Klausen
zunächst, er hätte ihn eingekreist, von Frage zu Frage immer mehr … Dann hätte er ihn nach der moralischen Bewertung seiner, des Laners, Geschäfte im Sarntal gefragt, und er hätte ihn damit konfrontiert, daß nun sogar der Landeshauptmann zugegeben habe, es sei zu prüfen, ob der Agrarrat Laner mit seinem Unternehmen nicht mutwillig Schaden für Verbraucher und auch für das Land in Kauf genommen habe. Gasser lachte nun fast krankhaft auf. Der Landeshauptmann werde Laner nie fallenlassen, rief er, niemals, das sei ganz und gar undenkbar. Wie komme Paolucci nur auf diesen abwegigenGedanken, im übrigen sei es völlig unwichtig, diese ganze Angelegenheit sei absolut unwichtig. Das habe er ihm schon die ganze Zeit sagen wollen, nämlich wie völlig unwichtig und überflüssig dieses alles und besonders seine, Paoluccis, detaillierte Betrachtungsweise sei. Ob ihm nicht folgendes einmal aufgefallen sei: Wenn nicht der Laner es gewesen wäre, der das halbe Sarntal mit seinen Geschäften zerstört habe, dann wäre es ein anderer gewesen, und wäre es nicht das Sarntal gewesen, dann wäre es eben ein anderes Tal gewesen, denn alle machten zu allen Zeiten das gleiche, und falle der eine aus, rücke ein anderer sogleich nach, das sei das Gesetz der Menschheit. Paolucci: Immerfort rede er in letzter Zeit vom Gesetz der Menschheit. Was soll das denn bedeuten? Er, Paolucci, kenne ein solches Gesetz nicht. Was meine er denn damit? Nun, sagte Gasser und schaute auf eine sehr eigentümliche Weise an Paolucci vorbei auf die gegenüberliegende Hauswand … Paolucci betonte noch einmal, er sei sehr gut auf dieses Interview vorbereitet gewesen, er habe auch von einigen Abgeordneten der Volkspartei gehört, die voll und ganz hinter dem Magazin und seiner Vorgangsweise stünden. Der ganze Prozeß müsse noch einmal aufgerollt werden. Einige meinten, das gebe den größten Justizskandal in Südtirol seit der Kausa Comploi. Anschließend redeten sie noch eine Weile über Gassers Schwester. Gasser erzählte, daß Delazer und Kati beim Notar Trombini einen Ehevertrag in Auftrag gegeben hätten. Beide Parteien lägen seit einigen Wochen in Verhandlungenwegen dieses Ehevertrages. Es gehe um viel Geld. Delazer sei ein harter Verhandlungspartner. Seine Schwester allerdings auch. Zuerst habe Trombini die Ansicht vertreten, daß es bei den Klausnern doch absolut nicht üblich sei, solch einen Vertrag aufzusetzen. Aber dann, als ihm die Fakten vorgelegen hätten, das heiße die Einkünfte … er, Paolucci, müsse bedenken, bei Kati … Mailand, Rom, die großen Studios … bei Delazer Bozen, der Südtiroler Landtag, die viele Presse, die Projekte, das ganze Geld … und Trombini verdient natürlich auch seine Lire dabei. Das sei die reichste Heirat Klausens. So, sagte Paolucci und schaute mit möglichst ausdruckslosem Gesicht auf die gegenüberliegende Wand. Ihm war das Thema offenbar unangenehm. Und wann, fragte Gasser, hast du zum letzten Mal mit meiner Schwester geredet? Paolucci: Das sei vermutlich ein halbes Jahr her. Sie habe doch so viel zu tun, was will sie denn da mit uns Klausnern, im übrigen bewege er sich ja nicht in der Welt, in der sich Kati bewege. Gasser: Aber wieso, das sei doch kein Hindernis. Kati sei jetzt für ein paar Tage in Klausen, wenn er wolle, könne er sie beide zusammenführen. Paolucci: Aber wieso denn? Dafür gebe es doch überhaupt keinen Grund. Er habe mit seiner Schwester nichts zu tun, im übrigen sei er in der politischen Redaktion. Gasser: Aber das habe er nun wirklich nicht gemeint. Er habe nicht gemeint, daß er, Paolucci, über seine Schwester schreiben solle. Paolucci: Und was habe er gemeint? Gasser: Er habe gar nichts gemeint. Paolucci: Es wäre natürlich schoninteressant, mit ihr über Delazer zu sprechen. Delazer steht im Augenblick sehr im Hintergrund, aber das wird nicht so bleiben. Er, Paolucci, sei davon überzeugt, daß Delazer eine justitiable Rolle in der Kausa Laner spiele. Aber ehrlich gesagt, er wolle Kati mit so etwas gar nicht belasten … Sie habe doch viel zu viel zu tun. Sie ist ja so gut wie überhaupt nicht mehr in Klausen, sie hat sich wohl eine Wohnung in Rom gekauft, habe ich gehört. Gasser: Woher hast du das denn gehört? Andauernd sagen mir die Leute, Kati habe sich eine Wohnung in Rom gekauft, aber das stimmt überhaupt nicht. Woher stammt das denn? Paolucci sagte, er glaube, er habe das irgendwo gelesen. Gasser: Du meinst, in einem dieser Magazine? Paolucci: Ich weiß
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