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Klatschmohn

Klatschmohn

Titel: Klatschmohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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hatte, wollte er sich an mir rächen.
    Er hatte mich eine verschrumpelte alte Kuh genannt und gesagt, dass er meine Cellulite eh nicht mehr ertragen hätte und er sich endlich was Junges, Frisches suchen würde, wo noch nichts hängt. Männer und verletzte Eitelkeit, kann ich da nur sagen. Ein Freund erzählte mir damals, dass er sich mit Leonie Windler eingelassen hätte, die regelmäßig in der >Lucky Lounge< verkehrte. Sie war gerade an der Schauspielschule angenommen worden und noch keine achtzehn Jahre alt. Man sah ihr das allerdings nicht an, ich hätte sie auch auf Mitte zwanzig geschätzt. Sie war bildhübsch und über beide Ohren in Leander verknallt. Er hatte leichtes Spiel mit ihr und sie war ihm hörig, das arme Ding. Sie waren eine Zeit lang zusammen, doch dann endete die Beziehung sehr abrupt.

    Vor einigen Jahren traf ich Leonie zufällig in der Stadt, und sie sah immer noch bezaubernd aus. Sie ist ein zierlicher Typ, sehr sensibel und scheu. Ich glaube, sie ist nicht Schauspielerin geworden, sondern hat auf Maskenbildnerin umgesattelt.«

    Heureka!

    Max drängte zum Aufbruch. Wir bedankten uns und versprachen, mit der fertigen Biografie wieder vorbeizukommen.

    Wir schwiegen, bis wir im Auto saßen. Dann legten wir los.

    »Oh, Mann! Wer hätte gedacht, dass sie so einfach zu knacken ist. Wir haben den Namen und wissen, dass diese Leonie noch in der Stadt lebt.« Max war begeistert. »Du, die Annegret ist nicht auf den Kopf gefallen. Schade, dass ich Leander früher nicht kannte. So krankhaft ehrgeizig, über Leichen gehend, wächst er einem doch direkt ans Herz, oder?« Er warf mir einen Blick von der Seite zu.
    »Sag mal, bist du ihm noch verfallen?

    Oder siehst du inzwischen ein, dass er ein Windhund ist?«

    »Sagen wir so: Ich bekomme ein anderes Bild von ihm, und auch wenn ich meine Gefühle nicht von heute auf morgen abschalten kann, sind sie merklich abgekühlt«, antwortete ich.

    Max war zufrieden. »Das ist ein guter Anfang. Und wenn wir erstmal aufgedeckt haben, was er verbirgt, sind dir die restlichen Gefühle schnell vergangen.«

    Ich seufzte leise. Ja, ich hielt mich wacker und lenkte mich so gut es ging ab, aber natürlich war ich noch lange nicht über Leander, mein angeknackstes Selbstbewusstsein und die Szene aus dem Hotel mit Witta hinweg. Allein die Vorstellung der beiden zusammen machte mich krank. Schlimm war auch, dass diese Verletzung mitten in der schwer verliebten Phase passiert war. Man fühlte sich wirklich wie auf Turkey, ausgebremst.

    Vielleicht hatte ich ein völlig falsches Bild, aber ich konnte mir vorstellen, dass es schlimmer war, mitten in diesem Rausch der Anfangsverliebtheit gelinkt zu werden, als wenn man nach langen Jahren und Alltagsroutine feststellte, nicht zueinander zu passen. Das Einzige, was es mir leichter machte, darüber hinwegzukommen, war die Gewissheit, nie wieder rückfällig werden zu können.
    Dafür war die Situation zu eindeutig und mies gewesen. Es gab keinen Zweifel, was zwar hart war, mich aber gleichzeitig zwang, mich damit abzufinden.

    Auf dem Heimweg rief ich die Auskunft an und fragte nach Leonie Windler.
    Es gab nur eine und ich bekam die Adresse und Telefonnummer ohne weiteres.
    Das klappte ja wie am Schnürchen! Sonntag würden wir ihr einen Besuch abstatten.

Endlich Wochenende! Und einen ganzen Tag nur für mich! Ich wollte mich nach den Strapazen der letzten Zeit richtig verwöhnen lassen. Mein Wohlfühlprogramm hatte ich bestens durchorganisiert. Ausschlafen, lecker frühstücken, danach zum Yoga. Mittags hatte ich einen Friseurbesuch eingeplant und anschließend den Gang zur Kosmetikerin. Massage, Gesichtsbehandlung, Maniküre, Pediküre. Zum krönenden Abschluss wollte ich mich den Strapazen der Körperhaarentfernung aussetzen! Ich wollte es endlich mit Wachs versuchen, das tägliche Rasieren und die Stoppeln nervten.

    Meine Freundin Marlene hatte mich überzeugt. Sie war entsetzt gewesen, dass ich es noch nie mit Wachs versucht hatte.

    Meine kläglichen Versuche mit einem Epilierer als 17-jährige verschwieg ich lieber. Auch, dass ich mit Blutergüssen übersät gewesen war und den Schmerz nur eine Wade lang ertragen hatte. Man will ja nicht als wehleidig gelten. Marlene schwor, dass es nichts Effektiveres als Wachs gebe.

    »Pia, du wirst sehen, so glatt war deine Haut noch nie! Die Männer sind ganz verrückt danach. Da kommt keine Rasur mit.« Meine zaghafte Nachfrage, ob es denn schmerze, wischte sie weg mit einem:

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