Klatschmohn
konnte und sie damit ein Hauch von »Savoir Vivre«, Tradition und höhere Tochter umwehte, während bei Witta »Adieu« so klang, wie wenn bestimmte Menschen »Merci« sagen, dabei aber nicht die französische Aussprache beherrschen.
Anruf 3 schon etwas ungeduldiger: »Also wirklich Pia, wo treibst du dich denn nur herum, und warum schaltest du immer dein Handy aus? Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass du am Samstag kommst. Ich würde mich freuen, wenn du Leander Berglandt mitbringst. Aber mach dir keinen Stress, ich weiß, du hast ja immer genug um die Ohren. Ich kann das alles arrangieren.«
War sie nicht entzückend? >Ich kann das alles arrangieren.< Das hatte sie doch schon längst!
Anruf 4:
»Pia, ich werde jetzt Leander mal anrufen.«
Für wie blöd hielt sie mich eigentlich? Leander war vor ihr auf dem Anrufbeantworter gewesen, was bedeutete, dass sie ihn lange vor mir angerufen haben musste. Woher hatte sie eigentlich seine Privatnummer? Sicher nicht von Leanders Assistentin.
Anruf 5:
»Pia, Witta hier noch mal. Habe soeben mit Leander gesprochen, es ist alles arrangiert. Er kommt gerne und würde sich sehr freuen, wenn du ihn begleitest.
Also dann Samstag in zwei Wochen, 20 Uhr bei mir, ich freu mich.«
O ja, ich freue mich auch, Witta. Vor allem jetzt, wo ich weiß, dass du ein Spielchen spielst.
Über eines war ich mir noch nicht im Klaren. Welches Ziel verfolgte sie eigentlich? Wollte sie sich einfach mit Leander schmücken und ihren Bankangestellten prominente Freunde vorstellen, befand sie ihn als würdigen Nachfolger für ihren Verstorbenen, oder versuchte sie einfach, aus jux dazwischenzufunken?
Man kam sicher auf einige dumme Gedanken, wenn man den ganzen Tag lang Geldscheine nach Farben sortieren musste.
Wie auch immer, ich beschloss, Wittas Intrige nicht auffliegen zu lassen.
Gewarnt war ich und besser, man ließ sie im Glauben, dass man nichts ahnte, um sich ihre weiteren Schritte anzuschauen.
Und Leander ließ ich zappeln. Willst du gelten, mach dich selten.
Komisch, Max war als Einziger nicht auf dem AB gewesen, dabei hatte ich mit seinem Anruf am ehesten gerechnet. Vielleicht lag er immer noch im Koma.
Das Telefon klingelte - Katharina. Sie war gelangweilt. Es war eine Sonntagnachmittag-Langeweile, die sie seit ihrer Kindheit kannte.
Sonntags schien das Leben still zu stehen, und sie fand selten Freunde, die bereit waren, sich etwas zu amüsieren, da fast alle außer ihr einem geregelten Beruf nachgingen und sich vom anstehenden Montagmorgen tyrannisieren ließen.
Für ihre Galerie hatte sie zum Glück eine Angestellte, die sich um das Alltagsgeschäft kümmerte, sodass Katharina nur die interessanten Projekte blieben.
Sie überredete mich, mit ihrer Familie zu Abend zu essen, und holte mich sogar ab. Als wir mit ihrem Jaguar den Weg zum Familiensitz der von Steinbecks entlangfuhren, bemerkte Katharina, wie stolz sie auf ihre Herkunft war.
Ihre Familie gehörte zu einer der einflussreichsten im Lande, und schon ihre Großeltern waren mit den Prominenten aus Politik, Wirtschaft und Sport per du gewesen.
Das Anwesen war mit vielen Anekdoten verbunden, überall hingen wertvolle Bilder und erinnerungswürdige Fotografien. Man fühlte sich trotz der großen Räume vom ersten Moment an wohl, denn die lichtdurchfluteten Räume waren stilvoll antik und teilweise modern eingerichtet.
Vor allem lag es aber an der Familie selber, die ihrem Heim eine fröhliche und herzliche Atmosphäre verlieh. Jeder war willkommen, der Leben und Abwechslung mitbrachte, denn die von Steinbecks hatten ein Faible für Geschichten und Begebenheiten, je ungewöhnlicher, desto besser.
Diskretion war ein Fremdwort. Und wenn man sich erst zum engen Kreis der Familie zählen durfte, hatte man ab dato kein Privatleben mehr. Allzu gerne diskutierten die von Steinbecks über das Liebesieben anderer und gaben ungefragt Ratschläge.
Wir kamen gerade rechtzeitig zum Essen, ihre Eltern und Herbert hatten bereits an der im Garten gedeckten Tafel Platz genommen.
Katharinas Mutter sah wie immer tadellos aus, und die Lebensfreude blitzte ihr aus den Augen.
Ihr Vater, Constantin von Steinbeck, ein humorvoller und gemütlicher Mann, aß bereits die Vorspeise. Er war Genießer und konnte sich schlecht zurückhalten, wenn Mathilda, die Haushälterin, mit ihren Kochkünsten auftrumpfte - sehr zum Leidwesen von Katharinas Mutter, die sich um die Blut-und Fettwerte ihres Mannes sorgte.
»Na
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