Klebstoff
ihre Arme um meine Schultern. – Hello Bay-bee … grinst sie breit. Sie ist immer noch bis in die Haarspitzen voll Ecstasy; sie erzählt mir, dass sie noch ne zweite Pille genommen hat, die grad anfängt zu wirken. Meine Hände legen sich um ihre Hüften, von der Materialstruktur ihres Tops mindestens genauso fasziniert wie von den Konturen ihres Körpers.
Dieses Umfeld macht das Leben, die zwischenmenschlichen Beziehungen, so unkompliziert und leicht. Wie scheiße und schwiemelig und wie langwierig wär das in nem Pub oder besoffen auf einer Party. Wir machen zusammen nen kleinen Spaziergang, mein Arm liegt um ihre Taille und meine Hand reibt über die Jeans auf ihrer Hüfte. Das Ende des Gartens ist leicht abschüssig, und wir schauen über die Baumwipfel runter auf den See mit den Bergen im Hintergrund. – Tolle Aussicht, hm? Das hier ist ein wunderschöner Teil der Welt. Der allerschönste überhaupt. Ich find es hier wundervoll.
Sie betrachtet mich, zündet sich ne Kippe an und lächelt dabei auf ne faule, zerstreute Art. – Ich bin aus Berlin. Ziemlich anders, sagt sie. Wir setzen uns hin und sehen uns schweigend an, aber ich muss an die Nacht denken und weiß, dass ich es immer so ha ben möchte: die Musik, das Gequatsche, die Reise, die Drogen und ein Paar Augen und Lippen wie diese direkt vor der Nase. Mir gefällt es hier, und das über England war kein Witz, es ist da einfach scheiße. Jeder, der nicht mit nem Silberlöffel im Mund geboren ist oder keine Lust hat, ein arschkriechender Wichser zu werden, kann da nicht als ehrlicher Mensch leben. Niemals. Ich hau ab nach London. Und Rolf und seine Freunde wollen, dass ich bei dieser Veranstaltung im November im Airport auflege. Ich überleg sogar, ob ich nicht einfach auf alles scheißen und hierbleiben soll; n bisschen die Sprache lernen und die Abwechslung genießen.
Ich und Elsa knutschen n bisschen und machen dann nen Spaziergang. Wir werden bald in das große Bett in dem Kleinmädchenzimmer steigen, sobald ich sicher sein kann, dass Terry seinen Arsch zu Hedra nach Haus verfrachtet hat. Oder noch besser, ich überlass ihm das Bett und geh mit zu Elsa, wenn sie los will. Ich lass sie jetzt nicht mehr aus den Augen, das ist sicher. Manchmal wird es am schönsten, wenn man nach etwas mehr als nur ner schnellen Nummer sucht.
Als wir wieder zurück zum Haus kommen, herrscht da ne Riesenaufregung. Gally ist aufs Dach geklettert und balanciert auf den Dachziegeln rum, in ungefähr vierzig Fuß Höhe.
– GALLOWAY, DU KLEINER IRRER, KOMM DA RUNTER ! tobt Billy.
Gallys Augen sehen völlig verrückt aus; er jagt uns allen ne Scheißangst ein, es sieht so aus, als wär er jetzt völlig ausgetitscht. Ich renne rein und die Treppe rauf nach oben. Aus einem Dachfenster baumeln zwei Beine, und zuerst denk ich, das wär Gally, der wieder runterkommt, aber Rolf erklärt mir, dass es Terry ist, der stecken geblieben ist, als er ihm nachklettern wollte. Gudrun sieht total nervös und beunruhigt aus. – Er hat mich bloß geküsst und ist dann hier raufgerannt, sagt sie ganz besorgt. – Ist was nicht in Ordnung?
– Der ist nur total dicht. Er war schon immer ein Kletterkünstler, erklär ich ihr, aber ich bin doch besorgt.
Die ganze Szene ist verdammt surreal. Alles, was ich von Terry sehen kann, sind seine Wampe und seine Beine, aber ich kann ihn nach Gally rufen hören. – Komm schon runter, Andy, Mensch komm doch, Kumpel, bettelt er.
Ich renn wieder runter und nach draußen. Jetzt seh ich Terrys obere Hälfte, mit rudernden Armen wie ne Scheißwindmühle. Gally ist ganz in seiner Nähe, er hockt rittlings auf dem First.
– Bitte … bitte … die Polizei wird kommen, die Nachbarn werden sie rufen … fleht Wolfgang. Derweil schreit ihn Marcia auf Deutsch an, und man braucht keinen Übersetzer, um zu verstehen, was sie sagt.
– Er hat bloß gesagt, er wollte auf die Toilette, und ist dann raufgegangen, sagt Gudrun, die mir gefolgt ist, zu Elsa. – Sein Kopf ist krank geworden.
– Du machst noch die Dachziegel kaputt, fleht Wolfgang.
Ich brülle, so laut ich kann: – Komm schon, Galloway, du publicitygeiler kleiner Sack! Tu mir den Gefallen! Diese Leute hier sind gastfreundlich zu uns gewesen. Wir machen Urlaub! Die haben diesen Scheiß nicht verdient!
Gally sagt was, das ich nicht verstehen kann. Dann bewegt er sich zu dem auf ihn einredenden Terry hin. Plötzlich packt Lawson ihn und zerrt ihn grob ins Haus; das sieht grotesk aus, wie dieses
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