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Klausen

Klausen

Titel: Klausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Maier
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gesamte Haus. Perluttner hatte die ganze Zeit in dieser Nacht auf den Termin gewartet, zu dem die beiden zwecks ihrer Messungen erscheinen würden, eingehüllt in eine Schafswolldecke und versorgt mit einer Thermoskanne Kaffee hatte er sie hinter der Tür seiner kleinen Wohnung erwartet, vertieft in ein Journal Deutsche Kradmelder 1914 bis 1945 . Als er sie auf der Treppe bei der Familie Soundso klingeln hörte, stürmte er hinaus, es war bereits gegen halb fünf Uhr morgens, und beschimpfte sie wie ein Rohrspatz. Gruber haute er zudem sein Journal Deutsche Kradmelder 1914 bis 1945 um die Ohren, dieser ließ das alles über sich ergehen, weil er sich sagte, ein Gewaltexzess sei dasjenige, was die Bürgerinitiative Lärmschutz Klausen vorderhand am wenigsten gebrauchen könne. Perluttner wollte sogar am nächsten Tag wegen irgend etwas Anzeige gegen die beiden erstatten und schrieb einen bitterbösen Brief an das Eisacktaler Tagblatt, aber die Anzeige wurde von der örtlichen Polizei nicht angenommen, Perluttner wurde vielmehr nach Hause geschickt … In der besagten Nacht nun, als Gasser und Sonja auf dem Platz vor der Schule gewesen waren, wollten Gruber und Sonjas Bruder auf einigen öffentlichen Plätzen messen. Beide waren durch die Anstrengungen der letzten Tage völlig übernächtigt, denn tagsüber mußten beide ihrer gewöhnlichen Arbeit nachkommen, Gruber in seinem Elektrowarenladen und Christian Maretsch als Berufsschullehrer. Sie kamen mit ihren Kisten und Kabeln gegen Mitternachtauf den Platz gelaufen und begannen dort ihre Geräte aufzustellen. Einige Gaststätten schlossen zu dieser Zeit, mehrere Autos fuhren durch die engen Gassen Klausens, Passanten erschienen, es herrschte eine gewisse Unruhe. Gruber und Maretsch wurden von einigen Betrunkenen in Diskussionen verstrickt. Gruber bat die Leute weiterzugehen, denn wenn sie hier herumstünden und miteinander sprächen, könnten sie beide nicht die Lkws oben auf der Autobahn messen. Wieso nicht, fragte man. Antwort: Weil der Dezibelmesser bei jedem Wort ausschlage. Gegenantwort: Dann sei also jedes Wort lauter als die Lkws dort oben. Gruber versuchte nun, den Leuten zu erklären, daß das natürlich nicht der Fall sei, also nur relativ der Fall sei, die anderen aber beharrten, sie seien also die eigentlichen Ruhestörer, und nicht die Lkws. Dann solle Gruber doch sie messen, nicht aber die Lkws. Gruber: Sie sollen jetzt weitergehen, er habe zu arbeiten. Die Gruppe: Sie wolle nun sofort gemessen werden. Auf der Stelle wollen sie gemessen werden. Gruber und Maretsch brauchten eine Weile, um dieser Leute wieder ledig zu werden. Gegen ein Uhr morgens herrschte vergleichsweise Ruhe, und nun konnten sie Ergebnisse notieren. Dann erschien allerdings abermals eine Gruppe Menschen. Diese Leute befanden sich von Anfang an in einer gereizten Stimmung und waren augenscheinlich auf offene Konfrontation bedacht. Auffälligerweise erschienen plötzlich auch Laner und, in seinem Gefolge, Martin Delazer. Laner versuchte die Vorgänge zu schlichten,aber Maretsch, der im Verlauf der Angelegenheit übel zugerichtet wurde (wie auch der Stadtrat Moreth), sagte später, der Schlichtungsversuch Laners sei bloß ein Ablenkungsmanöver gewesen, Laner habe davon ablenken wollen, daß vermutlich er selbst hinter der brutalen Gruppe gestanden habe, die auf den Plan getreten sei. Im einzelnen ereignete sich folgendes. Zuerst trat ein unbekannter Südtiroler zu Maretsch und verstrickte ihn in ein Gespräch über ein beliebiges Thema. Im Verlauf dieses Gesprächs kam der Mann dann irgendwann auf den Meßapparat zu sprechen, was das denn sei, fragte er scheinbar wißbegierig. Maretsch erläuterte, es handle sich um einen Dezibelmesser. Der Mann fragte interessiert nach, bekam aber einen immer aggressiveren Unterton in der Stimme, und währenddessen erschienen nun noch einige weitere, Maretsch unbekannte Südtiroler auf dem Plan. Ob er etwas vorweisen könne, das ihn dazu berechtige, hier Messungen anzustellen, wurde Maretsch gefragt. Wo er das Meßgerät herhabe, ob er einen Berechtigungsschein dafür besitze etcetera . Maretsch und Gruber sagten, sie könnten hier tun und lassen, was sie wollten, das sei ein freies Land, dies sei ein öffentlicher Platz. Die mysteriöse Gruppe begann hierauf zu lachen und zu feixen, besonders den Begriff freies Land fand man witzig, hier und da wurden Fäuste geballt. Maretsch und Gruber war unterdessen natürlich klargeworden, daß diese Gruppe sie

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