pubertät rein gar nichts erspart geblieben. Im Gedächtnis war mir auch der Kuss geblieben, bei dem ich einfach eine Zunge in den Mund gelegt bekommen hatte, ohne eine weitere Bewegung zu spüren. Der Herr war wohl der Meinung gewesen, zwei aktive Zungen seien zu viel des Guten, und hatte mir gnädig die Arbeit überlassen.

    Nicht so Leander. Das war genau richtig gewesen. Nicht rau, aber mit genügend Druck, nicht zu lange, sondern gerade so, dass man einen kribbelnden Abdruck auf den Lippen spürte.

    Ich konnte es kaum erwarten, den Mädels haarklein Bericht zu erstatten.
    Leider war es schon spät und ich konnte schlecht anrufen, mit Max auf dem Beifahrersitz, vor dem ich mich gebrüstet hatte, jeder Versuchung zu widerstehen.

    Apropos Max. Der sah nicht allzu fröhlich aus. Er schaute mich an, und zum ersten Mal lag kein Funkeln in seinem Blick. »Ich glaube, wir haben da echt Scheiße gebaut. Das war eine ganz peinliche Nummer und ich mitten drin. Ich möchte nicht wissen, was er jetzt denkt. Mir war das so unangenehm, dass ich schon überlegt hatte, den Köter ein wenig auszuführen.«

    Ich konnte es gut verstehen. Wäre nicht der Kuss gewesen, säßen

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