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Klatschmohn

Klatschmohn

Titel: Klatschmohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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zugewachsenen Häuschen. Der Garten glich einem Abbild aus >House & Garden<; überhaupt hätte dieses Häuschen eher nach Cornwall in eine Rosamunde-Pilcher-Verfilmung gepasst. Man vermutete jeden Moment schlechte Schauspieler, die sich mit deutschem Akzent als Mrs Thornton und Mr. Mc Cormack ansprachen.

    Stattdessen arbeitete eine attraktive ältere Dame im Garten. Sie stellte sich als Annegret Bäumler vor. Also >verbittert< hatte ich mir anders vorgestellt. Diese Frau lachte über das ganze Gesicht, und in dem Alter sah man, ob das gespielt oder echt war, da die hängenden Mundwinkel einen verraten.

    Sie hatte halblanges dunkles Haar, ob getönt oder natur konnte ich nicht erkennen, sowie einen sehr gesunden Teint - vielleicht sollte ich auch mal mit Gartenarbeit beginnen - und umwerfend hellgrüne Augen. Das machte Mut. Es gab ein Leben nach Leander.

    Sie bat uns herein und bot uns selbst gebackenen Kuchen an, den Max natürlich begierig annahm. Von einem Mann weit und breit keine Spur.

    Annegret schaute uns erwartungsvoll an.

    »So, und Sie schreiben an Leanders Biografie? Seltsam, dass die Leute heutzutage nicht mal mehr ihr Persönlichstes selber schreiben. Na ja, geht mich ja nichts an. Wie kann ich Ihnen helfen?«

    Dieses warme wissende Lächeln.

    »Sie haben Leander gekannt, bevor er prominent wurde, und haben ihn unterstützt. Wie war er denn damals?«, fragte ich.

    »Wie er war? Wie ein Sturm, das klingt zu kitschig, oder? Aber er war wirklich wie ein Sturm, unglaublich kraftvoll und aufwirbelnd und dann auch schon wieder weg und nicht zu fassen. Sie wissen sicherlich, dass ich mit ihm eine Affäre hatte. Er war viele Jahre jünger als ich, meine Ehe eingeschlafen, mein Mann viel verreist. Klingt banal, nicht? Aber das war es nicht. Auf einmal war da dieser schöne, intensive, junge Mann, der mich forderte und lebendig fühlen ließ.
    Ich habe ihn in die Welt der Medien eingeführt und auch ansonsten haben wir viel voneinander gelernt.«

    »Das klingt alles sehr rosig. Wie ging es denn weiter?«, bohrte Max.

    »Das können Sie sich denken. Mein Mann bekam natürlich Wind von der Sache, und ich musste mich entscheiden, Leander oder die Familie. Das wollte und konnte ich nicht aufs Spiel setzen. Die Sache mit Leander hat unserer Ehe groteskerweise weitergeholfen. Mein Mann ist vor drei Jahren verstorben, aber wir haben wunderbare Jahre verlebt«, sinnierte Annegret.

    »Das klingt ja geradezu, als ob Leander ein junger Gott war.

    Wieso haben Sie denn keinen Kontakt mehr?«, fragte Max und setzte sein unwiderstehliches Lächeln auf.

    Annegret Bäumler schob Max ein zweites Stück Kuchen auf den Teller. »Ja, Leander hatte eine Schwäche. Er war übertrieben ehrgeizig. Das war krankhaft.
    Für ihn gab es nur ein Ziel: Ruhm, Erfolg und Geld. Ich will nicht sagen, dass er dafür alles geopfert hätte, aber ich bin mir sicher, wenn etwas oder jemand sich ihm in den Weg gestellt hätte, er hätte sich zu wehren gewusst. So sehr ich ihn auch damals geliebt habe, irgendwann kam der Punkt, an dem ich begriff, dass es für ihn immer nur zwei Sachen geben wird: er selbst und seine Karriere. Und ich war mir auch nicht mehr sicher, ob er mich liebte oder nur brauchte, um ihm zum Erfolg zu verhelfen. Viele glauben, er hätte mich fallen lassen. Das denkt man gerne, wenn der eine prominent und begehrenswert ist. Aber ich war diejenige, die damals den Schlussstrich gezogen hat. Unsere gemeinsame Zeit habe ich dennoch in guter Erinnerung behalten.«

    So war das also gewesen. Ich wunderte mich über ihre Offenheit.

    »Frau Bäumler, Sie sprechen so ungezwungen darüber. Ist es Ihnen nicht unangenehm, falls die Geschichte an die Öffentlichkeit dringen sollte?«

    Sie lachte. »Wissen Sie, Frau Mohnhaupt, ab einem gewissen Alter kann man sich nicht mehr selbst belügen, und viele vergangene Sachen relativieren sich.
    Ich stehe dazu, wie mein Leben verlaufen ist, und meine Familie und Freunde wussten immer Bescheid.«

    Das war der richtige Moment, um wegen des Mädchens nachzuhaken.

    »Wir haben diese Woche jemanden getroffen, der Leander wie Sie beschrieben hat. Er sagte uns außerdem, dass Leander, der sich sonst immer unter Kontrolle hatte, ausgerastet ist, als er mit einem Mädchen in der >Lucky Lounge< fotografiert wurde. Wissen Sie, wer das gewesen sein könnte?« Ich hielt den Atem an.

    Annegret Bäumler zögerte nicht lange. »Ja, das kann ich mir sehr gut vorstellen. Nachdem ich ihn damals abserviert

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