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Klatschmohn

Klatschmohn

Titel: Klatschmohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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Arzt zugelassen war sein Freund noch nicht, und das Ganze war eine illegale Aktion. Mir ging es danach sehr schlecht, heute würde ich sagen, dass es eine Depression war. Wochenlang lag ich flach und durfte niemandem davon erzählen. Als es mir besser ging, verließ mich Leander. Er besaß die Frechheit zu behaupten, es sei etwas kaputt gegangen. Unsere Beziehung habe ihre Unschuld verloren. Kurze Zeit später legte er einen kometenhaften Aufstieg hin. Ich traf ihn zufällig in einem Club. Als ich sah, wie er selbstgefällig auf einem Sofa lümmelte, sorgenfrei und mit einer Schickse im Arm, wurde ich wütend. Ich bin hin und habe ihn angeschrien. Er zog mich zur Seite und meinte, falls ich es je wagen würde, über diese Geschichte ein Wort zu verlieren, würde ich das sehr bereuen, da ich ein Niemand sei und mir auch niemand glauben würde. Er habe Mittel und Wege, mich bloßzustellen. Meine Eltern wären sicher nicht erpicht darauf, meinen Namen in den Schmutz gezogen zu sehen. Ich ging und verdrängte die Sache für eine lange Zeit. Aber seit ich mit meinem Freund zusammen bin und wir uns Kinder wünschen, ist alles wieder aufgebrochen. Ich befürchte, dass ich seit diesem Eingriff keine Kinder bekommen kann, weil ich eine psychische Blockade habe. Deshalb hatte ich heute einen Termin in der Klinik. Aber ich habe es nicht bis ins Arztzimmer geschafft, sondern bin stattdessen in der Klinik ewig auf und ab gegangen.«

    Katharina und ich waren sprachlos. Wir sahen uns entsetzt an. Damit hatte niemand rechnen können.

    Katharina streichelte beruhigend ihre Hand. »Jetzt ist es raus. Geht es Ihnen besser?«

    Leonie nickte, endlich war sie ihr Geheimnis losgeworden, das sie jahrelang mit sich herumgeschleppt hatte. Ich sah sie an und konnte mir deutlich vorstellen, wie sie als 17-jährige gewesen war. Umwerfend hübsch, viel zu lieb und naiv. Eine schlechte Kombination, wenn man an jemanden wie Leander geriet, der das ausnutzte.

    Wir versprachen, ihr Geheimnis für uns zu behalten. Insgeheim schwor ich Rache! Dafür würde Leander büßen.

    Während ich meinen Gedanken nachhing, versuchte Katharina, Leonie
    davon zu überzeugen, sich ihrem Freund anzuvertrauen. Es würde ihr gut tun, ihren Freund im Rücken zu wissen.

    Wir boten an, sie zu ihrem nächsten Termin zu begleiten, falls sie bis dahin nicht mit ihrem Freund gesprochen hatte.

    Nachdem Leonie sich gefangen hatte, fuhren wir sie nach Hause und
    versprachen, in Kontakt zu bleiben.

    Auf dem Rückweg war Katharina ungewohnt nachdenklich und strich sich gedankenverloren über den Bauch.

    Ich setzte sie ab und fuhr direkt nach Hause. Heute würde ich mich nicht mehr konzentrieren können.

    Ich kochte Pasta, legte mich vor die Glotze und dachte über alles nach. Jetzt wo Leanders Geheimnis gelüftet war, hätte ich mich eigentlich triumphal fühlen müssen. Stattdessen war ich nur angeekelt und dachte an Leonie, deren Leben durch Leander zerstört worden war.

    Leander hatte mit einem Schlag alles Strahlende verloren.

    Ich wollte so schnell wie möglich dieses Buch beenden und nie wieder mit ihm zu tun haben.

    Vorher würden wir abrechnen. Und ich wusste auch schon wie.

    Am nächsten Morgen war ich früh im Büro. Ich wollte vorankommen. Im Verlag braute ich mir erst einmal einen Kaffee. Es war noch alles ruhig, ich war die Erste.

    Als ich an meinen Platz ging, sah ich einen Laptop auf dem Schreibtisch vor meinem Büro. Max war wieder da!

    Mein Herz schlug schneller. Hoffentlich war er nicht mehr sauer. Ich wollte endlich dieses Missverständnis aus der Welt schaffen.

    Plötzlich hörte ich Max sagen: »Was machst du denn so früh hier?«

    Er hatte die ganze Zeit hinter mir gestanden.

    Ich fuhr herum. Ein braun gebrannter, erholt aussehender Max blickte mich an. Sein Gesichtsausdruck verriet nicht im Geringsten, ob er noch sauer war.

    »Sind wir wieder Freunde?«, fragte ich unsicher.

    »Lass mich mal überlegen. Ja, ich glaube schon«, entgegnete er wesentlich freundlicher.

    »Ich bin so froh und mir tut es so Leid, wie das abgelaufen ist. Ich habe nur an mich gedacht!«, sprudelte es aus mir hervor.

    »Zum Streiten gehören aber immer zwei, oder nicht? Vielleicht war ich ignorant und habe mich nicht in dich hineinversetzt. Oder vielleicht war ich einfach krank und brauchte eine Auszeit«, bemerkte Max.

    Erleichtert fiel ich ihm um den Hals. Es war alles wieder in Ordnung.

    »Du kommst gerade rechtzeitig. Es ist viel passiert, als du weg

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