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Klausen

Klausen

Titel: Klausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Maier
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Moreth, während ihn sein Sohn sehr erschrocken ansah, denn Moreth war fürchterlich rot im Gesicht, was bei dem diffusen Licht noch bedrohlicher als ohnehin aussah, nun, entspricht es denn der Wahrheit, daß Sie hier in Klausen Thesen öffentlich gemacht haben, die unseren Handel und unsere Wirtschaft insgesamt angreifen und beide als Werk des Teufels darstellen? Möglicherweise ist das der Sinn dieser Veranstaltung hier, möglicherweise wollen Sie diese Thesen nämlich auch hier verbreiten? Zanetti:Als Werk des Teufels, meine Damen und Herren, ich verstehe Sie nicht recht. Wer redet denn vom Teufel? Aber das ist doch, verstehen Sie mich recht, das ist doch eine Kinderei. Wieso sollte ich denn auf eine solche Kinderei verfallen? Perluttner sprang auf und rief erbost, der Teufel sei keine Kinderei. Er habe sich sein Leben lang nicht nur vor dem Teufel gefürchtet, sondern hauptsächlich sogar deshalb sein Leben in der Art ausgerichtet, wie er es ausgerichtet habe, sein Leben sei nicht falsch. Es sei nicht falsch, aber wenn er jetzt behaupte, der Teufel sei bloß eine Kinderei, dann behaupte er, sein, Perluttners, Leben sei falsch. (Jemand:) Ich habe diesen Wirtschaftspropheten nie geglaubt! (Dieser Ruf war offensichtlich völlig unmotiviert.) Perluttner lief nun ganz sinnlos nach vorne und schwenkte seine Faust über seinem Kopf, als wolle er damit jemandem unbedingt drohen oder sogar Angst einjagen. Doch, sagte er, ich gebe zu, ich habe diesen Wirtschaftspropheten geglaubt, aber das war früher, und deshalb sage ich euch jetzt: Ich bin dagegen. Es reicht. Ich bin überhaupt dagegen. Ich bin gegen diese Art von Wirtschaft. Ich bin … ich bin gegen sie. Moreth: Die Wirtschaft ist da, also steht sie nicht zur Debatte. Was soll man denn ändern an der Wirtschaft, man kann sie nicht ändern, sie geht ihren eigenen Weg, sie ist wie ein … ein Naturgesetz. Dem muß man sich fügen, das geht nicht anders. Mein Gott, seid doch froh darüber, daß wir diesen Fortschritt haben. Einige brachen hierbei in Gelächter aus. Zanetti saß vorne auf dem Podium an seinem Tisch und schauteebenso erstaunt wie amüsiert ins Publikum. Ich verstehe nicht, sagte er, wieso Sie jetzt auf diese Themen … Meraner sprang plötzlich ebenfalls auf. Er wies mit ausgestrecktem Arm auf Zanetti und schrie: Was heißt, Sie verstehen nicht? Sie haben die Leute doch selbst aufgehetzt! Sie haben die Leute aufgehetzt, und jetzt streiten Sie das natürlich ab, das gehört zu Ihren Machenschaften und überhaupt zu Ihrer Taktik, daß Sie es anschließend abstreiten. Zanetti: Wen habe ich aufgehetzt? Und zu was denn, zu was habe ich aufgehetzt? Ich verstehe überhaupt nicht, wovon Sie reden. Haben Sie denn irgendeinen Grund, das zu sagen? Erklären Sie sich doch bitte, es ist mir ja geradezu peinlich, hier oben zu sitzen, während … Frau Maretsch: Was sind denn das für verbotene Bücher, von denen jetzt überall die Rede ist? Zanetti wirkte nun doch über die Maßen erstaunt. Es schien, als habe er nicht gedacht, daß seine gesamte Person hier so öffentlich verhandelt werden würde. Woher wissen Sie denn das? stammelte er. Für einen Moment sah es aus, als verlöre er tatsächlich die Fassung, aber vielleicht gaukelte er alles das nur nach einem gewissen Plan vor, denn wer außer ihm selbst hätte denn vorher das Gerücht streuen können, daß er etwas mit solchen Schriften zu tun habe? Nun, antwortete er, in meinem Beruf muß ich allerdings solche Bücher lesen, aber ich weiß nicht, was man Ihnen da erzählt hat. Es ist meine wissenschaftliche Aufgabe, gewisse Schriften zu lesen, und ich kann Ihnen sagen, seien Sie doch froh, daß Sie selbst … Er wollte sagen:daß Sie selbst diese Schriften nicht lesen müssen. Allerdings war alles das offensichtlich gelogen. Es war überhaupt nicht wahrscheinlich, daß Zanetti in seiner Fachrichtung und seinem Spezialgebiet etwas mit indizierten Schriften zu tun hatte. Übrigens glaubte man ihm sofort, daß er aufgrund seiner wissenschaftlichen Fachrichtung und nicht bloß aus persönlichem Antrieb heraus (was die Wahrheit gewesen wäre) Umgang mit diesen Schriften hatte, aber deshalb wurde die Stimmung nicht etwa besser, sondern nur noch schlechter, denn man hielt nun den gesamten von Zanetti vertretenen Wissenschaftszweig für suspekt und gefährlich. Jemand rief, daß solche Leute wie diese Italiener mit ihrem Pessimismus doch hauptsächlich Unruhe schüren wollen. Auch Huber rief nun einen völlig unmotivierten

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