Kleine Abschiede
und ihr eure
Limonade ausgetrunken habt, kann ich euch vielleicht ins Schwimmbad fahren«,
sagte sie.
Linda sagte: »Du?«, und die
Zwillinge sagten im Chor: »Du haßt Schwimmen doch!«
»Oh, ich will auch nicht ins
Wasser. Ich fahre euch nur hin, und Susie kann euch später abholen.«
Eliza ließ Eiswürfel in die
hohen Gläser fallen. Linda setzte sich ans Kopfende des Tischs, und die
Zwillinge bestanden darauf, rechts und links von ihr zu sitzen. Als Delia den
Krug mit der Limonade vor sie hinstellte, schrie Marie-Claire:
»Iiih! Da ist lauter loses Zeug
drin!«
»Das ist besonders gut«, sagte
Linda und goß ein.
»Und dicke Kerne außerdem!«
»Die tun nichts.«
»Das behauptet sie «,
sagte Thérèse finster zu Marie-Claire. »In Wirklichkeit schlagen sie in deinem
Bauch Wurzeln, und dann wachsen dir Zitronenbäume aus den Ohren.«
»Oh, also ehrlich, Thérèse«,
sagte Linda.
Ohne sie zu beachten, warfen
sich die Zwillinge einen vielsagenden Blick über den Tisch zu. Schließlich
erklärte Marie-Claire: »Ich glaube, eigentlich haben wir überhaupt keinen
Durst.«
»Wir ziehen uns schon einmal
die Badeanzüge an«, fügte Thérèse hinzu.
Sie schoben ihre Stühle zurück
und rannten aus der Küche.
»Ach je«, seufzte Linda. »Tut
mir leid, Lize.«
»Schon gut«, sagte Eliza steif.
Es gab Zeiten, da begriff Delia
für einen Augenblick, daß Eliza verkörperte, was früher alte Jungfer hieß. Sie
wirkte so verloren in ihrer exzentrischen Freizeitkluft, dem Safari-Anzug und
den derben Schuhen; sie zog mit gesenktem Kopf einen Stuhl heran, die schwarzen
Haarfransen fielen ihr in die Stirn und verbargen ihr Gesicht; sie setzte sich
und faltete ihre kleinen Hände energisch auf dem Tisch.
»Also, ich habe Durst«,
sagte Delia laut und setzte sich auch, langte nach einem Glas. Aus dem Flur
hörten sie wiederholtes Plumpsen — ohne Zweifel zerrten die Zwillinge ihre
Koffer die Treppe hinauf. Sie wollten wohl doch bei Susie schlafen, wenn sie
das Dielenknarren über sich richtig interpretierte.
Draußen vor dem offenen Fenster
tauchte das bärtige Gesicht eines Arbeiters auf. Er sah die Frauen, blinzelte
und verschwand. Delia und Linda sahen ihn, Eliza, die mit dem Rücken zu ihm
saß, jedoch nicht. »Was hat er denn vor?« fragte Linda.
Eliza sagte: »Er? Wer?«
»Der Arbeiter«, erklärte Delia.
»Nein, nicht der Arbeiter«,
sagte Linda. »Ich meine Sam. Wieso läßt er sämtliche Büsche rausreißen?«
»Er findet sie alt und dürr.«
»Reicht es nicht, wenn sie
zurückgeschnitten werden? Und eine Klimaanlage! Das Haus ist ungeeignet für
eine Klimaanlage.«
»Wir werden sie sicher zu
schätzen wissen, wenn es richtig heiß wird«, sagte Eliza. »Trink eine Limonade,
Linda.«
Linda nahm ein Glas, trank aber
nichts. »Ich möchte nur wissen, woher er das Geld hat«, sagte sie finster.
»Zudem: das Haus ist auf unser dreier Namen eingetragen, nicht auf seinen.
Vater hat es uns vererbt.«
Delia schaute zum Fenster. (Sie
vermutete, daß der Arbeiter darunter hockte, wie alle Arbeiter höchst
interessiert am Privatleben fremder Leute.) »Du meine Güte!« sagte sie. »Wir
sollten machen, daß wir ins Schwimmbad kommen. Möchte jemand etwas von
Eddie’s?«
»Eddies’s?« fragte Eliza.
»Ich könnte auf dem Rückweg
etwas Obst holen.«
»Delia, hast du vergessen, daß
Sams Mutter zum Essen kommt? Und du mußt noch die Krankenscheine durchsehen!
Warum bringe ich nicht die Zwillinge und gehe hinterher bei Eddie’s vorbei.«
»Nein! Bitte!« sagte Delia.
»Ich habe reichlich Zeit. Und außerdem, ich möchte das Obst selbst aussuchen,
weil ich noch nicht weiß, was ich — «
Sie gab viel zu viele
Erklärungen ab — immer ein Fehler. Linda fiel es nicht auf, aber Eliza konnte
Gedanken lesen, dachte Delia manchmal und sah Eliza abwägend an. »Also«, sagte
Delia, »bis nachher, ihr beiden. Okay?« Dann stand sie auf. Sie hörte schon die
Zwillinge die Treppe heruntertoben. »Kannst du mir bitte meine Handtasche
reichen«, fragte sie. Eliza sah sie immer noch an, nahm aber Delias Tasche von
der Arbeitsplatte und reichte sie hinüber.
Im Flur stritten sich die
Zwillinge um eine Taucherbrille, die sie sich aus den Strandsachen geangelt
hatten. Sie trugen die gleichen engen Trikotbadeanzüge in verschiedenen Farben
— einer rot und einer blau — und an den schmalen, blassen, knochigen Füßen
jeder eine rote und eine blaue Badesandale. Sie hatten beide kein Handtuch,
aber die Handtücher
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