Klausen
einhergehenden stetigen Lärmzuwachses eine Meßreihe eingeholt werden solle, welche an verschiedenen öffentlichen Punkten Klausens zu verschiedenen Tages- und Nachtzeiten, aber auch in besonders belasteten Privatwohnungen, ermittelt werden solle etcetera . Hinter diesen wie üblich sehr gedrehten Formulierungen des Antrags stand, kurz gesagt, der Wille einiger Klausner, daß der Lärm in der Stadt gemessen wird und man anschließend schaut, ob der gemessene Lärm mit der Lärmschutzverordnung und der Betriebsgenehmigung der Autobahn noch in Einklang stehe oder nicht. Schon bei der Diskussion in der Gemeinderatssitzung war die Frage laut geworden, was denn geschehen soll, wenn der Lärm (viele sprachen übrigens statt von Lärm nur von Geräusch) die zulässige Marke überschritten habe? Ob man dann an den Staat Italien, also Rom, schreiben wolle mit der Bitte, die Autobahn zuzusperren? Diese Wortmeldung des Stadtrats Moreth führte zu einer gewissen amüsierten Stimmung bei der Fraktion der Antragsgegner. Einige hielten diesen Antrag für überflüssig, andere für ärgerlich.Man stritt zum Beispiel darüber, ob man in dem Antrag überhaupt von Lärmemission und nicht vielmehr lediglich von Geräuschemission sprechen müsse, denn ob das, was der Schwerlasttransportbereich (manche sagten Schwerlasttransportsektor ) dort oben auf der Autobahn von sich gab, Lärm oder lediglich Geräusch sei, war für einige nicht ausgemacht. Das Wort Lärm, sagten die einen, interpretiere die Geräusche bereits, obgleich die Messungen doch erst feststellen sollen, ob diese Geräusche überhaupt Lärm seien. Andere gerieten durch diese teilweise in belustigtem Ton vorgebrachten Sophismen in Erregung und sagten, natürlich sei es Lärm, was von der Autobahn her zu hören sei, was solle es denn sonst sein, wenn man nicht einmal mehr bei geschlossenem Fenster zum Eisack hinaus schlafen könne. Sofort wurde wild durcheinandergesprochen. Dann soll der Betreffende doch zur anderen Seite hinaus schlafen, hieß es vom Stadtrat Mitterrutzner. Oder: Der Betreffende sei eine nervöse Person, das habe mit dem Schwerlasttransportbereich nichts zu tun, das sei vielmehr seine eigene nervöse Störung. Der Betreffende sei schon früher als Querulant aufgefallen. Er habe an allem etwas auszusetzen … Der Bürgermeister versuchte zwischen diesen erregten Stimmen zu schlichten, und tatsächlich gab es einige Leute, die meinten, man solle dieses Thema auf zivilisierte Weise verhandeln. Allerdings waren die anderen Stimmen lauter, nämlich die der aggressiven Befürworter und die der rückhaltlos Ablehnenden. Was solle denn der Betreffende machen,wurde etwa von Stadtrat X gefragt, wenn er gar keine andere Möglichkeit habe, als zum Eisack hinaus zu schlafen, wenn also nämlich nur ein Zimmer zum Eisack hinaus vorhanden sei? Einwurf Stadtrat Y: Er, Y, habe schon immer gut geschlafen, auch zum Eisack hinaus. Gegenstimme zu X: Der Betreffende soll sich auf seinen Hosenboden setzen, Geld verdienen und sich irgendwo eine andere Wohnung kaufen, wenn er nicht am Eisack wohnen wolle … Die Argumente der Antragsbefürworter waren zuerst etwa folgende: Der Lärm müsse eingedämmt werden, die Wohnqualität müsse für die Klausner erhöht werden. Die Gegenfraktion: Klausen habe eine sehr hohe Lebensqualität, Lärm sei nicht vorhanden. Die Antragsfraktion argumentierte nun mit ärztlichen Gutachten, in denen etwas von Nervenschädigungen etcetera stand, und fügte den Hinweis an, daß auch der Tourismus eine Lärmberuhigung der Stadt erfordere. Je leiser es sei, desto mehr Touristen kämen in die Stadt, und das sei gut für die Wirtschaft. Die andere Seite lehnte dieses Argument rundweg ab und sagte, es sei in Klausen an den allermeisten Stellen vollkommen ruhig, niemand habe Nervenschädigungen, man höre gar nichts, und es sei ein vollkommen falsches Signal an die Wirtschaft, wenn man den Lasttransport einschränke. Das Klima im Eisacktal gelte ohnehin bereits als wirtschaftsfeindlich genug, in ganz Europa seien sie bereits verrufen. Hierauf verlor ein Teil der antragstellenden Fraktion die Fassung. Stadtrat Valli zählte nun in einem mindestens zwanzig Minutendauernden Redebeitrag sämtliche Straßenbauprojekte der letzten zehn Jahre im Eisacktal auf, offensichtlich hatte er das vorher auswendig gelernt und nur auf diese Gelegenheit gewartet; die meisten der erwähnten Projekte waren allerdings niemandem bekannt. Was, eine Straße zwischen X und Y? Wo denn
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